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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Seid Ihr sicher, dass es das war, was Euch plagte?«
    Ich lächelte, weil in seinen Worten kein Schmerz mitklang. Er hatte anscheinend damit abgeschlossen. »Das war es. Wahrscheinlich liegt es an der modernen Medizin oder an diesen ganzen Kräutertränken, die sie mir im Wunschcamp für sterbende Kinder gegeben haben. Ich war drei Jahre dort, bevor sie mich rausgeschmissen haben, weil ich nicht mehr so schnell starb.«
    Das Erstaunen in seinem Blick war deutlich zu sehen, als er sich ungläubig zurücklehnte. »Ihr seid ein Wunder, Mistress Hexe.«
    Ich schnaubte und zog meine Fingernägel über den Stoff des Sessels. »Ich bin noch keine echte Hexe. Ich habe meine Lizenz noch nicht. Du kannst mich Rachel nennen.«
    Pierce versteinerte plötzlich. Als ich aufsah, entdeckte ich, dass er mich anstarrte. Plötzlich verstand ich, und mein Gesicht wurde heiß. Dreck, ihm meinen Vornamen zu verraten war wahrscheinlich unglaublich intim. Es war offensichtlich, dass er nicht wusste, wie er reagieren sollte.
    Peinlich berührt konzentrierte ich mich auf Robbie. »Ich, ähm, es tut mir leid, dass ich dich aus deiner Ruhe gerissen habe«, sagte ich. »Ich habe versucht, meinen Dad zu rufen. Weißt du, ich hatte diese Wette mit Robbie. Ich habe gesagt, dass Dad, mein Vater, wollen würde, dass ich mich bei der I.S. bewerbe, und Robbie hat gesagt, dass Dad, falls er noch am Leben wäre, wollte, dass ich einen höheren Abschluss in Erdmagie mache. Also hat Robbie mich herausgefordert, Dad zu rufen und zu fragen. Falls ich es schaffen sollte, hatte ich versprochen, das zu tun, was Dad sagt; wenn nicht, wollte ich Robbie begleiten und vier weitere Jahre an der Uni verbringen. Ich war nicht davon ausgegangen, dass er in Frieden ruht. Wahrscheinlich sollte ich froh sein«, sagte ich und fühlte mich schuldig. »Aber ich wollte wirklich dringend mit ihm sprechen.«
    »Miss Rachel«, sagte Pierce, und ich hob den Kopf, als er meine Hand ergriff. »Weint nicht um Euren Vater. Ich nehme an, er ruht in Frieden, beobachtet Euch und wünscht Euch alles Gute.«
    »Das weißt du nicht«, sagte ich stur und entzog ihm meine Hand. »Du steckst im Fegefeuer fest.«
    Aber statt das als Abfuhr aufzufassen, nickte er, als würde ihm die Antwort gefallen.
    »Ihr wisst, dass die Absicht hinter der Herausforderung Eures Bruders war, Euch zu beweisen, wie fähig Ihr in Erdmagie seid, damit Ihr diesen Weg einschlagt?«
    Mir fiel die Kinnlade runter, und ich schaute zu Robbie. »Dieser Drecksack«, flüsterte ich. »Auf jeden Fall tue ich es nicht«, sagte ich dann, während Pierce noch über den modernen Fluch nachdachte. »Wir wissen nicht, ob mein Dad zugestimmt hätte oder nicht, also ist die ganze Sache hinfällig. Ich gehe nicht nach Portland. Ich werde hier bei meiner Mutter bleiben und der beste verdammte Runner seit meinem Dad werden.«
    Dreck, ich fluche schon wieder, dachte ich, dann lächelte ich Pierce entschuldigend an. »Ich glaube«, sagte er, nur Zentimeter von mir entfernt, »dass man langsam stirbt, wenn man nicht seiner Leidenschaft folgt.«
    Er hielt wieder meine Hand. Mein Magen machte einen kleinen Sprung, und ich zog mich zurück, bevor ich wirklich anfing zu zittern. Die Gespräche um uns herum erschienen mir plötzlich laut, und Pierce lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er, obwohl es ihm offen sichtlich nicht leidtat. »Ich habe meine Grenzen über schritten.«
    Genau, als würde ich das nicht wollen? »Es ist okay«, sagte ich und sah ihm kühn in die Augen. »Ich habe schon mit Männern Händchen gehalten.« Und sie geküsst. Ich frage mich, wie es ist, einen Geist zu küssen? Gott, er hatte einen Bart. Wahrscheinlich wäre es stachlig und furchtbar. Aber vielleicht war der Bart ja auch weich?
    Ich lenkte meine Gedanken wieder in akzeptable Bahnen und sah den Flur entlang zu Robbie. Er war offensichtlich aufgeregt, während er mit dem Mann sprach. Seine Arme bewegten sich in scharfen Gesten. »Ich frage mich, was sie sagen«, murmelte ich.
    Pierce hatte immer noch diesen verschmitzten Gesichtsausdruck, aber mir gefiel er.
    »Lasst mich sehen, ob ich mit dem Jenseits kommunizie ren kann«, sagte er. »Ich bin gesonnen, einen Zauber zu spre chen, um sie zu hören, auch wenn es niederträchtig ist, das zu tun.« Aber fast sofort brach seine Begeisterung in sich zusammen. »Ich kann keine Linie finden«, sagte er und berührte nervös seinen Bart. »Man sollte meinen, es wäre einfacher, weil

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