Blutskizzen
den Schreibtisch. Mann. Eine Tuschespur quer über das Blatt. Tupfen. Wird nur noch schlimmer. Wäre mit’ner Schreibmaschine nicht passiert. Aber mild, das Ding.
Auf der Leiche ist verschiedener Müll verteilt. Im Bereich des Torsos, genauer der Brust und der Schulter, liegen organische Abfälle in Form von vier etwa 1 cm breiten und 10 cm langen Fettstreifen. Außerdem sind hier korkenzieherähnlich aufgerollte Wurstpellen zu erkennen. Auf dem linken Oberschenkel liegen drei Kippen von Filterzigaretten und Aschereste.
Die Füße sind durch einen zusammengeknüllten, blauen Müllsack halb verdeckt.
Um bzw. an der Leiche ist verschiedener Müll zu erkennen. Die Schilderung beginnt in der vorderen rechten Ecke des Containers und bewegt sich von hier im Uhrzeigersinn bzw....
Nicht so interessant. Weiter.
… Plastikflaschen, … Kehricht, … spurensichernde Maßnahmen, … Müll, … auf der Leiche befindlich, … Abkleben …
… wird die Leiche aus dem Container gehoben.
Nach der Ablage ist erkennbar, dass die Arme auf dem Rücken an den Handgelenken mit so genannten Kabelbindern aus weißem Kunststoff gefesselt sind. Die Haut auf dem Rücken ist ebenfalls blassbläulich und weist keine weiteren Verletzungen auf. Die Leiche hat graue, etwa fünf Zentimeter lange Haare mit starken Geheimratsecken. Im rechten Scheitelbereich am Hinterkopf ist eine etwa 5 × 3 cm große braunrote Verletzung. Auf vorsichtigem Druck mit dem Zeigefinger gibt das Schädeldach an dieser Stelle leicht nach.
Der Schlag ist wahrscheinlich vor dem Würgen geschehen. Oder? Klar. Vielleicht aber auch nach dem Würgen aus Wut. Aber dann wär’s wahrscheinlich nicht bei einem Schlag geblieben. Erst betäubt und dann getötet? Auch möglich.
Was sagt denn der Obduktionsbericht?
Subjektiver Befund, …Vernehmungen, …Obduktionsbericht.
Beim Zusammenknüllen der Alufolie tropft restliches Öl vom Krautsalat auf das Papier. Wenn Ulla das sieht, wird sie wahnsinnig.
14 Uhr 09
Die Füße rutschen leicht in die Stiefel, kaum Kontakt. Das ist ja, als wenn man in’nem Eimer geht. Riesendinger. Beckmann sollte doch 44 raussuchen. Was soll’s, für die Stunde geht das. Ernst kommt von der anderen Seite des Autos, steckt sich einen Hosenbeinzipfel in den Stiefel. Seine scheinen zu passen. Das Wischerfeld auf der Autoscheibe ist tropfenfrei, kein Regen, vielleicht haben wir ja Glück. Am Himmel graues Gemisch, im Westen wird es dunkler. Das kriegen wir bestimmt noch mit.
Der Bodybuilder hat dienstlich gelieferte Schnürstiefel an, ist wahrscheinlich doch bei den Spezialeinheiten gewesen, oder wer hat sonst noch diese Dinger? Er schließt den Wagen ab, Thorsten auf der Beifahrerseite protestiert, muss noch was von der Rückbank haben.
Nichts los auf dem Parkplatz, nur hinten vor der Ausfahrt ein Pritschenwagen. Gut. Den Müllcontainer haben sie auch schon ausgewechselt.
Die anderen beiden sind auch fertig, ziehen ihre Reißverschlüsse bis unters Kinn, kommen rüber. Sieht wirklich jung aus, die neue Kollegin. Was hat sie gesagt, achtunddreißig? Sieht jünger aus. Und war neun Jahre im Sauerland, irgendeine OKD-Behörde. Dann müsste sie eigentlich alles können. Sonja? Oder Susanne? Ne, Sonja. Diese Hornbrille.
»Kurze Einweisung, Leute. Hatte ich ja schon im Büro gesagt, wir gehen zu neunundneunzig Prozent davon aus, dass die Leiche mit’nem Fahrzeug hierhergebracht worden ist und dass der oder die Täter sich dabei in Acht genommen haben. Wir wollen dieses eine Prozent aber auch noch abdecken, und es ist nun mal so, dass auch Täter nie die totale Kontrolle haben, zu unserem Glück. Sollte also irgendeine Spur von diesem Fundort weggehen, die nichts mit der Bundesstraße zu tun hat, wollen wir diese Chance nicht sausen lassen. Darum gehen wir folgendermaßen vor: Thorsten und Mark, ihr nehmt die Gräben auf beiden Seiten der Bundesstraße. Geht die mal in beiden Richtungen zwei-, dreihundert Meter ab, das müsste reichen. Auf keinen Fall bis zum Lokal, das wäre mir viel zu weit. Ernst und ich gehen hier über die Wiese bis zum Krähenfeld dahinten, das ist die kleine Straße, die drüben aus der Siedlung kommt. Theoretisch ist es möglich, dass man da hält, zum Beispiel an dem kleinen Wäldchen, und dann hier rübergeht. Wäre zwar’ne richtige Schlepperei, aber wie gesagt, ein Prozent.«
»Von der anderen Richtung kommt man noch unbemerkter an die Stelle, über die Bundesstraße und die Landstraße. Ich kenne mich hier ganz gut
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