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Blutskinder

Blutskinder

Titel: Blutskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hayes
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ich die schlechteste Mutter der Welt. PC Hobbs machte mir Tee, während Lumley mein Telefon präparierte. Ich saß da und schaute auf seinen breiten, vertrauenerweckenden Rücken und auf den leeren Baby-Schaukelsitz.
    PC Hobbs blieb bei mir, bis ihre Schicht zu Ende war, weil Andy nicht kam und sie mich nicht allein lassen wollte. Die Polizistin rief in regelmäßigen Abständen bei Sheila an, bekam aber nur zu hören, dass Andy verschwunden wäre.
    Verschwunden. Immer wieder sagte ich das Wort vor mich hin, so lange, bis PC Miranda mir ein Trockentuch vor den Mund band, damit ich aufhörte. Wie können bloß so viele Leute verschwinden? Aber Andy war am nächsten Morgen wieder da. Verdreckt und betrunken stand er schluchzend im Hausflur, dann ließ er sich zu Boden sinken. Gemeinsam lagen wir beide auf dem Teppich und weinten, während neue Polizisten um uns herumstanden und jedes Mal einen Satz zum Telefon machten, wenn es klingelte. Als Andy und ich uns auf dem Fußboden in den Armen lagen, entdeckte ich über seine Schulter hinweg Natashas Haarbürste. Schon bei der Geburt hatte sie eine Menge Haare gehabt, und immer wenn ich mit der weichen Babybürste über ihren Kopf fuhr, gluckste sie vor Behagen. Ich kroch über den Boden und hob die Bürste auf.
    »Nicht, Schatz, lass doch«, sagte Andy.
    Als ich an den Borsten schnupperte, war mir, als könnte ich einen Hauch von Natashas Duft riechen. Ich zupfte ein paar weiche braune Härchen heraus. Die bewahre ich immer noch in einem Briefumschlag auf. Sonst ist mir nichts von meinem Baby geblieben.
    Als Nächstes kamen Sheila und Don – ein paar Stunden, bevor die Reporter die ganze Straße belagerten. Sheila hatte einen mit Alufolie abgedeckten Topf dabei. Don drückte mich ganz fest und Sheila starrte mich an und streichelte Andys Schulter. Du hast Glück, dachte ich. Du hast dein Baby noch.
    Sheila hatte mich nie gemocht. Sie hatte mich nur Andy zuliebe akzeptiert. Nicht, dass Andy etwas Besonderes gewesen wäre, er war bloß ein Automechaniker. Aber Sheila war ganz vernarrt in ihren Sohn. Nichts war ihr gut genug für ihn, vor allem ich nicht. Und jetzt hatte sie recht behalten, denn ich hatte ihr einziges Enkelkind verloren.
    Sheila übernahm das Kommando. Sie schickte die Polizistin, die auf mich aufpassen sollte, in den Lebensmittelladen, hundert Teebeutel, zwei Pfund Zucker und drei Liter Milch holen. »In den nächsten Tagen werden wir eine Menge Tee kochen müssen. Da sollten wir vorbereitet sein«, sagte sie.
    Innerhalb weniger Minuten hatte Sheila alle Spuren von Natasha aus dem Wohnzimmer unseres Reihenhäuschens entfernt. Ich sah zu, wie sie Kuscheltiere, leuchtend buntes Plastikspielzeug und Stoffbilderbücher in einen Müllsack stopfte. Das meiste Spielzeug war noch nagelneu. Schließlich war Natasha erst zwei Monate alt und konnte noch gar nichts festhalten. Sheila baute die Babyschaukel, die Andy gekauft hatte, auseinander. Ich hatte ein paar Mobiles über die Wickelkommode gehängt, und auch mit denen machte Sheila kurzen Prozess.
    Bald gab es im Zimmer keine Spur mehr von einem Baby. Natashas Spielzeugkiste wanderte auf den Dachboden, und Sheila stellte die Stühle am Esstisch anders hin. Dann packte sie unseren künstlichen Weihnachtsbaum und die Glitzergirlande ein, die ich aufgehängt hatte, als Natasha einmal ausnahmsweise zu brüllen aufgehört und längere Zeit geschlafen hatte. Sheila stellte die Weihnachtssachen für die Müllabfuhr nach draußen. »Schluss mit Weihnachten!«, verkündete sie und wischte sich den Staub von den Händen.
    Mitten in der Nacht weckte ein Telefonanruf Andy und mich aus unserem unruhigen Schlaf. Es war zwei Uhr, achtunddreißig Stunden ohne Natasha. Man teilte uns mit, dass ein Lastwagenfahrer mit einem weinenden Säugling an einer Autobahntankstelle gesehen worden war. Ein älteres Ehepaar, das nach seinem Weihnachtsurlaub in Schottland auf dem Heimweg war, hatte beobachtet, wie der Mann mit dem schreienden Kind in der Herrentoilette verschwand. Sie wunderten sich darüber, meldeten es aber erst der Polizei, als sie in die Midlands kamen und im Lokalradio von der Entführung hörten. Danach passierte nichts mehr. Der Mann wurde nie gefunden.
    Der Gedanke, dass Natasha geschrien hatte, setzte mir sehr zu. Sie hatte nach mir geschrien, so wie sie es immer tat. Immerzu schrie und heulte und wimmerte sie, bis ihr Körper ganz steif und verkrampft war.
    Im Krankenhaus hatte man mir Tabletten gegeben, die meine Milch

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