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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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verfluchte, dass sie ihr ein Baby geschenkt hatte, nur damit es gleich wieder starb, verwandelten sich Marys Tränen in Kirschen. Sie rollten über ihr Gesicht auf den Boden, eine ganze Flut davon, und formten die Worte: ›Du hast darum gebeten.‹«
    Madda sah ihre Töchter an, die still zugehört hatten. »Es ist okay, sich etwas zu wünschen, aber Wünsche sind zerbrechlich, und die Welt, in der wir leben, ist sehr hart.«
    Als sie mit dem Essen fertig waren, scheuchte Madda ihre Töchter von der Sicherheit ihres Picknicktisches weg. »Ihr zwei mischt euch mal unter die Leute.«
    »Unter diese Verlierer?«
    »Leg dich heute bloß nicht mit mir an, Christianne. Ihr könnt entweder mit mir von Tisch zu Tisch gehen, oder ihr zieht alleine los. Sucht’s euch aus.«
    »Allein«, sagten die Schwestern wie aus einem Mund.
    Madda lächelte sie an. »Gute Wahl.«
    Die Schwestern zogen Hand in Hand los. Sie hielten sich im Schatten des Waldes und umkreisten die Lichtung, bis sie einen leeren Tisch außerhalb von Maddas Sicht gefunden hatten.
    Fancy hatte Seifenlauge in ihrer Tasche mitgebracht, und zu Kits großem Vergnügen ließ sie in den klaren, dünnen Blasen Bilder von der eleganten Madda entstehen, die die gemeinen, unnachgiebigen Frauen, die nicht einmal den Lack auf ihrem kleinen Zeh wert waren, mit Bodyslams aufs Kreuz legte. Als »Kung Fu Fighting« aus der Stereoanlage drang, hörte Madda damit auf und ging zu Dropkicks über. Die Schwestern fanden das zum Schreien komisch.
    »Worüber lacht ihr beide?«
    Die Blasen zerplatzten. Eine Reihe Kinder stand vor ihrem Tisch und betrachtete die Schwestern.
    Der große, halslose Junge, der gesprochen hatte, trat einen Schritt vor. »Wenn mein Daddy ein Mörder wäre, würde ich nicht so rumsitzen und den ganzen Tag lachen.«
    »Vielleicht sind sie zu dumm und wissen es nicht besser.« Ein Mädchen, so dunkel und trügerisch wie Blitzeis. »Wir sammeln für euch beide, wisst ihr.«
    »Wozu?«, fragte Kit leichthin, obwohl sie ihre Hände zu Fäusten geballt hatte.
    »Damit ihr euch kastrieren lassen könnt. Das Letzte, was die Welt braucht, ist, dass ihr zwei noch mehr Mörder ausbrütet.«
    Fancy sagte so etwas dauernd zu Kit, aber als sie es jetzt von Fremden hörte, überkam sie der Wunsch, auf der Stelle ein Kind zu bekommen. Wie konnten sie es wagen, ihr zu sagen, sie sollte keine Kinder haben?
    »Erstens«, sagte Kit langsam und nahm sich die Zeit, jedem Einzelnen in die Augen zu sehen, »werden Mädchen nicht kastriert, man nimmt ihnen die Eierstöcke raus. Und zweitens: Das Letzte, was die Welt wirklich braucht, ist, dass ihr alle noch mehr Opfer ausbrütet.«
    » Ich bin ein Opfer?«, erwiderte der Junge. Er beugte sich über den Tisch und schob sich nah an Kits Gesicht. Seine Augen wirkten gelb und säuerlich wie die Schweißflecke auf dem Hemd unter seinen Armen. »Du glaubst also, du kannst es mit mir aufnehmen? Du hast das Blut von deinem Daddy in dir?« Als er wieder den Mund aufmachte, griff Kit über den Tisch, nahm seine Zunge zwischen ihre Fingernägel und riss daran.
    Sein Kopf knallte auf den Tisch, sodass Kit mit der anderen Hand sein Gesicht umklammern konnte, während sie weiter zog und zog. »Sogar eine Menge Blut«, sagte sie, und als die anderen Kinder zurückwichen: »Die Neugier hab ich aber von meiner Mutter. Weißt du, was mich gerade interessiert?«, fragte sie den kreischenden Jungen, den sie festhielt. »Ich würde gerne wissen, wie fest ich ziehen muss, um dir die Zunge aus deinem verschissenen Gesicht zu reißen.«
    Fancy schlug auf Kits Hände, aber Kit kümmerte sich nicht um sie. »Lass mich in Ruhe. Spielstunde.«
    Gabriel kam zum Tisch. Es wirkte so frisch und kühl, als wäre er gerade aus einer Wolke gestiegen. Natürlich hatte er keine Schweißflecke unter den Achseln. Er erinnerte Fancy an die Statuen, die sie an dem glücklichen Ort gesehen hatte: golden und perfekt. Wenn sie ihm den Kopf abhackte, würde er genau dazu passen. Oh, wenn doch nur, dachte Fancy, als er auf ihre Schwester zuging, und ihre Hände sehnten sich nach einer Axt.
    »Wie heißt das Spiel?«, fragte er leichthin, als würde er jeden Tag Mädchen dabei zusehen, wie sie Leuten die Zunge herausrissen.
    Kit sagte: »Das nennt sich Zuschauen-wie-ein-Mistkerl-seinen-Arschtritt-bekommt.«
    »Zunge rausreißen zählt aber nicht als Arschtritt.«
    »Nein?« Nicht, dass Kit das mit dem Rausreißen schon geschafft hätte. Sie schien nicht fest genug zupacken zu

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