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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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Selbstschutz frustrierte, mochte er sich nicht eingestehen.
    »Standesamt, Urkundenstelle. Was kann ich für Sie tun?«
    Tanya wollte gerade etwas sagen, da riss Robert ihr den Hörer aus der Hand. Er wollte nicht, dass die Frau auf dem Standesamt schon wieder alles vermasselte. Die Zeit wurde langsam knapp.
    »Hallo … ja … Vor etwa einer Woche habe ich dringend darum gebeten, dass Sie mir von der Geburtsurkunde meiner Stieftochter eine Kopie zuschicken. Daraufhin haben Sie mir geschrieben, dass Sie die Urkunde nicht finden könnten. Würden Sie bitte noch einmal nachschauen? Schließlich gibt es meine Stieftochter ja, ich habe sie immerhin heute Morgen noch gesehen.« Ein humorvoller Ton schien Robert angeraten, um die Sachbearbeiterin bei Laune zu halten. Sie konnte die Sache sonst endlos kompliziert machen.
    »Haben Sie zufällig die Betreffnummer unseres Schreibens?«
    Robert las die Nummer langsam vor, während die Angestellte sie in ihren Computer eintippte.
    »Nein, tut mir leid. Da steht, dass es keine Unterlagen …«
    »Das ist mir schon klar. Ich habe den Brief ja hier. Ich möchte aber wissen, warum es keine Unterlagen gibt.«
    Robert, der inzwischen auf der Kante von Tanyas Schreibtisch saß, nannte noch einmal Rubys vollen Namen und ihr Geburtsdatum, doch die Frau unterbrach ihn. Offensichtlich dachte sie an die anderen Leute in der Warteschleife.
    »Ihre Angaben auf dem Antrag waren völlig ausreichend. Ich kann es mir nur so erklären, dass der Name des Kindes nicht stimmt oder, was wahrscheinlicher ist, dass die Geburt nicht hier bei uns gemeldet wurde. Ansonsten weiß ich nicht, warum wir keine Eintragung finden. Vielleicht gehen Sie die Angaben noch einmal genau mit der Mutter des Kindes durch. Nur um sicherzustellen, dass Sie sich alles richtig gemerkt haben.«
    »Ich denke, dass ich den Namen meiner Stieftochter korrekt nennen kann«, erwiderte Robert ungehalten. »Könnten Sie nicht mal alle Eintragungen für das entsprechende Geburtsdatum überprüfen lassen?«
    »Tut mir leid, Sir, aber für so etwas haben wir weder das Personal noch die Zeit. Wenn wir …«
    »Danke für Ihre Hilfe.« Robert legte abrupt den Hörer auf und biss sich auf die Lippen. So kam er nicht weiter. Er goss sich einen Kaffee ein und hätte fast vergessen, Tanya zu fragen, ob sie auch eine Tasse wollte. Sie nickte, als er ihr eine anbot, und eine Zeitlang tranken sie schweigend, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
    Er musste sich bei Rubys Geburtsdatum geirrt haben, dachte Robert. Wenn er Erin danach fragte, würde sie wahrscheinlich reagieren wie jede Frau, deren Mann ein wichtiges Datum vergessen hatte und unter fadenscheinigen Ausreden zu spät mit einem Geschenk ankam.
    »Erster Januar neunzehnhundertzweiundneunzig«, murmelte er versonnen, und dann: »Einunddreißigster Dezember einundneunzig.« Es war mit Sicherheit der erste Januar, dachte er. Aber vielleicht einundneunzig?
    Das Einzige, was er zu seiner Entschuldigung vorbringen konnte, war, dass er keine Erfahrung als Vater hatte. Bevor er sich in Erin verliebt hatte, hätte er sich niemals träumen lassen, einen Teenager zu adoptieren. Aber Ruby gehörte nun einmal dazu. Vater sein war eine schwere und zuweilen undankbare Aufgabe, doch sie drei gehörten für immer zusammen. Er wählte Erins Nummer.
    »Floristik taufrisch, Erin am Apparat.«
    Als Robert die Stimme seiner Frau hörte, fiel die Anspannung von ihm ab. Nach allem, was er mit Jenna durchgemacht hatte, war es wohl ganz normal, dass er misstrauisch war. Er musste zugeben, dass Louisa recht gehabt hatte. Es war wirklich alles zu schnell gegangen. Obwohl … wenn er damals nicht umgekehrt wäre, um seinen Schirm zu holen, und Erin angesprochen hätte …
    »Hallo, mein Schatz. Hast du einen Augenblick Zeit?«
    »Ja, im Moment ist niemand im Laden. Was gibt’s denn?«
    »Sag mir doch noch mal Rubys Geburtsdatum und den Geburtsort. Die Leute auf dem Standesamt können den Eintrag nach wie vor nicht finden, und sie braucht doch für Wien einen Reisepass.« Robert zog Tanyas Schreibtischschublade auf und nahm einen Stift heraus. Er klemmte den Hörer zwischen Schulter und Kinn und war bereit zu schreiben. »Erin?«
    »Fang nicht schon wieder damit an, Robert. Wir wollten doch nicht mehr von dieser Klassenfahrt reden.«
    Robert lächelte Tanya zu. Er hätte nicht so unfreundlich zu ihr sein sollen. Schließlich war sie eine loyale Mitarbeiterin und immer sehr bemüht, ihm alles recht zu

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