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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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leer, zum Glück. Weiter. Henning und Carla sind einmal rum, kommen entgegen, machen das sehr zügig.
    »Auf der anderen Seite ist alles klar.« Sie gehen wieder normal.
    »Dann nur noch der Raum hier. Ist gute hundert Quadratmeter groß und wird in der Mitte von einem hohen Regal geteilt. Das Blöde ist, der hat kein Licht, die letzte Lampe haben wir Dienstag gekillt.«
    Aufschließen, alle gehen rein, vier Lichtbündel lassen die Schatten tanzen.
    »Auf den Regalen kann keiner sein, lasst uns höchstens die Schränke genauer ansehen.«
    Henning geht vor. Er stellt sich in zwei Meter Abstand auf, leuchtet, rechts die Waffe.
    »Ich sichere, von euch kann einer öffnen.«
    Im ersten nichts, im zweiten auch nicht. Der dritte klemmt, ein Ruck, verdammt, stärker, die Tür fliegt auf. Auf den Bügeln bewegen sich die Regenjacken, der Kittel ist noch da. Oder waren hier zwei drin?
    »Alles klar.«
    Carla leuchtet noch in die Ecken neben dem Sofa, nichts.
    »Okay. Hätten wir das auch.«
    Alle schlurfen raus, abschließen. Der Kittel ist eigenartig. Könnte man im ersten Moment wirklich für einen Menschen halten. Das Rolltor geht leichter auf als zu, der Atem ist weiß.
    »Danke für die Unterstützung, ihr zwei.«
    Sie heben kurz die Hand, steigen in den Streifenwagen, rollen vom Gelände.
    Im Schnee vor der Rampe reichlich Reifenspuren. Scheint am Tag doch noch mehr los zu sein, als es den Anschein hat.
    »Bis gleich.«
    Mark und Sebastian steigen auch ein, fahren ab.
    Kein Mond, man sieht reichlich Sterne.

FREITAG

04 Uhr 26
    Alles ruhig vor 77.
    Die weiße Katze kommt zurück, ist auf dem Schnee schwer zu erkennen. Über die Straße, federnder Gang, sie verschwindet zwischen den Häusern. Weiter hinten springt ein Bewegungsmelder an, wahrscheinlich auch eine Katze.
    Ernst auf dem Beifahrersitz zuckt heftig, atmet einmal tief durch, reibt sich mit der Hand durchs Gesicht.
    »Kleines Nickerchen, Ernst?«
    »Hält doch keiner aus.«
    Die Kälte kriecht an den Beinen hoch, Motor starten. Das Gebläse summt, die Wärme steigt von unten aus dem Fußraum hoch. Im Rückspiegel Scheinwerfer, kommen näher, silberner Daimler. Er setzt den Blinker, fährt vor Nummer 84 unter den Carport, schließt ab, verschwindet im Haus.
    Ernst schiebt den Kopf nach vorn, nimmt das Nachtglas, schaut in Richtung Haus.
    »War was?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Ne, war mir nicht sicher.« Er nimmt das Handy, wählt. »VG, habt ihr jetzt grad hinten was gesehen? Ich war mir nicht sicher.« Er brummt, drückt das Gespräch weg. »War nichts. Was bedeutet eigentlich VG?«
    »Ach, Gott. Ist schon uralt. Gärtner und ich haben zusammen Ausbildung gemacht vor tausend Jahren. Er war zwei Jahre älter als die meisten anderen, hatte schon Auto und Freundin und nur Thema Nummer eins drauf, um uns Junge zu ärgern. Da haben wir ihn Vögel-Gärtner getauft. VG ist die gesellschaftlich entschärfte Form. Hat sich aber bis heute gehalten.«
    Ernst schüttelt den Kopf, grinst.
    »Ausbildung. Auf so was kommt man nur in der Ausbildung, wenn man vierundzwanzig Stunden aufeinanderhockt. Wir hatten damals einen, den nannten sie Dreifuß. Weißt du, warum?«
    »Keinen Schimmer.«
    Er muss schon vorher lachen.
    »Weil zwei Füße nicht so stinken können.« Er hustet ein Lachen, schließt die Augen.
    Alles ruhig vor 77.
    »Kein schlechter Plan, was? Mietet sich mit fremdem Konto auf fremden Namen eine Wohnung an, tötet da mindestens einen Menschen, vielleicht wissen wir ja noch nicht alles, und löst dann alles auf. Die Wohnung gibt es nicht mehr, das Konto nicht mehr, nirgendwo sein Name. Als wenn es das alles nie gegeben hätte. Kein schlechter Plan.«
    Ernst sieht rüber.
    »Kennste den Film ›Das Boot‹? Ja, nicht? Da sind sie getroffen worden, liegen in dreihundert Meter Tiefe und arbeiten bis zur Erschöpfung, um das Ding wieder flottzukriegen. In einer Szene sitzen der Wennemann und Grönemeyer in ’nem stillen Moment völlig groggy zusammen und unterhalten sich über die Taktik vom KaLeu, in Gibraltar durchzubrechen. Und da sagt der leitende Ingenieur: ›Kein schlechter Plan, nur: Klappen muss er.‹« Er zieht die Augenbrauen nach oben, nickt. »Darf zum Beispiel kein Computerschaden bei der Volksbank dazwischenkommen oder solche Sachen.«
    »Du mit deinen Filmen.«
    Von manchen Dächern steigen dünne Rauchsäulen senkrecht nach oben. Im Seitenfenster steht die Mondsichel über den Häusern, sieht aus wie in einem arabischen Märchenfilm. Das gehörte

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