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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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dagegen. Sie hätte wenigstens – »Du hattest Angst, Mama. «
    Bonnie.
    Sie sah zu der hohen Kiefer hinüber, unter der Bonnie mit untergeschlagenen Beinen saß. Das vertraute Bugs-Bunny-T-Shirt, ihre wilden roten Locken, die im Sonnenlicht glänzten, und ihr warmes, strahlendes Lächeln. Eve durchfuhr eine Woge der Liebe, die so heftig war, dass sie einen Augenblick lang kein Wort herausbrachte. »Und woher weißt du das?« , fragte sie leichthin. »Ich habe vor vielen Dingen Angst, Bonnie. «
    »Weil du keine Angst vor Verletzungen oder dem Sterben hast. Weil du glaubst, dass du mit mir glücklicher wärst. « Bonnie schüttelte den Kopf. »Aber ich sage dir immer wieder, dass das nicht möglich ist. Wir werden eines Tages zusammen sein, aber bis dahin ist es noch sehr lange hin. Du musst bleiben und dich um Joe und Jane kümmern. Sie brauchen dich. «
    »Lektion Nummer sechsundfünfzig. «
    Bonnie kicherte. »Viel mehr. Du hörst nur nie zu, Mama. «
    »Du bist entweder ein Geist oder ein Traum. Warum sollte ich auf dich hören?«
    »Weil du mich liebst. Weil du weißt, dass ich recht habe. «
    Ja, sie liebte sie. Vom Moment ihrer Geburt an war Bonnie der Mittelpunkt ihres Lebens gewesen. Als ihr das kleine Mädchen weggenommen worden war, hatte sie geglaubt, ihr Leben wäre vorbei. Dann hatten, ungefähr ein Jahr nachdem sie verschwunden war, diese Träume begonnen, in denen Bonnie zu Eve zurückkehrte. Traum oder Geist? Während der ersten paar Jahre war es sicherer gewesen, sich einzureden, dass es sich nur um Träume handelte. Damit vergewisserte sie sich ihrer geistigen Gesundheit. Inzwischen war es ihr egal, ob ihre Tochter ein Traum oder ein Geist war. Für Eve war sie Wirklichkeit, sie war bei ihr. »Du glaubst immer, dass du recht hast, junge Dame. «
    »Weil es so ist. Besonders, wenn du dir Sorgen machst, Mama. «
    »Und warum glaubst du, dass ich Angst habe?«
    »Wegen Joe. Du hast Angst um Joe. « Ein kaum erkennbares Stirnrunzeln zeigte sich über Bonnies Augenbrauen. »Ich habe auch Angst. «
    »Warum?«
    »Er ist nicht wie du. Ich liebe Joe. Ich war so glücklich … Aber er ist nicht wie du. «
    »Wovon redest du?«
    Bonnie sah ihr ins Gesicht. »Du hast Angst, weil Joe sich verändern könnte. Megan hat dich verunsichert. «
    »Sei nicht albern. «
    »Joe ist ein Anker für dich. Er ist, was er ist. Und du willst nicht, dass er anders wird. «
    »Jeder verändert sich. So ist das Leben. Auch du wirst lernen, Veränderungen zu mögen. «
    » Und wenn Joe selbst die Veränderung nicht will? Ich bin weggegangen, aber ich glaube, das wird sie nicht tun. «
    » Megan? Hör zu, Bonnie, diese Sache mit der Hellseherei ist völlig ohne –« Ihr Handy klingelte, und sie holte es aus ihrer Tasche. »Es ist Montalvo. «
     
    Bonnie antwortete nicht.
    Eve musste nicht zu der Kiefer hinüberschauen, um zu wissen, dass Bonnie nicht mehr da war. Enttäuschung ließ ihre Stimme scharf klingen, als sie das Telefongespräch annahm. »Was wollen Sie, Montalvo?«
    »In welcher Reihenfolge?«, fragte Montalvo. »Nein, ich kann an Ihrem Tonfall hören, dass Sie nicht vorhaben, mich auf diese Weise zu verwöhnen. Ich rufe an, weil ein weiterer Kreditkartenbeleg von Kevin Jelak aufgetaucht ist, ausgestellt an einer Tankstelle in Calhoun, Georgia.«
    Calhoun. Das war eine Stadt nicht weit entfernt von Chattanooga. »Er kommt näher. Was für ein Datum stand auf dem Beleg?«
    »Gestern.«
    »Er hinterlässt eine Spur. Es ist dumm von ihm, eine Kreditkarte zu benutzen, weil sie aufgespürt werden kann.«
    »Vielleicht weiß er nicht, dass wir von ihm wissen.«
    »Vielleicht ist es ihm auch egal. Vielleicht will er uns sogar zeigen, dass er auf dem Weg hierher ist.« Sie blickte über den See. »Warum jetzt, Montalvo? Es ist merkwürdig, dass er so kurz nach Kistles Tod auftaucht. All die Jahre haben wir von Jelak nichts gehört. Haben ihn diese Detektive aufgestört, die Sie ihm hinterhergeschickt haben?«
    »Möglicherweise. Ich erwarte heute noch einen Bericht. Über die Kreditkartenfirma versuchen sie, mehr über ihn herauszufinden.« Er machte eine kurze Pause. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
    Ein goldener Kelch, der mit Blut befleckt war.
    »Alles bestens.«
    »Ich glaube Ihnen nicht, aber ich will es mal auf sich beruhen lassen. Ich melde mich wieder, wenn ich etwas Interessantes für Sie habe.« Er legte auf.
    Es überraschte sie nicht, dass Montalvo ihre Unruhe bemerkt hatte. Er kannte sie sehr gut. Zu

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