Blutskizzen

Ein Stück Gyros fällt von der Gabel auf die Akte, das Fett lässt die Schrift zerfließen. Scheiße. Tupfen, es bleibt verschmiert.
    ... etwa 20 Personen, deren Personalien nicht genau festgestellt werden konnten, da nach der ersten Überprüfung, ob es sich in dem Müllcontainer tatsächlich um eine männliche Leiche handelte, der Auffindeort weiträumig abgesperrt wurde. Obwohl die in dem Container liegende Person auch nach dem optischen Eindruck nicht mehr lebte, wurde die Bewegungsfähigkeit der Unterschenkel geprüft, wobei festgestellt werden konnte, dass die Leichenstarre ausgeprägt war.
    Bei den anwesenden Personen handelte es sich nach optischem Eindruck in erster Linie um Angestellte des Marktes bzw. der anliegenden Geschäfte und Firmen, Reinigungspersonal sowie mindestens einen Pressevertreter, der vermutlich auch fotografiert hatte.
    Die Leitstelle wurde umgehend in Kenntnis gesetzt. Die nach Absperrung des Hofteiles mit Flatterband durchgeführte Personalienfeststellung ergab, dass sich noch folgende Personen auf dem Gelände des Verbrauchermarktes befanden.
    1. Herr Stefan Müller, 02. 01. 63...
    Nicht so wichtig. Weiter. Vermerk des DGL, Bericht von der K-Wache. Warum sind die denn noch rausgefahren, unsere Leute müssen doch schon im Haus gewesen sein? Läuft da um die Zeit schon einer von der Presse rum. Mit Kamera. Sind da denn irgendwo in der Zeitung Fotos erschienen von der Leiche? Ulla fragen. Tatortbefundbericht. Was hat der Ernst denn so geschrieben?
    Heute,... Industriegebiet,... nasser Asphalt,... kein Regen, …6 Grad Celsius,... Parkplatz,... ca. 4000 qm,... Eintreffen 08.43 Uhr,... weiterer Tatort,... engerer Tatort...
    Die Müllcontainer stehen an der westlichen Seite des Gebäudes und sind zum Kundenparkplatz hin lediglich mit drei Holzzaunelementen à 180 cm bei einer Höhe von 175 cm abgetrennt. An dieser Gebäudeseite befindet sich noch ein mit einer doppelflügeligen Stahltür versehener Lieferanteneingang. Im hinteren Teil dieses Hofabschnittes, etwa 20 m von den Holzelementen entfernt, ist der an das Gebäude anschließende Verschlag für das Leergut, welcher aus verzinkten Gitterelementen besteht und verschließbar ist.
    Eine Videoüberwachung des Gebäudes existiert ebenso wenig wie eine mit einem Bewegungsmelder verbundene Beleuchtungsquelle.
    Ist da noch nie eingebrochen worden? Eigentlich verlangen die Versicherungen das schon.
    Die drei Müllcontainer stehen nebeneinander direkt hinter den o. g. Zaunelementen, welche eine direkte Verlängerung der Frontfassade darstellen. Es handelt sich um handelsübliche sog. Müllgroßbehälter aus verzinktem Stahl. Sie sind mit einem Schiebedeckel ausgestattet und fassen etwa 1100 Liter. Die Behälter waren nicht verschlossen und werden für die Entsorgung des Restmülls benutzt.
    Die Leiche liegt im mittleren der drei Behältnisse. Beim Eintreffen ist das Schiebeelement zum Verschließen etwa 30 cm aufgeschoben. Zur besseren Sicht wird der Deckel des Behälters weitere 30 cm geöffnet. Dazu wird die seitliche rechte Strebe des Deckels mit dem Handballen an der vorderen Kante nach hinten gedrückt. Der Container ist nach erster Einschätzung zu etwa zwei Dritteln mit Müll gefüllt, sodass die Leiche ca. 50 cm unterhalb der Öffnung liegt, in der Weise, dass der Kopf an der linken Seite liegt und das Gesicht nach vorne weist.
    Das Opfer ist männlich, fortgeschrittenen Alters, und es ist kein Kleidungsstück an der Leiche oder daneben wahrzunehmen. Die Farbe der Haut ist durchgehend blassbläulich, die Augen sind geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Die Figur ist hager. Die Leiche liegt auf der rechten Seite, sodass der rechte Arm nicht zu sehen ist, der linke ist auf den Rücken gebogen und nur bis zur Mitte des Unterarms sichtbar. Die Beine sind vor der Brust angezogen. Der Kopf ist leicht nach hinten gekippt, am Hals sind im vorderen Bereich, jedoch auch seitlich bis in den Nacken übergehend verschiedene Hämatome unterschiedlicher Größe zu erkennen, die sich um den gesamten Hals ziehen. Eine weitere Verletzung kann auf dem linken, hinteren Schädelbereich wahrgenommen werden. Es handelt sich hierbei um eine deutliche, ca. 5 × 3 cm große Eindellung. Die Wunde ist sauber, Blut ist weder an der Leiche noch im Bereich des Auffindeortes zu erkennen
    Also doch eine blutende Tat. Zwar nur wenig, aber immerhin. Könnte wichtig sein.
    Die Peperoni riecht mild. Probieren? Beim Reinbeißen eine fadige Fontäne über die Akte bis vor