Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
Vom Netzwerk:
Jungfräulichkeit nicht … an eine Leiche verliere. Deine Freundin Kit.‹«
    Fancy musste über Kits theatralisches Getue lachen. Sie wussten beide: Wenn eine Leiche dumm genug war, von den Toten zurückzukehren, dann würde Kit einfach so lange mit ihr »spielen«, bis sie darum bettelte, zurück in die Hölle geschickt zu werden.
    »Verschwende deinen Wunsch nicht für solchen Quatsch«, sagte Fancy und deckte ihr Bett auf. »Ich musste meinen Wunsch darauf verschwenden, dass wir zwei nicht wegen dem Mord an dem Alten oder dem, was wir Franken antun, erwischt werden. Also musst du dir wünschen, dass wir zusammenbleiben.«
    Kit zögerte, ihre alberne Notiz in die Flasche zu stecken. »Ich werde es mir wünschen, wenn du mir was versprichst.«
    »Was denn?«
    Kit beugte sich vor und starrte sie düster an. »Wenn der Alte zurückkommt und vögeln will, machen wir es ihm so, wie wir alles machen – zusammen. Bist du dabei?«
    »Nein.« Fancy ließ sich in ihre Kissen plumpsen.
    »Du meinst, du willst keinen Sex mit einer ekligen alten Leiche haben?« Kit knüllte ihren Zettel zusammen und warf damit nach Fancy. »Nicht mal für mich?«
    Fancy fing den Zettel mit einer Hand und legte ihn ruhig auf den Nachttisch. »Kit«, sagte sie ernst. »Ein Mädchen muss auch ein paar Dinge ganz für sich alleine haben.«
    Sie erwartete, dass Kit so tat, als würde sie ohnmächtig werden oder etwas ähnlich Albernes, aber Kit starrte nur mit nachdenklicher Miene auf die leere pinkfarbene Flasche.
    »Ganz für sich alleine«, flüsterte sie.
    Ein Flüstern, aber es hallte in dem heißen, engen Raum wider wie ein Fluch.

AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
    Ich und Kit saßen auf Big Mamas Schoß, und sie erzählte uns eine langweilige Geschichte von früher. Big Mama sagte Kit, sie solle losrennen, den Pfirsichschnaps holen, weil der uns in Zuhörstimmung versetzen würde. Aber Kit kam mit Kirschschnaps zurück, und Big Mama schlug sie und ließ ihn uns nicht trinken. Sie sagte, Kirschen seien schlecht für Mädchen im Wachstum.

KAPITEL ACHT
    In Cherry Glade gab es nicht viel zu sehen: ein paar Morgen flaches, grünes Land, umgeben von Ulmen und Ahorn und Kiefern mit einem einzigen toten Mondbaum in der Mitte. Aber die Leute, die dieses Gebiet betraten, konnten seine Kraft spüren. Ihre Körper kribbelten, als seien sie nach einem langen Schlaf erwacht. Es gab nur fünf solche Orte in Portero, Orte, die die Porteraner SCHLÜSSEL nannten, weil oft Türen zu anderen Welten in ihrer Nähe auftauchten. Alle Porteraner konnten Dutzende von Geschichten über Leute erzählen, die in der Nähe von Cherry Glade verschwunden und nie wieder aufgetaucht waren.
    Aber die Porteraner hatten sich an solche Mysterien gewöhnt, und nicht einmal die Möglichkeit, von der Erdoberfläche zu verschwinden, konnte sie davon abhalten, Spaß zu haben. Die buntstiftgrüne Lichtung war gesprenkelt mit sonnenhuttragenden Picknickern und Scharen von Kindern mit Krawatten und Kniestrümpfen, die sich gegenseitig jagten. Die älteren Kinder spielten verhaltenere Spiele wie Frisbee und Touch Football und achteten auf ihre Festtagskleidung. Die Erwachsenen saßen im Schatten des umgebenden Waldes und spielten entweder Karten oder behielten die anderen gut im Auge. Sie waren auch für die Musik zuständig, sehr zum Missfallen der Jüngeren. Teenager, die um Jay-Z und Mary J. Blige bettelten, musste sich mit Lenny White und Chaka Khan abfinden.
    Der einzige Ort, an dem es keine Menschen gab, war der Mondbaum, der in der Mitte der Lichtung stand. Seine hohen, geschwärzten Glieder kräuselten sich aufwärts wie ein Kronleuchter.
    Die Schwestern, die selten zu öffentlichen Veranstaltungen gingen, fühlten sich an die Familientreffen ihrer Mutter erinnert, zu denen sie gegangen waren, als Big Mama noch gelebt hatte. Bevor Daddys Taten jeden in der Familie zu einer Persona non grata gemacht hatten, sodass die Cordelles jetzt leider genauso unerwünscht waren in Cherry Glade. Als Madda auf der Suche nach einem freien Picknicktisch ein paar Leuten etwas zurief, erwiderten sie ihre Grüße entweder mit eisigen, kurzen Antworten oder taten so, als würden sie sie gar nicht sehen.
    »Miststücke«, murmelte Kit.
    Madda gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf. »Warum sagst du so hässliche Sachen an einem so schönen Tag?«
    »Die haben gar kein Recht, so gemein zu dir zu sein«, sagte Kit und rieb sich den Kopf. » Du hast nie irgendwas getan. Deshalb hasse ich solchen

Weitere Kostenlose Bücher