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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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ist?« Sie drehte sich zu ihm um. »Jetzt mache ich uns erst mal Rühreier«, sagte er nur.
    Später, als es hell wurde, der Himmel in Rosa-, Blau- und Orangetönen leuchtete und der Straßenverkehr langsam in Gang kam, standen sie beide im Garten. Robert rauchte.
    »Ich muss wirklich wieder damit aufhören.« Er hielt die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger und nahm einen langen Zug. Plötzlich fiel ihm die Tarotkarte ein. Er zog sie aus der Tasche seiner Jeans und drehte sie hin und her.
    »Was ist das?«
    Lächelnd und verlockend blickte die Gerechtigkeit ihn von Cheryls Karte an, als wollte sie ihm sagen, dass er das Richtige tat.
    »Die Antwort«, antwortete er, blinzelte in die aufgehende Sonne und zog wieder an seiner Zigarette.
    Der Ärger begann am Vormittag. Robert hatte sich entschlossen, Ruby ausschlafen zu lassen, doch nachdem Louisa vorsichtig in Rubs Zimmer gelugt hatte, um sich zu vergewissern, dass es ihr gutging, bereute er seine Entscheidung.
    »Rob! Ruby ist weg!«
    »Was meinst du mit weg?« So hatte er Louisa noch nie kreischen hören. Er rannte die Treppe hoch und nahm dabei immer zwei Stufen auf einmal.
    »Sie ist nicht in ihrem Zimmer und auch sonst nirgends!« Louisa eilte durchs ganze Haus und schaute in jeden Raum.
    »Also, jetzt mal keine Panik. Vielleicht ist sie ja zur Schule gegangen.« Robert lief wieder hinunter und riet beim Greywood College an. Kurz darauf legte er den Hörer auf und schüttelte den Kopf. Dann versuchte er es mit Rubys Handynummer, wurde jedoch direkt auf ihre Mailbox umgeleitet. Er hinterließ ihr eine Nachricht, in der er sie aufforderte, auf der Stelle zu Hause anzurufen.
    »Ihr wird schon nichts passiert sein«, sagte Louisa. »Wahrscheinlich ist sie spazieren gegangen, um einen klaren Kopf zu bekommen.«
    Eine Stunde später waren Roberts Nerven zum Zerreißen gespannt. Nervös lief er hin und her und versuchte, nicht daran zu denken, was gerade mit seiner Familie geschah.
    Gegen Mittag rief Louisa bei James im Genforschungsinstitut an. Er teilte ihr mit, dass die Proben brauchbar gewesen seien, jedoch noch kein Ergebnis vorläge.
    Den ganzen Tag über warteten sie, redeten, wichen nicht vom Telefon und lauschten auf Schritte vor der Tür, auf einen Schlüssel im Schloss. Um fünf Uhr nachmittags war Robert schließlich völlig verzweifelt.
    Plötzlich rief er: »Aber sicher doch!«, und schlug sich gegen die Stirn. »Sie ist bestimmt bei ihm! « Schon hatte er Schlüssel, Jacke und Handy zusammengerafft. »Den wievielten haben wir heute?«
    »Den einundzwanzigsten. Warum?«
    »Sie war zu einer Sonnwendfeier bei Art zu Hause eingeladen.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus, nicht sicher, worüber er sich mehr aufregen sollte – über das Verschwinden seiner Tochter oder die Leute, mit denen sie sich abgab.
    »Weißt du, wo er wohnt?« Louisa griff ebenfalls nach ihren Sachen und warf sich eine dünne Strickjacke über. »Ich lasse meinen Laptop an, falls James die Testergebnisse mailt.« Sie legte Robert leicht die Hand auf den Arm. »jetzt dauert’s nicht mehr lange.«
    Sie traten aus dem Haus und Robert schaute in den postkartenblauen Himmel. »Ich habe keine Ahnung, wo Art wohnt«, sagte er und zog ratlos die Schultern hoch. Dann schien er einen Entschluss zu fassen. Mit raschen Schritten ging er zu seinem Wagen und entriegelte ihn. »Schnell, wir müssen zu Rubys Schule, bevor sie dort Feierabend machen.« Während er sich mit waghalsigen Manövern durch den Berufsverkehr schlängelte, rief er in der Schule an, doch wie erwartet weigerte sich die Sekretärin, die Daten eines Schülers herauszugeben. Auf dem Lehrerparkplatz standen nur noch zwei Autos. Rasch stellte Robert den Wagen ab. Gleich darauf eilten er und Louisa durch die leeren Gänge und riefen, ob noch jemand da wäre.
    Ein Lehrer, den Robert nicht kannte, kam aus einem der Klassenzimmer und nahm seine Brille ab. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er.
    »Ja. Ich brauche auf der Stelle die Telefonnummer eines Schülers. Es ist dringend – ich habe auch bereits die Polizei benachrichtigt.« Er hörte, wie Louisa angesichts seiner dreisten Lüge leicht nach Luft schnappte. Ich hätte wirklich die Polizei rufen sollen, dachte er.
    »Gehen Sie ins Sekretariat. Die Sekretärin ist wahrscheinlich noch da. Zweiter Gang links, dritte Tür.« Der Lehrer schlurfte davon und zog eine leichte Whiskyfahne hinter sich her.
    Gleich darauf klopften sie an die Tür des Sekretariats, erhielten jedoch

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