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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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machen. Sie lächelte zurück und tippte weiter am Computer.
    »Was meinst du damit, Erin?« Robert zwang sich, die Stimme zu dämpfen. »Wie kannst du das so einfach abtun, wenn es doch um deine Tochter geht?«
    »Eben«, erwiderte sie prompt. »Es ist meine Tochter.«
    Robert seufzte. Darüber wollte er sich in Tanyas Gegenwart nicht streiten. »Könntest du mir bitte wenigstens bestätigen, dass ihre Geburt unter dem Namen Lucas beim Standesamt von Northampton registriert wurde? Du hast doch gesagt, sie ist dort geboren, nicht? Mal ganz abgesehen von der Klassenfahrt braucht sie auf jeden Fall einen Pass. Es sei denn, du willst nie wieder in Urlaub fahren.«
    »Ich muss jetzt Schluss machen, Robert. Ich habe einen Kunden. Tschüss.« Erin hauchte einen Kuss in den Hörer, bevor sie auflegte.

    Jed Bowman tauchte nicht wieder auf. Die Zeit, die er für ihn eingeplant hatte, nutzte Robert, um noch einmal die ganzen schmutzigen Einzelheiten in der Akte durchzugehen. Der Fall zog sich hin; er hätte längst abgeschlossen sein sollen. Eigentlich war es ein Fall wie tausend andere, nur mit vertauschten Rollen.
    Der Mann will das alleinige Sorgerecht für seine beiden Kinder. Die Frau ist Alkoholikerin, drogensüchtig und misshandelt die Kinder, die bislang noch nicht einmal gefragt wurden, bei wem sie leben wollen. Der Mann hat jetzt eine eigene Wohnung und einen Job. Ende der Geschichte.
    »Tja, schön und gut«, murmelte Robert vor sich hin und lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. »Wenn es bloß nicht um diesen verdammten Jed Bowman ginge.« Als er den Blick hob und Tanya in der Tür stehen sah, schämte er sich ein wenig, dass er mit sich selbst geredet hatte.
    »Da ist jemand, der Sie sprechen möchte, Mr Knight. Mary Bowman.«
    Rasch kam Robert hinter dem Schreibtisch hervor und schloss die Tür.
    »Mary Bowman – etwa Jeds zukünftige Exfrau?«
    »Genau die.« Tanya wirkte ganz aufgekratzt. Solche unerwarteten Ereignisse machten ihr einen diebischen Spaß.
    »Hat sie gesagt, was sie will?«
    »Nur, dass sie mit Ihnen sprechen muss. Soll ich sie reinführen?«
    Robert z ögerte einen Augenblick lang. Als Jeds Anwalt durfte er sich eigentlich nicht mit der gegnerischen Partei unterhalten, aber Den war noch nicht von seiner Sitzung zurück, und Tanya würde in ihrem eigenen Interesse so klug sein, den Mund zu halten. Außerdem hatte Robert den Eindruck, dass bei diesem Fall irgendetwas nicht stimmte. Und da die Zukunft und das Glück von Kindern auf dem Spiel standen, fühlte er sich verpflichtet, Mary Bowman wenigstens anzuhören. Flüchtig kam ihm Ruby in den Sinn.
    »Bringen Sie sie herein.«
    Mary war klein, vermutlich noch nicht einmal einen Meter sechzig. Die Mittdreißigerin trug ein altmodisches, beige und blau gemustertes Polyesterkleid, in dem sie zwanzig Jahre älter aussah. Robert konnte sich erinnern, dass seine Mutter ein ähnliches Kleid besessen hatte.
    Marys schmales Gesicht war zum großen Teil hinter einer gleichfalls unmodischen, riesigen Sonnenbrille verborgen; ihre mausbraunen Haare hingen glatt und schlecht geschnitten bis auf die Schultern. Offensichtlich hatte sie versucht, sich für den Anlass hübsch zu machen, wirkte jedoch wie eine Frau mit wenig Geld, wenig Selbstachtung und ohne Hoffnung. Robert war überrascht, dass sie es überhaupt fertiggebracht hatte, in die Kanzlei zu kommen. Auf ihn machte Mary Bowman den Eindruck eines Menschen, der sich nur noch mit einem Finger ans Leben klammerte.
    Als Robert ihr die Hand schüttelte, bemerkte er, dass ihre Finger eiskalt waren und leicht zitterten. Sie trug keinen Ring. Er schickte Tanya, die offensichtlich gern dageblieben wäre, aus dem Zimmer und bat die Besucherin, Platz zu nehmen.
    Zögernd ließ sich Mary Bowman auf der Kante des Besuchersessels nieder und wartete reglos und mit gesenktem Kopf, bis sich Robert seinen Schreibtischsessel herangezogen und ihr gegenübergesetzt hatte. Dann sah sie langsam auf und nahm die Sonnenbrille ab. Ihre Bewegungen waren so mühsam und schwerfällig, als hingen Bleigewichte an ihren Armen. Mit ausdrucksloser Miene blickte sie an Robert vorbei ins Leere. Als Robert ihr Gesicht sah, wusste er alles über den Fall Bowman gegen Bowman. Marys Nase war gebrochen – ein dicker geschwollener Wulst zog sich über den Nasenrücken, und die zarte Haut um ihre Augen hatte die Farbe überreifer Pflaumen, was durch ein zu dunkles Make-up nur unzureichend verdeckt wurde.
    Unwillkürlich zog Robert

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