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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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verängstigten Feiglings«, sagte sie, und Ivy spannte sich an, bereit, ihr zu sagen, sie solle den Mund halten. Aber die Erinnerung an den gezügelten Hunger in diesen Augen hielt sie zurück. »Gib zu, dass du un recht hattest. Gib zu, dass du abstoßend bist und eine Hure. Und dann sei nicht mehr so.«
    »Aber es fühlt sich zu gut an!«, schrie Ivy, und es war ihr egal, ob das gesamte Stockwerk sie hörte.
    Mia zitterte am ganzen Körper. Sie atmete schnell und hielt sich an der Stuhllehne fest. Als sie den Blick wieder hob, realisierte Ivy, dass die Luft im Raum rein und makellos war, als hätte diese Diskussion nie stattgefunden. Ivys Puls raste, als sie tief einatmete und nur den Duft von Mias Parfüm und einen leichten Hauch ihres Schweißes witterte. Verdammt. Das Miststück ist gut .
    »Ich habe nie gesagt, dass es einfach wird«, sagte Mia leise, und Ivy fragte sich, was zur Hölle gerade passiert war. »Der Hunger wird immer da sein, wie ein eingewachsener Dorn. Jeder Tag wird schlimmer sein als der letzte, bist du glaubst, dass du keinen Moment mehr ertragen kannst. Aber dann wirst du die Hässlichkeit in deinen Augen sehen, die raus will – und wenn du stark bist, wirst du es einen weiteren Tag aufschieben. Und einen weiteren Tag wirst du die sein, die du sein willst. Außer du bist ein Feigling.«
    Die darauffolgende Stille war fast tief genug, um Mias Herzschlag zu hören. Ivy stand reglos hinter ihrem Schreibtisch. Die Gefühle, die in ihr tobten, gefielen ihr gar nicht. »Ich bin kein Feigling«, sagte sie schließlich.
    »Nein, bist du nicht«, gab Mia zu, kleinlaut und ruhig. Gesättigt.
    »Und ich bin nicht willensschwach«, fügte Ivy lauter hinzu.
    Mia atmete tief durch und umklammerte fester ihre Tasche. »Doch, bist du.« Ivy kniff die Augen zusammen, und Mias Haltung veränderte sich wieder. »Vergib mir die Frage«, sagte die Banshee gleichzeitig peinlich berührt und nervös, »aber würdest du darüber nachdenken, mit mir zusammenzuziehen?«
    Ivys Magen verkrampfte sich. »Raus.«
    Mia schluckte schwer und nahm ihre Sonnenbrille ab, sodass Ivy ihre fahlblauen Augen sehen konnte, die Pupillen in vertrauter Weise erweitert. Sie wirkte verletzlich. »Ich kann dafür sorgen, dass es deine Mühe wert ist«, sagte sie und ließ ihren Blick über Ivy gleiten, als wäre sie eine ehemalige Geliebte. Dann leckte sie sich über die Lippen. »Mein Blut für deine Gefühle? Ich kann alles befriedigen, was du brauchst, Ivy, und noch mehr. Und mit dem Schmerz, den du in dir trägst, könntest du ein Kind in mir entfachen.«
    »Verschwinden … Sie.«
    Mit gesenktem Kopf nickte Mia und ging Richtung Tür.
    »Ich bin nicht willensschwach«, wiederholte Ivy, und Scham mischte sich unter ihre Wut, als Mia durch das kleine Büro ging. Mia öffnete die Tür und warf einen zögernden Blick zurück.
    »Nein«, sagte sie, und auf ihrem alterslosen Gesicht lag eine sanfte Traurigkeit. »Bist du nicht. Aber du brauchst Übung.« Und dann verließ sie mit wehendem Kleid das Büro. Das Klappern ihrer Absätze ließ das gesamte Stockwerk verstummen, und die Lichter glitzerten in den Strähnchen in ihrem Haar.
    Wütend schlurfte Ivy zur Tür, knallte sie zu und ließ sich wieder in ihren Stuhl fallen. »Ich bin nicht willensschwach«, sagte sie laut, als würde es wahr werden, wenn sie es selbst hörte. Sie wollte nicht über das nachdenken, was Mia gesagt hatte – oder was sie angeboten hatte. Mit geschlossenen Augen holte Ivy tief Luft, um sich zu entspannen. Es hatte ihr nicht gefallen, wie Mia sie benutzt hatte. Aber das war es, was Banshees taten. Ivy war selbst schuld, dass sie mit ihr diskutiert hatte.
    Wieder atmete Ivy tief durch, langsamer, um auch die Schultern zu entspannen. Sie konnte, wenn sie sich bemühte, alles ignorieren außer dem, worauf sie sich konzentrieren wollte – sie hatte einen Großteil ihres Lebens so verbracht. Es sorgte dafür, dass sie schnell wütend wurde, unterdrückte ihren Appetit und machte sie dünnhäutig, aber es hielt sie geistig gesund.
    Ivy öffnete in der Stille die Augen, und ihr Blick fiel auf die Träne. So unvermeidlich wie Schatten konzentrierte sie sich darauf, verzweifelt auf der Suche nach einer Ablenkung. Abscheu breitete sich in ihr aus, als sie das gebrochene Siegel betrachtete. Wie sollte sie das Art erklären?
    Sie lehnte sich vor und zog sie heran. In einem Anfall von Schwelgerei schüttelte sie die Träne auf ihre Handfläche. Noch ein Moment des

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