Blutsgeschwister
würde er verschwinden, und sie würde aufwachen und ihr Kissen küssen. Sie liebkoste seine Lippen, die sich an ihren bewegten, und gewöhnte sich gerade an ihren Druck, als seine Zunge ins Spiel kam und es schwieriger machte, sich zu konzentrieren. »Es gefällt mir«, sagte Ilan und berührte ihre Oberlippe mit seiner Zungenspitze, so leicht wie ein Kolibri. »Wie du schmeckst.«
»Wonach schmecke ich denn?«
»Pfannkuchen.«
Fancy lachte, und dass sie während ihres ersten Kusses lachte, ließ sie noch mehr lachen. Sie hatte immer gedacht, es würde … anders sein. Irgendwas mit Rosen und Violinen. Aber hier war sie im Gebüsch mit dem Geruch von Kreischerblut in der Nase und einem Jungen, den sie nicht mal sehen konnte, und der fand, dass sie nach Frühstück schmeckte.
Ilan lachte mit ihr. »Kennst du diese Pfannkuchen am Stil? Ich schwöre bei Gott, dass du so schmeckst.« Er küsste sie wieder, und der Drang zu lachen verschwand. Sie versuchte sich zu entscheiden, wonach er schmeckte, aber sie konnte nur an Regen denken. Etwas Frisches und Nasses. Sommerregen.
Als er wieder aufhörte, lag sie auf dem Rücken und er auf ihr, obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, sich hingelegt zu haben. Er keuchte, ein so unromantisches Geräusch, dass sie wieder lachen musste. »Du magst Pfannkuchen am Stil wohl wirklich.«
»Ich liebe diese Dinger.«
Fancy fühlte, wie sich etwas gegen ihre Hüften presste, und schnappte nach Luft. »Wie bei dem Kreischer!« Sie fasste in seinen Schritt.
Ilan schnappte nun selbst nach Luft und stieß sich von ihr weg.
»Noch keine Paarungszeit für uns. Wenn du nicht verdammt noch mal mit reinkommst.«
»Sprich nicht so mit mir.«
»Würdest du bitte verdammt noch mal mit reinkommen?«
»Nein.« Fancy setzte sich auf und schlang ihre Arme um ihn.
»Verdammt, Fancy.«
Sie küsste sein Ohr. »Nicht sauer sein.«
»Ich bin nicht sauer. Ich kann dir nicht mal einen Vorwurf machen. Du hast mir gesagt, dass du gerne Jungs folterst.«
Sie küssten sich wieder, und sie fragte sich, ob sie je aufhören würde, von seiner Zunge überrascht zu sein.
Eine Tür knallte.
Fancy ließ ihn widerwillig los, und er spähte durch die Mahonien. »Das ist Gabe«, sagte er. »Ich geh mal besser zu ihm.« Aber als sie ihm folgen wollte, hielt er sie auf. »Du wartest, bis wir weg sind.«
»Warum versuchst du, ihn zu beschützen?«, fragte sie und spürte eine verblüffende Mischung aus Erregung und Verärgerung. »Er hat versucht, mich umzubringen.«
»Er ist nur so, wenn er schlafwandelt. Du bist immer so. Also bleib hier.« Er zog sie für einen letzten Kuss an sich. »Ich ruf dich an, okay?«
»Okay.«
»Bye.« Er rannte durch die Mahonien. »Und sei süß, um Himmels willen!«, rief er über die Schulter.
»Ich versuch’s!«
Fancy sah einen erstaunten Gabriel, der Ilan den Fahrersitz überließ, und sie beschloss, dass es doch irgendwie ein romantischer erster Kuss gewesen war. War bei Vollmond nicht alles romantisch?
Sie pflückte eine weitere Mondblume. Sie würde heute so süß sein, wie Ilan es von ihr dachte. Pfannkuchensüß. Und morgen? Reines Gift.
AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
Ich betrachtete meinen Baumgarten an dem glücklichen Ort. Die Tänzerin, der alte Mann, Madda, Ilan. Sie alle waren da und wuchsen. Das einzige Problem war Kit. Sie war verkümmert und grau, und ein komischer Pilz hatte ihren Stamm befallen. Sie flehte mich an, sie zu fällen. Ich lachte nur.
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
Fancy lag im Bett, kuschelte mit Bearzilla, schmollte wegen Gabriel und starrte an die Decke. Sie war himmelblau gestrichen, um Insekten abzuhalten, aber ein hellgrüner Nachtfalter flatterte dagegen. Fancy wollte ihn erschlagen und aus seiner Misere befreien, aber es war zu heiß. Außerdem brachte es Unglück, etwas Grünes zu töten. Sie musste sich mit intensiven bösen Blicken begnügen.
Sie schrak zusammen, als es an der Fliegengittertür klopfte, und ihre Stimmung hellte sich etwas auf, als sie sah, dass es Ilan war.
Er kam rein und setzte sich auf ihr Bett, machte es sich gleich gemütlich. »Was ist los mit dir?«
»Nichts. Mir ist langweilig.«
»Oh, willst du ein Glas Saft? Oder vielleicht ein Malbuch?«
Fancys Stimmung sank wieder. »Ich hab dir gesagt, behandle mich nicht wie ein Baby.«
»Dann hör auf, dich wie ein Baby zu benehmen.« Ilan riss ihr Bearzilla aus den Armen, dann stutzte er. »Was zur Hölle ist das?«
»Bearzilla.«
»Aber … Was ist
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