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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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Uhrzeigersinn.«
    »Vielleicht hat es deshalb nie geklappt. Jetzt komm schon.«
    Nachdem sie ein paar Minuten lang im Kreis gegangen waren, sagte Kit: »Ich komm mir vor wie ein Idiot.« Sie sah finster nach dem Habicht, der von einer Baumkrone schrie. »Als ob uns alle Vögel auslachen. Wie viele Runden müssen wir um dieses Ding drehen?«
    Fancy dachte nach. »Sechsunddreißig.«
    » Sechsunddreißig?«
    »So lange ist es her, dass wir Daddy zuletzt gesehen haben. Außerdem ist drei eine magische Zahl, und sechsunddreißig ist ein Vielfaches von drei.«
    »Es gibt keine Magie.«
    »Mach’s einfach, Kit.«
    »Was hab ich dir gesagt zum Thema Rumkommandieren?«
    Fancy sah über ihre Schulter. »Du hast gesagt, einer muss es tun, also warum nicht gleich ich.«
    »Wow, haben wir Klugscheißer-Tag?« Kit holte aus, um Fancy einen Klaps auf den Hinterkopf zu verpassen, und schlug knapp daneben. »Das hättest du mir sagen sollen. Ich hätte dir ein Geschenk mitgebracht.«
    Fancy kreischte, als Kit sie um den Hexenring jagte, und schaffte es gerade so, vor ihr zu bleiben. »Einfach jedes Mal knicksen, wenn du an mir vorbeigehst. Das ist Geschenk genug.«
    »Oooh, ich krieg dich«, sang Kit, »ich krieg dich!«
    »Fang mich doch, du Eierloch!«, sang Fancy lachend zurück und kreischte, als Kit sie mitten am Rücken erwischte.
    Aber der alte Spielplatzreim kam zu einem abrupten Ende, als ein sturmgrauer Habicht aus dem Hartriegelbaum sauste und Fancy angriff.
    Sie schrie und fiel auf den Boden. Mit einem Arm schlug sie nach dem Habicht, mit dem anderen schützte sie ihr Gesicht vor seinen bösen gelben Krallen.
    »Komm schon, Vogel«, überbrüllte Kit das Geschrei des Habichts. »Jeder mag Reime. Wie ist es mit dem? Drei Chinesen mit dem Kontrabass, saßen auf der Straße und erzählten sich was …«
    »Kit!«
    »Lass mich für ihn singen.« Kit packte den Vogel unter seinen langen, spitzen Flügeln und warf ihn hoch in die Luft. »Musik beruhigt die wildesten Geschöpfe. Bruder Jakob, Bruder Jakob, schläfst du …«
    »Den Vogel beruhigst du nicht«, schrie Fancy, als der Habicht über den Bäumen kreiste.
    Statt zurück zu seinem Horst zu fliegen, peilte der Habicht wieder die Schwestern an. Aber diesmal nahm er Kurs auf Kit, seine höllenroten Augen voller Zorn.
    »Vielleicht ist er taub«, sagte Kit und wartete geduldig mit ihrem Messer in der Hand auf den Raubvogel. Aber der Habicht stoppte seinen Flug auf halbem Weg.
    Die Schwestern starrten den bewegungslosen Vogel still an. Er war so unnatürlich erstarrt, dass er genauso gut ausgestopft und festmontiert hätte sein können, wie er da so mitten über dem Hexenring schwebte.
    Der Hexenring!
    »Es hat funktioniert!«, rief Fancy. Sie packte Kit. »Wir haben eine Tür geöffnet!«
    Kit umkreiste den Habicht und achtete darauf, sich von den Pilzen fernzuhalten, damit sie nicht auch gefangen wurde. Als sie wieder an der Seite ihrer Schwester war, verzog sie nachdenklich das Gesicht. »Wenn das eine Tür ist, warum ist der Vogel dann nicht verschwunden? Er steckt nur da oben fest.«
    »Vielleicht ist das lediglich das, was wir von unserer Seite aus sehen können. Und eigentlich fliegt der Vogel herum und hat eine Menge Spaß.«
    »Glaub ich nicht, Fancy.« Kits Zweifel gingen in Schock über. »Schau ihn mal an.«
    Der Habicht ließ schneller Federn als eine mottenzerfressene Federboa. Im Handumdrehen war er nackt wie ein gerupftes Huhn, seine Haut noppig, als würde er ohne seine Federn frieren und hätte Gänsehaut bekommen. Als sie den Habicht in diesem neuen, jämmerlichen Zustand sah, wollte Fancy ihm helfen, obwohl er versucht hatte, sie zu töten. Sie streckte die Hand in den Hexenring …
    »Nein!« Kit riss sie zurück. »Willst du, dass ich hier stehe und zusehe, dass dir dasselbe passiert?«
    Mittlerweile verlor der Habicht Fleisch und Knochen, genauso wie zuvor seine Federn. Riesige Stücke fielen einfach herunter und regneten in das Innere des Rings. Aber die Stücke blieben nicht einfach liegen. Das Fleisch verrottete, sobald es den Boden berührte, bis es schließlich in der Erde verschwand … und in den Schweinsohren. Die Pilze waren nicht mehr schleimig und faltig, sondern wurden zu baseballgroßen Ballons.
    »Ich wette, das sind nicht mal Pilze. Nur etwas, das sich als Pilze verkleidet, irgendwas Fleischfressendes.« Kit zog Fancy zurück, bis ihre Schwester halb hinter ihr versteckt war, weit genug von den Schweinsohren weg. »Was auch immer das

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