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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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dass es so wäre. Er war anders. Stark, aber sicher. Fähig, aber verloren. Er wusste, dass ich krank gewesen war, und trotzdem behandelte er mich nicht wie ein kleines Kind. Ich mochte ihn. Vielleicht sogar sehr. Und er brauchte meine Hilfe. Noch nie hatte jemand meine Hilfe gebraucht. Vor allem nicht jemand, der so fähig und stark war wie er.
    »Er ist untrinkbar«, sagte ich, als ich meine Stimme wiederfand, aber er nahm mir nur seine Tasse weg.
    »Wenn Ihr ihn gemacht habt, ist er göttlich«, sagte er und lächelte wie der Teufel selbst. Ich fühlte, wie mein Herz einen Sprung machte, obwohl ich genau wusste, dass er mich nur hochnehmen wollte.
    Seine Finger lösten sich von meinen, und mein Realitätssinn kehrte zurück. Ich war keine alberne Debütantin, die auf so einen Satz reinfiel, aber trotzdem war es irgendwie schmeichelhaft, dass ein Mann scheußlichen Kaffee trank, um mich zu beeindrucken. Ich zog die Augenbrauen hoch und fragte mich, wie weit er wohl gehen würde. Auf jeden Fall würde ich ihn das scheußliche Zeug trinken lassen.
    »Oh, danke dir, Pierce«, sagte ich mit einem Lächeln. »Du bist ein echter Gentleman.«
    Ich wandte mich der Kiste zu, um sie zu öffnen, und warf gerade rechtzeitig einen Blick zurück, um zu sehen, wie er mit einem melancholischen Seufzen in seine Tasse starrte. Ich wettete zehn zu eins darauf, dass er ihn gerne weggekippt hätte, aber ich hatte noch eine ganze Kanne, um seine Tasse wieder aufzufüllen.
    Der Staub kitzelte mich in der Nase, als ich die Kiste öffnete. Dann legte sich ein Lächeln auf mein Gesicht, als ich die Sachen musterte und überall meinen Dad erkannte. Er hatte viele seiner Kraftlinienzauber für die Arbeit selbst gemacht, und da ich ja die meiste Zeit krank zu Hause verbracht hatte, drehten sich ein paar meiner frühesten Erinnerungen darum, wie er und ich zusammen am Tisch saßen, während die Sonne unterging und er sich auf eine Nacht auf der Straße und die Jagd auf Bösewichte vorbereitete. Ich hatte meine Wachsstifte, er seine Kreide, und während ich Pixies und Fairys ausmalte, zeichnete er Pentagramme, goss Wachs in Kraftliniensymbole und verbrannte alle Arten von Mixturen, während Mom mit den Händen wedelte, sich über den Gestank beschwerte und doch im Stillen stolz auf ihn war.
    Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und erinnerte mich, wie sie sich durch die Macht seiner Magie verknoteten, während er mir neben der Arbeit ein paar Sachen erklärte und seine Augen leuchteten, weil er wollte, dass ich es wirklich verstand.
    Als Pierce seine Tasse neben dem Karton abstellte, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und konzentrierte mich wieder. »Ist da irgendwas drin, was du brauchen kannst?«, fragte ich und schob die Kiste näher zu ihm hin. »Ich bin eher eine Erdhexe. Oder werde es sein, wenn ich meine Lizenz habe.«
    »Miss Rachel«, sagte er, während er sich auf den Inhalt der Kiste konzentrierte und verschiedene Sachen in die Hand nahm, »nur eine Hexe von einigem Ansehen kann diejenigen beschwören, die nicht in Frieden ruhen, und nur diejenigen mit unübertrefflichen Fähigkeiten können ihnen einen Körper verleihen.« Ein Lächeln trat in seine Augen. »Selbst einen, der so vergänglich ist wie dieser.«
    Verlegen zog ich eine Schulter hoch. »Ich war es nicht allein. Der Großteil der Energie kam von den gesammelten Gefühlen aller Leute auf dem Platz.«
    »Und wessen Idee war es, den Zauber auf dem Platz zu wir ken?«, fragte er, während er eine Handvoll Metallscheiben und Nadeln hervorzog und in einem unordentlichen Haufen beiseitelegte.
    Ich dachte nach. Ich hatte zum Konzert gehen und die Gefühle dort verwenden wollen, um den Zauber zu stärken, aber Robbie hatte stattdessen den Fountain Square vorgeschlagen. »Robbies, glaube ich.«
    Pierce hielt einen Zauber ans Licht. »Ah.« In seiner Stimme klang Befriedigung mit. »Den kann ich brauchen.«
    Ich betrachtete die dicke Silberscheibe mit der Nadel dar in. Abgesehen von einer vagen Beschriftung am Rand sah sie genauso aus wie die, die er beiseitegelegt hatte. »Was ist es?«
    Das Lächeln des Mannes wurde teuflisch. »Dieses angenehme Stück Magie ist ein lautstarker Schlossknacker«, sagte er, dann legte er die Scheibe neben seine Kaffeetasse.
    »Lautstark?«
    Pierce wühlte weiter in der Kiste herum. »Er erzeugt eine Macht, stark genug, um die Tür aus den Angeln reißen zu können«, erklärte er leichthin.
    »Oh.« Ich spähte mit mehr Interesse in die

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