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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Zögerns, dann berührte sie sie mit der Zunge. Sie fühlte nichts, schmeckte nichts. Schuldbewusst ließ sie den Kristall wieder in die Tüte fallen und drückte das Siegel so gut es ging wieder zu, bevor sie die Tüte zurück auf den Schreibtisch warf.
    Die Träne war drei Jahre alt, aufgefunden in einem Raum, der nach Angst stank. Keine Banshee war verantwortlich. Der Mann hatte seine Frau ermordet und bereits einen Plan gehabt, wie er die Schuld loswerden konnte. Woher hatte er die Träne? Eine drei Jahre alte Träne?
    Drei Jahre . Das war eine lange Zeit, um den Mord an seiner Frau zu planen. Besonders, nachdem sie erst seit acht Monaten verheiratet waren, wenn man Mr. Demeres Akte glauben wollte. Langzeitplanung .
    Adrenalin schoss in ihre Adern, und sie befühlte noch einmal die Tüte. Vampire planten so langfristig. Jacqueline hatte eine Akte. Nur ein Vampir, der bei der I.S. arbeitete, konnte wissen, dass sie tot war, unfähig, ihren Namen reinzuwaschen. Und nur ein I.S.-Angestellter hätte Zugang zu einer Träne aus der Asservatenkammer. Einer Träne, die niemand vermissen würde.
    »Heilige Scheiße«, hauchte Ivy leise. Das ging bis ganz nach oben.
    Ivy ließ die Träne fallen und griff nach dem Telefon. Art würde in seinen Sarg scheißen, wenn er das erfuhr. Aber dann kam ihr ein Gedanke, und sie zögerte, während der Hörer schon an ihrem Ohr rauschte.
    Das Apartment war voller Angst gewesen – Wut und Angst, die von der Träne hätten aufgesaugt werden müssen. Angst, die Art mit ihren eigenen Gefühlen überlagert hatte.
    Das Summen der Telefonleitung wurde zu einem Piepen, und sie legte den Hörer wieder auf, während sich der saure Geschmack des Verrats in ihrem Mund ausbreitete. Art hatte sie benutzt, um das psychische Level des Raums durcheinanderzubringen. Der Kerl von der Spurensicherung hatte es kommentiert, als er reingekommen war, und hatte sie dafür verantwortlich gemacht, nachdem er die Banshee-Träne gesehen hatte, weil er nicht gewusst hatte, dass sie nur noch zu dem beigetragen hatte, was sowieso schon da gewesen war. Niemand dokumentierte den psychischen Level, außer Banshees waren in die Sache verwickelt, und das hatten sie nicht gewusst, bevor sie den Tatort bereits verunreinigt hatten. »Nachdem Art die Träne gestohlen und in Position gebracht hatte«, murmelte sie. Art, der so dämlich war, dass er seine hübschen Reißzähne nicht einmal im Arsch eines anderen finden würde.
    Sie nahm sich einen Stift aus ihrem Becher und trommelte damit auf den Schreibtisch. Sie wollte alles aufschreiben, tat es aber nicht, damit es nicht irgendwann gegen sie verwendet werden konnte. Vielleicht war er ja gar nicht so dämlich. »Motiv …«, hauchte sie, genoss den Adrenalinstoß und hatte irgendwie das Gefühl, dass er sie reinigte. Warum sollte Art dabei helfen, einen Mord zu planen und zu verschleiern? Was hätte er davon? Da er untot war, wurde Art nur noch von seinem Überlebenstrieb und dem Drang nach Blut getrieben.
    Blut?, dachte sie. Hatte der Verdächtige versprochen, Arts Blutschatten zu werden im Austausch für die Chance, seine Frau zu töten? Klang nicht überzeugend .
    Ihre Mundwinkel wanderten nach oben, und sie lächelte. Geld. Arts Aufstieg in der I.S. hatte ein Ende gefunden, als er gestorben war und er nicht länger eine potenzielle Blutquelle darstellte. Ohne Blut als Währung für Bestechungen konnte er in der vampirischen Hierarchie nicht mehr aufsteigen. Er lebte von den Zinsen seiner Vorodes-Ersparnisse, aber dem Gesetz nach durfte er an das eigentliche Kapital nicht heran. Wenn der Verdächtige Art einen Teil der Lebensversicherung seiner Frau versprochen hatte, war dieses Geld vielleicht genug, um Art einen Schritt vorwärtszubringen. Dass der untote Vampir offen zugegeben hatte, nicht abgeneigt zu sein, sich von Ivy durch die Beförderungsstufen mit nach oben ziehen zu lassen, verstärkte nur ihren Glauben, dass er Geldprobleme hatte. Untote Vampire arbeiteten nicht härter, als sie unbedingt mussten. Dass Art überhaupt arbeitete, sprach schon Bände.
    Ivy klickerte hektisch mit dem Kugelschreiber, während sie versuchte, sich zu erinnern, ob sie je davon gehört hatte, dass Art vorzeitig gestorben war. Er arbeitete seit dreißig Jahren am selben Schreibtisch.
    Entschlossen ließ sie den Stift fallen und zog die gelben Seiten hervor, auf der Suche nach der größten Anzeige für eine Versicherung, die nicht mit den älteren Vamp-Familien verbunden war. Falls

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