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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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respektvoll darum, durch Euch mit einer Linie kommunizieren zu dürfen.« Er warf mir einen schnellen Blick zu, und wieder war ich überrascht, wie unglaublich blau seine Augen waren. »Um bei unserer Flucht zu helfen. Gäbe es einen anderen Weg, würde ich diesen wählen.«
    Ich schob meine Hand in seine und umklammerte sie. »Zapf eine Linie an.« Er warf mir einen verwirrten Blick zu, und ich schrie. »Kommuniziere mit dem Jenseits!«
    Ich sog zischend die Luft durch die Zähne, als er es tat sächlich tat, und drückte seine Hand, um ihm zu sagen, dass alles in Ordnung war. Macht brannte durch mich wie Eis, als wir im Erdgeschoss ankamen, und ich fühlte, wie meine Zunge kribbelte. Pierce richtete sich auf, dann hüllte er mit einem Aufschrei seine Hand in einen ungefähr kopfgroßen Ball aus Jenseits.
    Das kam durch mich, dachte ich stolz, während wir weiter auf die Tür zueilten.
    Pierce warf den Ball. Die Hexe vor der Tür jaulte auf und warf sich zur Seite. Grüne Macht mit rotschwarzen Rändern traf die Glastüren und verteilte sich dort wie Schleim. Ein Knall erschütterte die Luft und hätte mich fast umgeworfen. Glas wurde in einem lautlosen Regen nach draußen geschleudert.
    »Geht es Euch gut, Miss Rachel?«, fragte Pierce ernsthaft, während ich mich etwas erholte.
    Ich sah auf, als er mich am Ellbogen stützte. Für einen Mo ment standen wir nur da, vollkommen aufeinander konzentriert, verbunden durch die Kraftlinie und unseren Wunsch zu fliehen. Mein Innenohr knackte nach der Explosion. Hinter mir hörte ich Schreie, die langsam Sinn ergaben. Jenseits der zerstörten Türen hörte ich den Verkehr und spürte die frische Winternacht. Die Hexe auf dem Boden sah geschockt zu uns auf. »Wow«, sagte ich, und Pierce entspannte sich etwas.
    Als er sicher war, dass ich wieder stabil stand, ließ er meinen Ellbogen los, hielt aber weiter unsere Finger ver schlungen. »Erlaubt mir, Mistress Hexe«, sagte er galant und eskortierte mich durch die zerbrochenen Glasscheiben.
    »Hey! Stopp!«, schrie jemand. Mein Puls raste, und trotz des sicheren Wissens, dass meine Mom mich »mächtig peinigen« würde, falls sie es je herausfand, stieg ich elegant über die zersprungenen Überreste der Tür hinweg und auf den gestreuten Bürgersteig.
    »Einen Moment«, sagte Pierce und drehte sich um. Ich fühlte einen weiteren tiefen Zug in mir, als er zwei Finger über das Fensterbrett und die Türschwelle der breiten Türen zog. Eine grüne Wand aus Jenseits erhob sich auf dem schneematschbedeckten Gehweg und schloss alle drinnen ein. »Nun können wir aufbrechen«, sagte er ausgelassen. Im Licht des I.S.-Gebäudes konnte ich erkennen, wie gut gelaunt er war. »Vielleicht wäre eine Kutsche angebracht«, sagte er und pfiff, als wäre er in Cincy aufgewachsen. Aber er hatte Robbie vorher dabei beobachtet. »Ich fürchte, wir sollten unangenehme Eile an den Tag legen. Die Schutzwand wird nicht lange von Bestand sein. Und wir müssen uns bis dahin weiterhin an den Händen halten.«
    Ich grinste. Wenn er aufgeregt war, wog er seine Worte nicht sorgfältig ab und klang charmant elegant. »Vielleicht sollten wir ein paar Blocks weit laufen, damit sie nicht sehen, welches Taxi wir nehmen?«, schlug ich vor. »Sonst geben sie es nur per Funk durch.«
    Pierce runzelte die Stirn, dann winkte er das Taxi weiter, das am Randstein gehalten hatte. »Wie die Musik aus den Kisten?«, fragte er, und ich nickte. Es war nah genug dran.
    »Dann werden wir laufen«, erklärte er. Nach einem letzten Winken zu den wütenden I.S.-Officers hinter der grünen Jenseitswand packte er meine Finger fester, und wir gingen den Gehweg entlang.
    Mein Puls raste, und ich war außer Atem. Ich hatte noch nie so etwas getan und fühlte mich total lebendig. Zum ersten Mal in meinem verdammten Leben fühlte ich mich lebendig. Das Adrenalin sorgte dafür, dass ich mich leicht fühlte und meine Schritte sicher waren. Schneeflocken rieselten friedlich auf uns herab, und ich wünschte mir, ich könnte das für immer tun – mit einem Mann Händchen halten, während ich mich innerlich warm und glücklich fühlte. Er war nicht viel größer als ich, und unsere Schrittlängen passten gut zusammen.
    Ich warf einen Blick zurück auf das kleiner werdende I.S.-Hochhaus, dann auf Pierce, aber er musterte die Gebäude und die Schaufenster. Also sah auch ich mir die bunten Lichter an und die glücklichen Leute, die mit Last-Minute-Sonnwendgeschenken oder perfekten

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