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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ist unwahrscheinlich, dass er umgezogen ist.«
    Wir hatten den Flur erreicht, und ich rannte fast in Pierce hinein, als er abrupt vor der Tür anhielt und die Klinke musterte. »Du willst laufen?«, fragte ich ungläubig.
    Er öffnete die Tür und atmete die trockene, kalte Luft tief ein. »Ich bin dazu gesonnen, ja.«
    Die Kälte drang ins Haus, und jetzt verschränkte ich die Arme, um mich warmzuhalten. »Die Welt hat sich verändert, Pierce. Wir haben uns zu erkennen gegeben, und es ist schwerer, einen von uns zu finden.«
    Das schien ihn kurz zögern zu lassen. »Ich werde ihn finden«, erklärte er dann und trat auf die schneebedeckte Ve randa. »Ich muss. Meine Seele und die des Mädchens hängen davon ab.«
    »Du wirst sie nicht finden, bevor die Sonne aufgeht«, rief ich ihm hinterher. Gott, Männer und ihr seltsamer Stolz .
    »Dann nehme ich an, ich sollte laufen.«
    Dann nehme ich an, ich sollte laufen, äffte ich ihn in Gedanken nach, bevor ich ebenfalls auf die Veranda trat. »Pierce«, sagte ich, und er drehte sich um. In seinen Augen lag eine verborgene Hitze, die mich meine nächsten Worte vergessen ließ. Ich blinzelte ihn an, überrascht, dass dieses Gefühl überhaupt da war und dass es auf mich gerichtet war. Er war nicht amüsiert von meinem Temperament. Es störte ihn nicht. Er respektierte es, während er mich gleichzeitig abwies.
    »Danke Euch, Miss Rachel«, sagte er, und ich wich vor ihm zurück. Für einen Moment löste ich meinen Blick von ihm, als ich an der Türschwelle hängen blieb. »Ich kann Euch nicht weiterhin gefährden.«
    Er lehnte sich vor, und ich erstarrte. Mein Herz raste. Ich stellte fest, dass meine Hände auf seiner Brust lagen, aber ich stieß ihn nicht weg.
    »Ihr seid feurig und kühn«, flüsterte er mir ins Ohr, und ein Schauer lief mir über den Rücken. »Wie ein fröhliches Fohlen, das sich seiner selbst sicher ist und sich nicht brechen lässt. Ich bin nicht gesonnen, zurückhaltend zu sein. Wäre es so, würde ich Euch lange und voller Liebe umwerben und für die Stunde leben, in der ich Euer Vertrauen und Eure Aufmerksamkeit errungen haben würde. Aber ich habe nur diese eine Nacht, also muss ich kühn sein und riskieren, Euch zu beleidigen und den Handschuh hingeworfen zu bekommen.«
    »Das hast du nicht«, sagte ich, ohne zu wissen, was meine Handschuhe damit zu tun haben sollten. Die Anspannung sorgte dafür, dass mein gesamter Körper steif war, aber in mir kribbelte etwas voller Vorfreude. »Ich würde alles dafür geben, dass du mich küsst«, sagte ich. »Ich meine«, fügte ich hinzu, als er den Kopf schräg legte und entsetzt die Augen aufriss. »Ich habe schon Männer geküsst. Heutzutage ist es wie ein Händeschütteln«, log ich, weil ich einfach wissen wollte, wie sich seine Lippen auf meinen anfühlen würden. »Fast schon ein Muss, wenn du gehst.«
    Er zögerte. Meine Schultern sackten nach unten, als er seine Hände langsam sinken ließ.
    »Ach, zum Teufel damit«, sagte er plötzlich und trat zurück. Bevor ich wusste, wie mir geschah, schlang er einen Arm um mich und stemmte seine freie Hand an den Türrahmen neben meinem Kopf. Er lehnte sich vor, und dann fanden seine Lippen die meinen.
    Mir entkam ein leises Geräusch, und ich riss die Augen auf. Hier stand ich auf meiner Veranda, in der Kälte und dem Licht, und ließ mich von ihm küssen. Ich war zu überrascht, um etwas anderes zu tun. Seine Lippen waren kühl, aber sie erwärmten sich an meinen. Sein Bart war weich. Der Arm an meinem Rücken hielt mich an ihn gedrückt, gleichzeitig schützend und fordernd. Ein Stich durchfuhr mich und wärmte mein Innerstes.
    »Pierce!«, murmelte ich, von der plötzlichen Leidenschaft fast um den Verstand gebracht, aber als er Anstalten machte, sich zurückzuziehen, schlang ich ihm zögerlich die Arme um die Hüfte. Zur Hölle, ich war schon geküsst worden, aber das waren schlechte Küsser gewesen, nur grapschende Hände und nasse Zungen. Das hier war … exquisit, und es berührte eine Saite in mir, die noch nie angeschlagen worden war.
    Er spürte mein Verlangen, und mit einem leisen Geräusch, das gleichzeitig von seiner Sehnsucht und seiner Zurückhaltung sprach, zog er sich zurück. Unsere Lippen lösten sich, und ich starrte ihn vollkommen erschüttert an. Verdammt, er küsste wirklich toll.
    »Ihr seid eine außergewöhnliche Frau«, sagte er. »Ich danke Euch demütig, dass Ihr mir die Chance schenkt, meine Sünden zu tilgen.«
    Sünden

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