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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Vor ihr auf dem geschlossenen Deckel lagen ausgeschriebene Alternativ-Pläne, ordentlich auf dem schwarzen Holz angeordnet. Unter ihr stolperten Piscarys lebende Gäste im Sonnenaufgang nach Hause. Die Untoten waren vor einer guten Stunde verschwunden. Der Geruch von Tomatensauce, Würstchen, Nudeln und dem schweren Schokoladendessert, das jemand zum Mitnehmen bestellt hatte, drang durch die Fugen.
    Das Licht, das durch die großen Fenster fiel, war dünn. Ivy sah von den Papieren auf und streckte ihre Arme in Richtung der hohen Decke. Normalerweise war sie um diese Uhrzeit im Bett – wartete auf Kisten, während er den Schlussdienst machte und danach zu ihr ins Bett glitt, meist mit einem sanften Biss. Häufig verwan delte es sich in einen atemlosen Kreis aus Geben und Nehmen, der sie zufrieden in den Armen des anderen einschlafen ließ, während die Morgensonne ihre Haut wärmte.
    Ihr Blick verschwamm, und Ivy spielte am Saum ihres Spitzenoberteils herum, während sie an Mia dachte. Banshees waren dafür bekannt, dass sie Ärger schürten. Oft ließen sie sich von einer funktionierenden Firma anstellen und trieben dann mit ein paar wahren Worten alte Freunde dazu, sich an die Kehlen zu gehen, woraufhin sie sich zurücklehnten und die Gefühle aufsaugten, während alles um sie zerfiel. Dass sie das mit der Wahrheit schafften, machte alles nur noch schlimmer. Sie liebte Kisten – aber es Liebe zu nennen, wenn sie Blut nahm? Das war ein wildes Bedürfnis. Dort konnte man keine Liebe finden. Sie senkte den Blick auf ihre Zettel und schob eine Hand zwischen ihren Hals und den kratzenden Spitzenkragen.
    Ivy fühlte sich wie ein Möchtegern-Vamp, gekleidet in enge Jeans und ein enges schwarzes Oberteil mit tiefem Ausschnitt, verziert mit durchsichtiger Spitze. Ein Paar flache Sandalen vervollständigte das Outfit. Es war nicht das, was sie angezogen hätte, um ihrem Partner einen Mord anzuhängen, aber es war der Kleidung ähnlich, die Dornröschen trug.
    Sie saß seit Stunden hier am Klavier. Nachdem sie sich mit Kisten zum Mittagessen getroffen hatte, hatte sie sich krankgemeldet und es auf schlechtes Sushi geschoben. Kisten war nicht davon überzeugt, dass es ein guter Weg zu einer Beförderung war, Piscarys Fehler in Arts Wohnung abzuladen und ihn damit ins Gefängnis zu bringen. Aber Ivy gefiel die Gerechtigkeit, die darin lag. Es der I. S. zu melden würde ihr nichts bringen, außer, dass alle irritiert waren, weil sie sich eingemischt hatte. Sicher, Mr. Demere würde so nicht für den Mord an seiner Frau ins Gefängnis wandern, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er ungeschoren davonkommen würde. Sie würde sich später um ihn kümmern, wenn er dachte, er hätte alles überstanden.
    Es überraschte sie, dass sie sich amüsierte. Sie mochte ihren Job bei der I.S., mochte es, sich von dem Punkt, wo Pläne schiefgelaufen waren, nach vorne zu arbeiten, um dumme Leute zu fangen, die dumme Entscheidungen getroffen hatten. Aber selbst zu planen, wie man jemanden in einem von ihr ausgelegten Netz fing, war befriedigender. Sie war auf dem Weg ins Management, aber sie hatte nie innegehalten, um sich zu fragen, ob sie das auch wollte.
    Und so hatte Kisten ihr, nachdem sie mit ihm alles besprochen hatte, widerwillig ihr Auto gegen Bargeld abgekauft, und sie war mit dem nicht zurückzuverfolgenden Geld einkaufen gegangen. Im ersten Zauberladen, den sie betreten hatte, hatte sie sich dumm gefühlt, aber der Mann war überaus hilfreich gewesen, nachdem sie ihm ihr Geld gezeigt hatte.
    Ivy stellte mit kalten Fingern ihren Milchshake auf einen Untersetzer und griff nach dem Schlafamulett, das sicher in seiner Seidenhülle lag. Sie hatte einen Trank gewollt, den sie Art einflößen konnte, aber die Hexe hatte sich geweigert, ihn ihr zu verkaufen. Er hatte behauptet, das wäre für einen Anfänger zu gefährlich. Er hatte ihr allerdings ein Amulett verkauft, das denselben Zweck erfüllen würde, und sie befühlte vorsichtig die hölzerne Scheibe an ihrem langen Band. Sie war davon überzeugt, dass es funktionieren würde. Der Mann hatte sie dreimal ermahnt sicherzustellen, dass es ihr jemand wieder abnehmen würde, weil sie sonst zwei Tage lang schlafen würde, bevor der Zauber aus Sicherheitsgründen brach.
    Ein zweites, metallisches Amulett würde ihr die Illusion blonder Haare verschaffen und sie ungefähr zwanzig Zentimeter kleiner wirken lassen, sodass sie eher die Größe und Figur von Dornröschen hatte. Sie wusste

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