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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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mitgekriegt.«
    »Ich habe jetzt erst noch’ne Stunde zu tun.« Ernst schaut auf seine Uhr. »Wir können uns ja gegen zwei zusammensetzen und die grobe Richtung besprechen.«
    Können wir machen.
    Mit Ernst in ein Team. Mal sehen.
    »Ach, Konni.« Ulla steht noch am Tisch, winkt zurück. Was ist denn jetzt noch?
    Sie schließt die Tür, fasst an den Oberarm.
    »Ich freue mich, dass du dabei bist. Ich kann doch auf deine Unterstützung hoffen.«
    »Wie meinst du das? Klar hast du meine Unterstützung, wie immer. Ist doch nicht unsere erste gemeinsame MK.«
    »Ja, schon. Aber das hier scheint was anderes zu werden. Ich hatte noch keinen Mehrfachtäter, und die MK Container ist bis jetzt auch nicht so toll gelaufen. Wir stochern da noch ziemlich im Trüben.«
    »Ich hatte bisher auch erst einmal eine Serie, die länger lief, und den Dreifachmord vor fünf Jahren. Außerdem hast du mit Atze einen ganz erfahrenen für die Akten.«
    »Kann ja sein.« Sie winkt ab. »Aber du kennst ihn ja. Ich habe das Gefühl, der wird immer schlimmer. Wir sind einfach völlig unterschiedlich, zweimal am Tag rasseln wir mindestens aneinander.«
    »Lieblingsulla«, sie lässt sich den Arm um die Schulter legen. »Unter dir diene ich am liebsten.«
    Sie stößt den Ellbogen sacht in die Rippen. »Danke!«
    »Keine Ursache. Ich kriege ja Geld dafür.«
    Noch ein Stoß, stärker.

12 Uhr 47
    Johannes von den Technikern kommt mit einem Bildschirm auf dem Arm den Flur lang, bemüht sich umständlich, mit dem Ellenbogen die Tür zum MK-Raum zu öffnen. Er quittiert die Hilfe mit flüchtigem Dank.
    »Wohin? Dahin, wo ich sie vorgestern abgebaut habe?«
    Ulla nickt.
    »Stell den mal ganz hinten ans Fenster, dann haben wir hier vorne ein bisschen mehr Platz zum Ablegen.« Atze steht auf, räumt auf dem langen Tisch Papierkram weg.
    Johannes setzt den Bildschirm vorsichtig ab, sortiert die Kabel. »Aufbauen, wieder abbauen, wieder aufbauen. Ihr wisst auch nicht, was ihr wollt.« Schelmisches Grienen.
    »Kannst du mal mit dem stinkenden Zeug hier abhauen, Konni?« Altenkamp sitzt vorm Terminal, schlägt an die Plastiktüte mit dem Gyros.
    »Du redest von Stinken, mit deiner Brühe. Kriegst wohl langsam Kohldampf? Was trinkst du denn heute für’ne Todesmischung?«
    Er nimmt einen Schluck aus der Tasse, genießt demonstrativ. »Indischer Kräutergarten.«
    »Ist wahrscheinlich auch gegen Achselnässe.«
    »Wenigstens verliert er seine gute Laune nicht dabei. Ich wär nur giftig, wenn ich fünf Tage nichts gegessen hätte.« Ulla, ohne das Tippen zu unterbrechen.
    »Du kannst es dir aber auch wirklich leisten, Ulla.«
    »Du meinst wohl, Konni, du kannst ungestraft’ne alte Frau verarschen, was?« Ihre Giftigkeit löst sich in Resignation auf. »Zehn Kilo weniger wär’n schon nicht schlecht, aber da sind wir wieder bei der Sache mit dem Geist und dem Fleisch.«
    »Ich nehme mir mal die Zweitakte der MK Container,’n bisschen einlesen. Ihr wisst Bescheid.«
    Die Ordner stehen hinter Ulla auf dem Aktenbock. Pressemappe, mal schauen.
    Größere Artikel, Schlagzeilen, Der Tote im Müll. Blättern. Fotos. Die Leiche im Großformat, gefesselt, das Gesicht eingetrübt.
    »Sind die jetzt völlig bescheuert? Solche Fotos zu veröffentlichen? Wie sind die denn darangekommen?«
    »Da muss ein Pressefritze zufällig vor Ort gewesen sein. Kann ja nur von einer Zeitung kommen. Unsere Pressestelle hat auch’ne Beschwerde geschrieben, da gibt es irgend so einen Presserat.«
    »Einfach unglaublich.«
    Dahinter noch ein Artikel eines Fachmannes für Spurensicherung, Dr. Sowieso. Ja, ja, Fachmann. Wegstellen, die Hauptakte steht daneben.
    »Ich bin bei mir, sonst wird Heinz noch schwach mit seinem indischen Blütengarten...«
    »…Kräutergarten.«
    »Ja, irgendein Grünzeug eben.«
    »Aber keine Fettflecken. Auf Akten hasse ich das.« Sie droht mit dem Stift, zeigt auf die Tüte.
    Im Büro ist es kalt, Fenster zu. Die Mineralwasserflasche sprudelt beim Öffnen über, tropft auf die Akte. Schnell wischen, drei dunkle Flecken bleiben. Die hat doch den ganzen Tag gestanden. Beim Entfalten des rosa Papiers steigt der Zwiebelduft auf wie eine Wolke.
    Bericht, 19.10.05
    Am heutigen Tag, gegen 07.48 Uhr, erhielt der 14/33
(Lautenschläger/Wessenkamp) von der Leitstelle den
Einsatz zur Straße
»Im Industriegebiet 12«,
im Hinterhof des dortigen Verbrauchermarktes gebe es in
einem Müllcontainer einen Leichenfund. Ansprechpartner
sei …
    Weiter. Der Zaziki ist scharf.

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