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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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aber, Konni, du hast doch diese Spur mit dem hellen Transporter aufgenommen. Das ist zurzeit ohne Zweifel unsere wichtigste Spur in der Sache. Ich würde die gerne in kompetente Hände legen...« Dackelblick von einer zum andern. Ernst kennt die Spur nicht.
    »’ne Fahrzeugfahndung? Ulla, weißt du, was dahinter hängt? Und dann noch ein heller VW-Transporter?«
    »Ja, ich weiß, kann’ne Menge Arbeit sein, hat Atze auch gemeint«, kurzer Blick zu Atze, »aber ich, wir haben uns gedacht, ihr macht das federführend, arbeitet aber zusammen mit den beiden anderen Teams von eben. Thorsten ist da weniger das Problem, aber den beiden Durchläufern müsste eh ein bisschen auf die Finger geschaut werden. Und Sonja ist zwar’ne Erfahrene, aber eben auch erst seit vier Wochen hier, und wir kennen sie noch nicht.«
    »Also, bei meinen Tatortspuren ist nicht mehr viel zu tun, meinetwegen können wir das so regeln«, Ernst, zieht die Schultern hoch, die Tüte mit den Schuhen schlenkert.
    »Dann gib schon her, müssen wir halt die Prioritäten anders setzen. Wo kämen wir hin, wenn wir mal einen Tag planen könnten?«
    Sie reicht die Blätter. »Die KBA-Anfrage für unseren Bereich ist schon raus, der Ausdruck dahinter. Die schicken uns’ne CD mit den Daten per Kurier, müsste morgen früh hier sein.«
    »Ich bin bei mir. Wenn die vier anderen kommen, schick sie rüber. Du kommst auch?«
    Ernst mit Zustimmung. »Aber erst mal die Schuhe wechseln und trocken rubbeln. Fünf Minuten.«
    Er stiefelt den Flur lang wie ein Bauer.
    Im Büro Gyrosgeruch, hätte die Plastiktüte doch nach unten bringen sollen. Fenster auf.
    Das Handy.
    »Kirchenberg.«
    »Hi, Konni, hier ist Bruno.«
    »Bruno, mit dir hab ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Hatten wir uns nicht erst nächste Woche auf ein Bier verabredet?«
    »Hatten wir, aber, also, wenn wir uns vorher… Ich bräuchte einfach mal einen Rat oder müsste es mal jemandem erzählen, und da du einer meiner ältesten Freunde bist...«
    Wie klingt der denn? »Mein Gott, Bruno, was ist los, du hörst dich ja an.«
    »Ach, ich will kein Drama daraus machen, aber ich brauchte mal deine Einschätzung, ob ich so falsch liege.« Kann doch nur was mit Doris sein.
    »Bisschen ungünstig, Bruno, ich bin ganz aktuell in einer MK, und am Anfang ist das immer schwierig. Heute geht’s nicht mehr.«
    »Ich weiß, ist ja immer schwierig bei dir, ich will dir auch nicht auf den Geist gehen.«
    Kleiner Vorwurf?
    »Wenn dir das früh genug ist, versuche ich es morgen dazwischenzukriegen. Ist das okay?«
    »Völlig okay. Danke, Konni.«
    »Ich melde mich, sobald ich absehen kann, wie es morgen läuft, ja?«
    Wie lange sind die jetzt verheiratet? Acht Jahre? Oder länger? War’ne tolle Feier damals.
    Sonja kommt rein, dahinter die anderen vier. Ihre Haare sind vorne nass, eine Strähne klebt an der Stirn, sieht aus wie ein Angelhaken. Mark legt die Spurentüten auf den Schreibtisch, immer noch in Springerstiefeln.
    Ernst ist auch da.

18 Uhr 45
    Sie sieht auf die Uhr, legt die Hände auf die Oberschenkel, setzt sich aufrecht hin.
    »Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass Opa Grams nicht unsere Leiche ist, jetzt sitz ich schon zwanzig Minuten hier.« Sie steht auf. »Ist jedenfalls überhaupt nicht mehr so, wie man sich ein Altersheim vorstellt, wo sich nach Pisse stinkende Halbtote im Rollstuhl gegenseitig über die Flure schieben. Die haben da ihre Appartements, können an der Gemeinschaftsverpflegung teilnehmen, wenn sie wollen, haben immer einen zum Reden, und wenn sie noch in der Lage sind, so wie Opa Grams, draußen viel zu machen, geht das auch. Dann wohnen die da eigentlich nur.« Ihre Hand liegt auf der Klinke.
    »Vielleicht brauchte er nur mal’ne kleine Regulierung des Hormonhaushalts. In Zeiten von Viagra verhindert das Können ja nicht mehr das Wollen.«
    »Ich glaube, auch dafür brauchte man das nicht zu verlassen, wenn man’s wollte. Machte einen völlig freien Eindruck. Ist bestimmt auch nicht billig, da zu wohnen.« Mit der Linken durch den blonden Bubikopf, am Scheitel scheint ihre braune Wahrheit durch. »Ist mir auch egal, jedenfalls ist er nicht unser Toter und wird hoffentlich die nächsten Tage wieder auftauchen. Ich bin jetzt weg, mein Sohn schreibt morgen Latein, da braucht er noch ein, zwei Übungseinheiten und eine Portion Selbstvertrauen.« Dreimal Klopfen an den Türrahmen, sie geht.
    Vielleicht ist der gar nicht von hier. Wenn die Totenflecke nicht lagegerecht sind, kann

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