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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Kiste und hielt die Klappen offen. Es war ein bisschen wie eine Pralinenschachtel – man wusste nicht, was gut war, bevor man nicht davon probiert hatte.
    Pierce gab ein erfreutes Geräusch von sich, bevor er einen weiteren Zauber hochhielt und seine Finger leicht über die eingeritzten Symbole gleiten ließ. »Dieser hier strahlt das Gefühl mächtiger Magie aus. Vielleicht ist er noch funktionstüchtig?«
    Langsam zog er die Nadel heraus. Die leere Mitte des Zaubers, der einer Unterlegscheibe ähnelte, glühte plötzlich in einem kräftigen Rot. Pierce schien überrascht, dann lachte er. »Gute Güte, ich bin ein Narr. Nehmt Ihr ihn«, sagte er und drückte ihn mir in die Hand.
    Ich nahm den Zauber und hielt ihn verwirrt fest, während Pierce fast bis in den Flur zurückwich.
    Ein leichter Krampf ließ meine Finger zucken, dann verblasste das Rot zu einem dämmrigen Pink. Ich warf einen Blick auf die Kiste mit dem Kraftlinienzeug. Pierce schüttelte den Kopf, kam zurück und nahm mir die Scheibe wieder ab. Wieder glühte sie heftig.
    »Er funktioniert wunderbar«, erklärte er, als er die Nadel in den Zauber zurückschob und die Scheibe verblasste. »Ich möchte nicht wissen, wie effektiv er ist, wenn er schon bei mir so glüht.« Damit legte er ihn sanft auf dem Tisch ab.
    Ich öffnete den Mund und sah erst ihn an, dann die Zauber auf dem Tisch. »Du löst ihn aus? Ich dachte, es wären die Zauber.«
    Pierce lachte, aber es war ein nettes Lachen. »Ich bin ein Geist und wandle auf Erden in einem Körper, der annähernd real ist. Ich bin gesonnen zu sagen, dass das als starke Magie gewertet werden kann.«
    Verlegen zuckte ich die Achseln, und er wandte sich wieder der Kiste zu.
    »Der hier dient dazu, Vertraute zu rufen«, sagte er und ließ ihn auf den Haufen mit unnützen Zaubern fallen. »Mit dem hier meidet man Leute, die nach einem suchen. Oh, das ist seltsam«, sagte er und hielt eine weitere Scheibe in die Höhe. »Ein Zauber, um einem Körper mit einem Buckel zu versehen? Da muss jemandem ein Fehler unterlaufen sein.«
    Ich nahm ihm den Zauber ab und sorgte dabei dafür, dass unsere Finger sich kurz berührten. Ja, er war tot, aber ich war es nicht. »Nein, das stimmt schon so«, sagte ich. »Er gehört zu einem Kostüm. Mein Dad hat sich an Halloween immer verkleidet.«
    »Halloween?«, fragte Pierce, und ich nickte gedankenverloren.
    »Für ›Süßes oder Saures‹. Ich war der verrückte Wissenschaftler und er mein Assistent. Wir sind die Gänge des Krankenhauses auf und ab gewandert …« Eine Gefühlswelle überschwemmte mich, und ich schluckte schwer. »Erst ging es zum Schreibtisch der Krankenschwestern im Kindertrakt, dann in die Zimmer der alten Leute.«
    Ich wollte nicht darüber reden. Ich legte das Amulett ab und schob es traurig beiseite. Pierce schien zu verstehen, denn er schwieg für einen Moment, bevor er sagte: »Ihr seht blendend aus, Miss Rachel. Eine schöne, feurige junge Frau.«
    Ich verzog das Gesicht und nahm den Zauber wieder an mich. »Na ja, versuch mal, das meinem Bruder zu erzählen.«
    Wieder schwieg er. Ich fragte mich, was seine Neunzehn tes-Jahrhundert-Moral wohl von mir und meiner sturen Ent schlossenheit hielt. Er hatte gesagt, ich sei feurig, aber das war damals nicht unbedingt etwas Gutes gewesen.
    »Diesen hier nähme ich gerne, wenn ich darf«, sagte Pierce und hielt ein fast handtellergroßes Amulett hoch. »Es entdeckt Personen in kleinen Räumen.«
    »Cool«, sagte ich, nahm es ihm ab und zog an der Nadel. »Funktioniert es noch?«
    Wieder spürte ich das leichte Kribbeln und Krampfen in meiner Hand. Die gesamte Mitte des Amuletts wurde durchsichtig und zwei Punkte erschienen. Anscheinend waren wir das. »Funktioniert noch«, sagte ich, steckte die Nadel zurück und gab es ihm. »Du kannst es ruhig nehmen. Ich habe keine Verwendung dafür.«
    »Danke«, sagte er und steckte es zu dem lautstarken Dietrich in seine Tasche. »Und dieses hier? Es schafft eine Ablenkung.«
    Ich grinste. »Noch ein Kawummzauber?«
    »Kawumm?« Dann nickte er, als er verstand. »Ja, ein Ka wummzauber. Sie sind mächtig effektiv. Ich habe das Wissen, um so einen Zauber auch ohne Hilfe zu wirken, aber dafür müsste ich mit einer Kraftlinie kommunizieren. Dieser Zauber wird ausreichen.«
    Ich hatte das Gefühl, dass die meisten Zauber, die er einsteckte, Zauber waren, die er auch selbst hätte wirken kön nen. Ich meine, er hatte die Türen des I. S.-Hochhauses gesprengt und dann eine

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