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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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nötig würde sie alle anrufen. Sie wählte und benutzte die Sozialversicherungsnummer des Verdäch tigen, um herauszufinden, dass die nächste Zahlung erst am fünfzehnten fällig werden würde. Es war eine stattliche Summe, und ungeduldig drückte sie wieder und wieder die Raute-Taste, bis die Maschine einen virtuellen Herzinfarkt erlitt und sie an einen echten Sachbearbeiter weitergab.
    »Were-Versicherung«, meldete sich eine höfliche Stimme.
    Ivy setzte sich aufrechter hin. »Hier ist Officer Tamwood«, sagte sie, »ich möchte die Daten von einem Ehepaar Demere überprüfen. Könnten Sie mir sagen, ob sie in letzter Zeit ihre Lebensversicherung aufgestockt haben?«
    Es folgte ein Moment des Schweigens. »Sind Sie von der I.S.?« Bevor Ivy antworten konnte, fuhr die Frau fort: »Es tut mir leid, Officer Tamwood. Ohne Durchsuchungsbefehl kann ich keinerlei Informationen weitergeben.«
    Ivy lächelte grimmig. »Das ist in Ordnung, Ma’am. Mein Partner und ich werden mit dem kleinen Stück Papier zu Ihnen kommen, sobald die Sonne untergegangen ist. Wir ha ben es ein wenig eilig, also lässt er vielleicht sogar das Frühstück aus, um zu Ihnen zu kommen, bevor Sie schließen.«
    »Ähm …« Ivy fühlte, wie sich beim Klang der Angst in der fremden Stimme ihre Pupillen erweiterten. »Das muss nicht sein. Ich helfe der I.S. jederzeit gerne. Lassen Sie mich die Police heraussuchen.«
    Ivy klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter, knibbelte an ihren Nägeln herum und versuchte angestrengt, ihre Pupillen wieder zu verkleinern.
    »Hier ist sie!«, plapperte die Frau nervös. »Mr. und Mrs. Demere haben kurz nach ihrer Heirat eine ziemlich bescheidene Police abgeschlossen …« Die Stimme der Frau verklang, als wäre sie verwirrt. »Sie wurde vor ungefähr vier Monaten aufgestockt. Warten Sie einen Moment.«
    Ivy griff nach einem Stift.
    »Okay«, sagte die Frau, als sie sich wieder meldete. »Jetzt weiß ich, warum. Mrs. Demere hat ihre Ausbildung beendet. Sie war auf dem Weg, die Ernährerin der Familie zu werden, und sie wollten noch den günstigeren Zahlungsplan vor ihrem nächsten Geburtstag ausnutzen. Die Auszahlungssumme beläuft sich auf eine halbe Million.« Die Frau lachte leise. »Da war jemand aber ein wenig enthusiastisch. Ein Abschluss als Stenotypistin wird ihr keinen Job verschaffen, der gut genug ist, um so eine Versicherung zu rechtfertigen.«
    Der nächste Adrenalinstoß breitete sich in Ivy aus, und der Stift zerbrach. »Dreck!«, fluchte sie, als Tinte über ihre Hand und den Schreibtisch floss.
    »Ma’am?«, fragte die Frau vorsichtig.
    Ivy starrte auf die blaue Tinte auf ihrer Hand und sagte: »Es ist nichts. Mein Stift ist gerade zerbrochen.« Sie ließ ihn in den Mülleimer fallen, zog mit dem Fuß eine Schublade auf und griff nach einem Taschentuch. »Es könnte im Interesse Ihrer Firma sein, wenn Sie die Bearbeitung der Forderung für ein paar Wochen verzögern«, sagte sie, während sie sich die Finger abwischte. »Könnten Sie mich anrufen, wenn jemand versucht, den Anspruch geltend zu machen?«
    »Danke, Officer Tamwood«, sagte die Versicherungsangestellte fröhlich. Im Hintergrund war das Geräusch eines kratzenden Bleistifts zu hören. »Ich danke Ihnen vielmals. Ich habe Ihre Nummer auf dem Display, und ich werde Sie bestimmt anrufen.«
    Peinlich berührt legte Ivy auf. Sie bemühte sich immer noch, die Tinte von den Fingern zu bekommen, aber in ihrer Magengrube prickelte leise Aufregung. In keinem Bericht stand, dass die Träne nicht funktionierte. Das hatte definitiv Potenzial. Aber sie konnte mit ihren Verdächtigungen nicht in den Keller gehen; wenn Art jemandem da unten einen Anteil am Geld versprochen hatte, würden ihre Anschuldigungen im Nichts verlaufen, und sie würde dastehen wie ein jammerndes Miststück, das versuchte, sich davor zu drücken, Art ihr Blut zu geben. Dass sie genau das tat, beschäftigte sie bei Weitem nicht so sehr, wie sie gedacht hätte.
    Sie knüllte das Taschentuch zusammen und griff wieder nach dem Telefon. Kisten. Kisten konnte ihr dabei helfen. Vielleicht konnten sie zusammen zum Mittagessen gehen.

5

    Durch das Eichenparkett hörte sie gedämpft, wie unten die letzten Gäste vor die Tür gebeten wurden, und Ivy entspannte sich. Sie fand mehr Frieden hier, als sie zugeben wollte. Sie streckte ihre langen Beine unter das Klavier, hob ihren geschmolzenen Milchshake hoch und trank durch einen Strohhalm, während sie Arts Untergang plante.

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