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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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gut.
    Sie drehte sich um und ging zum Haus zurück. Sie würde ihre E-Mails zu Ende lesen und dann vielleicht ein Nickerchen machen, solange Jane noch im Bett war. Heute Nacht hatte Eve nur wenig geschlafen, ehe sie Jane vom Flughafen abholte.
    Als ob sie in der Lage wäre, sich zu entspannen, dachte sie reumütig. Ihre Gedanken sprangen von Jelak zu Megans besorgten Erkundigungen, zu Joe und weiter zu dem verdammten Kelch. All das wirbelte um sie herum, kam wie ein Tornado schnell näher, schwebte über ihr und sank dann zu Boden.
    Und im Auge des Tornados war Bonnie, ruhig, liebevoll, ein leuchtender Himmelskörper, der verschwand, als der Sturm sie erfasste.
    Sie warf einen Blick zu der Kiefer, unter der Bonnie gesessen hatte, und dachte an ihre rätselhaften letzten Worte.
    Ich bin weggegangen, aber ich glaube, das wird sie nicht tun.
    Unsicherheit, schon wieder.
    Spontan griff sie in die Tasche, holte ihr Telefon heraus und wählte Joes Nummer. Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, ihn berühren.
    »Ich wollte dich gerade anrufen.« Er war kurz angebunden. »Ich war unglaublich beschäftigt. Dieser Tatort ist ein Medienzirkus. Wir mussten die ganze Gegend abriegeln, um die Journalisten davon abzuhalten, hinter den Absperrbändern herumzuschnüffeln.«
    »Warum?«
    »Ach ja, das habe ich dir nicht erzählt. Das Opfer ist Nancy Jo Norris. Ihr Vater ist Senator Ed Norris. Er ist gerade auf dem Weg von Washington hierher, und wir müssen mit der Spurensicherung fertig werden und Nancy Jo ins Leichenschauhaus bringen, ehe er hier auftaucht und noch mehr Aufruhr bei der Presse verursacht. Ich komme heute spät nach Hause.« Er schwieg einen Augenblick. »Wenn ich hier durch bin, möchte ich noch aufs Revier und einen Blick auf den Kelch werfen. Bis dahin sollten wir schon einen ersten Bericht über das Blut haben.«
    »Nancy Jo Norris.« Eve verspürte Übelkeit. »Letzten Monat habe ich ein Foto von ihr in der Zeitung gesehen. Sie hat Fußball gespielt, bei einem Wettbewerb. Sie lächelte und sah wirklich strahlend aus.«
    »Das ist einer der Gründe für den Medienhype. Eine Einserstudentin, beliebt, Sportskanone und im Studentenrat … und ein Vater, der vielleicht mal als Präsident kandidieren könnte.«
    »Das arme Mädchen. Alles, wofür es sich zu leben lohnt … Gibt es schon Hinweise, wer es getan haben könnte?«
    »Einen.« Er schwieg einen Moment. »Schindler meint, es könnte sich um einen Ritualmörder handeln.«
    »Und was meinst du?«
    »Schon möglich. Wir reden weiter, wenn ich nach Hause komme. Tu mir einen Gefallen. Du und Jane, ihr solltet heute bitte nahe am Haus bleiben. Ist der Polizeiwagen schon da?«
    »Ja, er parkt unten an der Straße.« Sie war einen Moment ruhig und fügte hinzu: »Ich dachte schon, ich hätte überreagiert. Aber du scheinst dir wegen diesem Kelch wirklich Sorgen zu machen.«
    »Da hast du verdammt recht. Du hast nicht überreagiert, Eve. Bleib beim Haus, ja?«
    »Okay. Jane und ich haben uns sowieso viel zu erzählen.«
    »Ich komme heim, sobald ich kann. Übrigens, warum hast du eigentlich angerufen?«
    Joe war so wunderbar normal, dass Eve sich albern vorkam, weil sie der Versuchung, ihn anzurufen, nachgegeben hatte. »Ich wollte nur mit dir reden. Ist mit dir alles in Ordnung?«
    Er gab keine direkte Antwort. »Warum sollte es das nicht sein?«
    »Ach, nur so. Wir sehen uns dann heute Abend.« Sie beendete das Gespräch. Mein Gott, wie war sie erleichtert. Er hatte sich viel besser angehört als vorhin. Sie hatte Megan erzählt, dass sie und Joe miteinander redeten, aber dann hatte sie sich doch davor gedrückt, Joe von Megans Anruf zu erzählen. Er hätte nur gelacht und irgendeine geringschätzige Bemerkung über Megans Voodoo gemacht.
    Du hast Angst, Mama.
    Aber es gibt nichts, wovor man Angst haben müsste, Kleines. Joe geht es prima.
     
    »Ich fahre dann zurück zum Revier«, sagte Schindler, während er dem Wagen des gerichtsmedizinischen Teams nachsah. Er brachte Nancy Jo Norris in die Leichenhalle. »Kommst du mit?«
    Joe nickte. »Sofort. Ich will mir nur noch einmal den Kelch ansehen, den sie ihr aus der Hand gezogen haben.« Er ging zu Johnson, der den Becher in eine durchsichtige Plastiktüte gesteckt hatte, die er gerade versiegelte. »Es dauert nicht lange.«
    »Beeil dich. Sie wollen deine Berichte so schnell wie möglich. Alles muss so schnell wie möglich gehen. Die Chefin braucht Antworten.«
    »Sie wird sie nicht bekommen. Die Leute von der

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