Blutseele
murmelte er, und während ich weiterhin sein Handgelenk umklammerte, vollführte er mit der freien Hand eine kleine Geste. Ich unterdrückte ein Zucken, als sich die Energie veränderte, die er durch mich aus der Linie zog. Mit zusammengekniffenen Lippen deutete er auf den I.S.-Officer, der sich gerade vorbeugte, um mit einem anderen, offensichtlich höherrangigen Beamten zu reden.
»Sir, hätten Sie eine Minute Zeit?«, fragte Robbies Gesprächspartner mit klarer Stimme.
Ich konnte das Gesicht des zweiten Mannes nicht sehen, aber als er von seinen Papieren aufsah, klang er genervt. »Was?«
»Es geht um das verschwundene Mädchen«, erklärte der erste Officer und bewegte nervös die Finger hinter dem Rücken.
Ich erhaschte einen kurzen Blick auf das Gesicht des Vorgesetzten, als er sich zu Robbie umdrehte. Es war glatt und trotz der Verärgerung darin nicht unsympathisch. Jung. »Und?«, fragte er.
Der ältere Mann beugte sich näher zu ihm. »Er weiß Dinge, die nicht an die Presse gegeben wurden.«
Der Vampir wandte sich wieder seinem Papierkram zu, und sein Stift glitt in einer Geschwindigkeit über das Blatt, die für einen Menschen zu hoch war. »Und?«, fragte er wieder.
»Und er ist eines von Morgans Kindern.«
Ich fühlte eine gewisse Befriedigung in mir aufsteigen, als der Vorgesetzte seinen Stift hinlegte. »Von wem?«
»Der Hexe in Arkanes«, half Robbies Gesprächspartner weiter. »Vor ungefähr fünf Jahren gestorben.«
Dann verwandelte sich mein Stolz in Angst, als der Vampir Robbie ansah und seine Pupillen sich zu vollem Schwarz erweiterten. Dreck, ich konnte es sogar von hier aus sehen. Er wurde vampirisch. Aber warum?
»Morgans Junge?«, murmelte er interessiert, und mein Puls beschleunigte sich. Etwas lief falsch. Ich konnte es fast schmecken. »Ich dachte, er hätte den Staat verlassen?«
Pierce löste meine Finger von seinem Handgelenk, und ich zuckte zusammen, als die Verbindung zwischen uns in sich zusammenfiel. Mein Qi war plötzlich bis zum Rand gefüllt, und ich zwang einen Großteil der Energie zurück in die Kraftlinie. Aber ich ließ die Linie nicht ganz los, um auf alles vorbereitet zu sein.
»Ich nehme an, wir sollten gehen«, sagte der kleine Mann, und sein Blick schoss zum Haupteingang des Gebäudes zwei Stockwerke unter uns.
Ich rieb mir die Finger, um die Reste des Kribbelns loszuwerden. »Was ist los?«
Pierce schob sich an die Stuhlkante und hielt seinen Man tel geschlossen. »Meiner Erfahrung nach ist der Instinkt, nicht das, was man gelehrt wurde, der klarste Wegweiser. Sie haben sich in den Kopf gesetzt, dass Euer Bruder in die Entführung des Mädchens verwickelt ist und sich nun bemüht, Gnade zu finden, indem er kooperiert. Wir müssen Fersengeld geben.«
»Warte«, sagte ich, als er aufstand und mich ebenfalls auf die Beine zog. »Was ist mit Robbie?«
In diesem Moment sah mein Bruder mich an, als hätte er mich gehört. Sein Gesicht war bleich. Hinter ihm kamen beide Beamte in seine Richtung. Offensichtlich verängstigt formte er mit den Lippen: »Lauf!«
»Eurem Bruder wird kein Unheil geschehen«, sagte Pierce, und ich setzte mich in Bewegung, als er meinen Ellbogen packte und uns auf die breite Treppe zuführte. »Sie werden ihn mächtig peinigen, bis sie von seiner Unschuld überzeugt sind, aber bis dahin wird die Sonne aufgegangen sein. Schuld und Tadel, ich hätte fähig sein müssen, dies Desaster allein anzugehen.«
Ich hatte keine Ahnung, was er mir sagen wollte, aber dank Pierce waren wir schon auf der Treppe, bevor der erste Schrei erklang. Ich riss den Kopf herum und stolperte. Zwei Schlägertypen waren uns auf den Fersen, und mit einem kleinen Keuchen schubste ich Pierce vorwärts. Ein Klingeln er tönte, und meine Haut kribbelte. »Schließen!«, schrie jemand.
»Verdammnis«, fluchte Pierce, aber unsere Füße waren noch in Bewegung, und wir hatten den ersten Stock ohne Probleme hinter uns gelassen. Mein Puls hämmerte zu schnell, und meine Lungen taten weh, aber ich wurde nicht langsamer. Wir würden nicht meinetwegen gefangen werden. Abgesehen von den zwei Kerlen, die uns folgten, und der uniformierten Frau, die mit verschränkten Armen vor der Tür stand, schienen alle mit einer Beobachterrolle zufrieden zu sein. Eigentlich zogen sie sich sogar zurück und machten Platz. Super.
»Mistress Hexe«, sagte Pierce mit angespannter Stimme, als wir uns dem Erdgeschoss näherten. Ich konnte kaum mit ihm Schritt halten. »Ich bitte
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