Blutseele
gehe.«
Kay wandte sich ab und griff nach ein paar Papieren. »Sicher, mach nur. Ich kann dich nach Hause bringen, wenn ich die Welpen abhole.«
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mir einen aussuche?«, fragte er. Kay, die gerade nach einem Stift griff, zögerte in der Bewegung. »Ich wollte mir schon lange einen Hund anschaffen«, sagte Cooper, wobei er sorgfältig darauf achtete, sie nicht anzusehen. »Tagsüber kann ich ihn hier im Laden haben, und nachts nehme ich ihn mit nach Hause. Außerdem kann Ember hier dann mit ihm zusammen aufwachsen«, fügte er hinzu und streichelte das Kätzchen, das immer noch zu einem verängstigten Ball zusammengerollt war. Er konnte das Tier nicht Happy nennen – das war ein Name für einen Schokoriegel.
»Das ist eine tolle Idee.« Kay schob sich ihren Bleistift hinters Uhr und wanderte mit dem Klemmbrett für die Endjahresinventur in der Hand Richtung Laden.
Cooper musterte sie, da sie ihm den Rücken zuwandte und seine Blicke nicht bemerkte. Hinter diesen spitzen Ohren halten Stifte wahrscheinlich viel besser , dachte er, während er beobachtete, wie ihr langer, beweglicher Schwanz nach vorne schwang und den schmutzigen Vorhang zur Seite hielt, sodass sie hindurchgehen konnte, ohne ihn mit den Händen zu berühren. Es war nicht so, als wären ihre spitzen Ohren besonders groß. Tatsächlich wirkten sie eher klein und niedlich. Aber die kleinen Hörner, die direkt neben ihnen aus dem Kopf standen, versauten alles. Der Stift, der zwischen ihren Ohren und diesen süßen kleinen Hornauswüchsen steckte, funktionierte einfach nicht.
Aber trotzdem bleibe ich hier, entschied er, drückte Ember dicht an sich und sog den Duft ihres Pelzes nach Kiefer und Eisen ein.
Das Temson-Anwesen
Das Temson-Anwesen
Ich habe Das Temson-Anwesen ungefähr zur selben Zeit geschrieben, in der ich auch an der Kurzgeschichte gearbeitet habe, die letztendlich zum ersten Kapitel von Blutspur wurde. Ich wollte erfahren, wie eine Dryade wohl aussähe, wenn die griechischen und römischen Sagen von Baumgeistern wahr wären. Und ich wollte mich bemühen, eine wissenschaftliche Erklärung für ihr Verschwinden und Wiederauftauchen zu geben. In dieser Geschichte habe ich mit ein paar Ideen gespielt, die im weitesten Sinne später auch Eingang in die Bis/Jenks-Kurzgeschichte Kraftlinienbummler fanden. Aber die Dryaden in dieser Geschichte hier gefallen mir besser, was einer der Gründe dafür sein mag, dass ich die Dryaden der Hollows nie weiter ausgearbeitet habe.
Dass zwei der Charaktere dieselben Namen tragen wie meine zukünftige Lektorin und ihre Assistentin ist ein seltsamer Zufall, besonders nachdem es nach dem Schreiben der Geschichte noch ein oder zwei Jahre dauern sollte, bis ich ihnen wirklich begegnete. Ich habe darüber nachgedacht, die Namen zu ändern, aber manchmal muss man so etwas einfach akzeptieren.
Will rutschte in dem unbequemen Stuhl mit der hohen Lehne hin und her. Ihm war heiß in dem Wollanzug, den er sich gestern noch in einem zum Scheitern verurteilten Versuch, einen guten Eindruck zu machen, gekauft hatte. Der Stoff kratzte, aber er wollte sich nicht noch mal die Finger zwischen Kragen und Hals schieben. Langsam hatte er das Gefühl, dass der Mann, der ihm den Anzug verkauft hatte, ihn übers Ohr gehauen hatte. Aber das bewies nur wieder, dass er einfach nicht in diese Umgebung der teuren Teppiche, Mahagonimöbel und guten Manieren passte. Die junge Frau, die ihm gegenübersaß, hielt ihn bereits für einen groben Yankee. Vielleicht hatte sie recht. Es war nicht sein Fehler, dass er hier war – nicht, dass sie das so sehen würde. Man hatte ihn einbestellt, und er hatte unzählige Zeitzonen überquert, nur um jetzt in einem fremden Anwaltsbüro zu sitzen und wegen einer Angelegenheit, über die er keinerlei Kontrolle hatte, von diesen zwei Frauen niedergestarrt zu werden.
»Es tut mir leid, Ms. Temson«, erklärte der Rechtsanwalt gerade mitfühlend, aber doch bestimmt. »Das Testament Ihres Vaters ist in diesem Punkt sehr klar. Solange ein männ licher Erbe existiert, können Sie das Temson-Anwesen nicht erben. Sie dürfen zwar das Haus mit Garten und das beträchtliche Offshore-Vermögen aus den Investitionen Ihres Bruders behalten, aber die Wälder selbst gehören Mr. William Temson.«
Ms. Temson, offensichtlich die Schwester seines Großvaters, presste nachdenklich die Lippen aufeinander. Es war deutlich zu erkennen, wie erschüttert sie war. Doch gleichzeitig
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