Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
Vom Netzwerk:
das?«
    Fancy riss ihn wieder an sich. Es gefiel ihr nicht, dass Ilan ihr Kuscheltier anstarrte wie eine Missgeburt. »Das ist der Kopf eines Drachen auf dem Körper eines Bären.«
    »Warum sollte irgendjemand …« Ilan fiel offenbar ein, mit wem er sprach, und er hielt es nicht für nötig, den Satz zu beenden. »Warum gehst du nicht raus und suchst dir ein paar Leute, die dir die Langeweile vertreiben?«
    »Wozu? Das macht mich nicht glücklich.«
    »Also denkst du, das Glück kommt hier einfach so reingeflogen und gibt dir hundert Dollar?« Ilan schlug ihr den Bären/Drachen aus den Händen und riss sie auf die Beine.
    »Bearzilla, nein!«, rief Fancy, als ihr Kuscheltier zu Boden fiel.
    »Du und Bearzilla, ihr könnt später noch ein paar Großstädte heimsuchen. Jetzt hörst du erst mal auf zu jammern und kommst mit. Ich will dir was zeigen.«
    Fancy ließ sich von ihm nach draußen in sein sandfarbenes Oldsmobile ziehen. Auf dem Beifahrersitz saß ein kleiner Junge, um dessen Kopf ein blutiger Verband gewickelt war. »Hast du ihm das angetan?«
    »Haha, sehr lustig. Das wollte ich dir nicht zeigen.« Sie folgte ihm zum Kofferraum. Er öffnete ihn. Darin lag geknebelt und gefesselt ein anderer Junge, der sie böse ansah und Schweiß aus seinen Augen blinzelte. » Das wollte ich dir zeigen«, sagte Ilan so stolz, als hätte er Wild zum Abendessen erlegt. »Ich hab ihn dir mitgebracht.«
    »Als Geschenk?«, fragte Fancy gerührt.
    Ilan scharrte mit dem Fuß auf der Einfahrt. »Du scheinst weniger der Typ für Pralinen und Blumen zu sein.«
    Fancy umarmte ihn, was ein unzulänglicher Ausdruck dessen schien, was sie fühlte. Kit hätte gewusst, wie man richtig auf so ein großartiges Geschenk reagierte. »Das ist wirklich süß«, sagte sie. »Aber ich glaube nicht, dass es mir besser geht, wenn ich ihn umbringe.«
    Ilan lachte sie aus. »Dann bring ihn nicht um. Du musst nicht jeden umbringen. Manchmal ist es das Schlimmste für einen, wenn man ihn leben lässt. Mit dem Schmerz und der Schuld.«
    Fancy dachte darüber nach und ging dann zurück zum Beifahrerfenster, um das Blut zu betrachten, das das ganze Gesicht des kleinen Jungen verkrustete. »Hat der Junge im Kofferraum dir das angetan?«, fragte sie und zeigte auf seinen Verband.
    Der Junge nickte und sah nachdenklich auf seinen Schoß.
    »Wie heißt du?«, fragte Fancy.
    »Egbert.«
    »Egbert?« Fancy sah den Jungen mitleidig an: Deppenhaarschnitt, Wampe, kurze Hose. »Das ist echt blöd. Wie ist das passiert? War es ihm langweilig geworden, dir auf dem Spielplatz die Hosen runterzuziehen und dir ›Schlag-mich‹-Zettel auf den Rücken zu kleben?«
    »Niemand klebt ›Schlag-mich‹-Zettel auf mich«, sagte Egbert beleidigt. »Alle mögen mich. Ich weiß nicht, warum George mich nicht leiden kann.«
    »George ist der Junge im Kofferraum?«
    Egbert nickte. »Kannst du rückgängig machen, was er gemacht hat? Ilan hat gesagt, dass du das kannst.«
    »Was hat er denn getan?«
    Egbert wickelte den blutigen Verband ab. Auf der Stirn des Jungen war tief das Wort »Schwuchtel« eingeritzt.
    Sie half Egbert, seine Verletzungen wieder zu verbinden, und ging zurück zum Kofferraum, wo Ilan sie erwartete. »Immer noch gelangweilt?«, fragte er.
    Fancy sah George nachdenklich an. »Mit einem Mal fühle ich mich echt lebendig.«
    Fancy und Ilan saßen unter dem Tonybaum und hielten Händchen, während die Mini-Tonys sagen: »Why Do Fools Fall in Love«. Egbert rannte breit grinsend zu ihnen.
    »Wie war’s?«, fragte Fancy, nachdem sie die Lakaien entlassen hatte, die Egbert zu seiner Verabredung gebracht hatten.
    »Super! Hat nicht mal wehgetan.«
    »Jetzt, wo wir uns um George gekümmert haben, lass uns nach deiner Stirn schauen.« Fancy stand auf und ging zu dem Patenbaum.
    »Was habt ihr mit George gemacht?«, fragt Ilan.
    »Darf ich’s ihm zeigen?« Egbert implodierte praktisch, so groß war sein Bedürfnis, es jemandem zu zeigen.
    »Moment.« Fancy betrachtete die hautartigen Blätter, bis sie das richtige für Egbert gefunden hatte. Sie pflückte das Blatt und legte es über das Wort auf Egberts Kopf. Das Blatt passte zu seinem Hautton und haftete so gut an, als wäre es die eigene, vollkommen unberührte Haut des Jungen.
    »Kann ich es ihm jetzt zeigen?«
    Fancy hob die Schultern und lächelte, und Egbert rannte zu Ilan, drehte sich um und zog seine Shorts runter.
    Ilan lachte. Er lachte sehr lange. »Sie haben dir ein Bild von George auf den Arsch

Weitere Kostenlose Bücher