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Blutspiele

Blutspiele

Titel: Blutspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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ärgerlich. Sie ist eine sehr kluge Frau.« Er setzte sich auf die oberste Treppenstufe und deutete auf die Schaukel. »Setzen Sie sich. Bestimmt sind auch Sie schon ganz ungeduldig, Quinn. Sie möchten Antworten. Was Jane betrifft, wollte ich nur sichergehen.«
    »Das wollen wir auch«, sagte Joe. »Aber ein Polizist ist bei ihr.«
    »Und das ist vermutlich Abschreckung genug. Trotzdem, Jelak nähert sich dem Höhepunkt und könnte einen Verzweiflungsangriff wagen.« Caleb trank einen Schluck Kaffee. »Sie haben sich nach Jelaks Verhältnis zum Essen erkundigt.« Er lachte in sich hinein. »Bestimmt denken Sie dabei an schlechte Vampirfilme und an die Romane, die Sie über Vampire gelesen haben, und an deren übliche Eigenschaften. Zum Beispiel, dass Vampire niemals essen.«
    »Sie haben gesagt, dass das auf Jelak auch zutrifft«, erklärte Eve.
    »Zu diesem Zeitpunkt stimmt das. Sein Meister Franco Donari hat ihm beigebracht, dass er kurz vor der Vollendung nur noch Hunger nach Blut verspüren sollte. Da er absolut sicher ist, dass er kurz vor diesem erhabenen Zustand steht, muss er das natürlich untermauern, indem er jedes Zeichen, das darauf hinweisen könnte, bei sich erkennt.«
    »Mit anderen Worten, er stellt sich selbst ein gutes Zeugnis aus«, sagte Joe. »Was geschieht, wenn er diese Vollendung nicht erreicht? Dann verhungert er.«
    »Aber erst nach sehr langer Zeit. Der Geist ist zu unglaublichen Leistungen fähig.«
    »Hatten Sie nicht gesagt, der Vampirkult, dem Jelak anhängt, glaubt nur an die angenehmeren Aspekte der Legenden? Verhungern kommt mir ziemlich extrem vor.«
    »Aber erst im letzten Stadium seiner Wiedergeburt.«
    »Wiedergeburt? Den Begriff haben Sie noch nie verwendet.«
    »Nicht? Vielleicht, weil er zu hochtrabend klingt.« Caleb lehnte sich an das Geländer. »Weitere Fragen, Quinn?«
    »Glaubt er, dass ihm Tageslicht gefährlich werden kann?«
    »Nein, aber er ist ein Nachtwesen, weil er da leichter an seine Beute kommt. Sehr vernünftig. Ich habe mich immer gefragt, ob das auch der Grund für diese Legende war.« Er lächelte. »Und er glaubt nicht daran, dass ihm Knoblauch, Zwiebeln oder Kreuze die Macht rauben können. Ein Pfahl durchs Herz? In diesem Stadium rechnet er eher mit einer Kugel. Darum ist er auch so vorsichtig.«
    »In diesem Stadium?«, wiederholte Eve. »Was ist, wenn er wiedergeboren wird? Was glaubt er, wird ihm das bringen?«
    »Er ist sicher, dass er auf dieser Welt alles bekommen wird, was er haben will.« Caleb trank einen weiteren Schluck Kaffee. »Er wird zu einem Gott.«
    »Das kann doch selbst ein Irrer wie Jelak nicht glauben«, sagte Joe.
    »Er glaubt, was er glauben will. Der Kult hat ihn gelehrt, dass ihm durch die letzte Transformation unglaubliche Kräfte zufliegen. Es wird nichts geben, was er sich nicht einfach nehmen kann. Niemand wird mehr vor ihm sicher sein.«
    »Das kann man leicht versprechen«, meinte Eve. »Und so etwas zieht ein Monster wie Jelak natürlich an.«
    Er nickte. »Und wie alle Götter wird er für gewöhnliche Sterbliche unsichtbar sein.«
    »Ach du lieber Himmel.«
    »Ich habe nie behauptet, dass das Ganze nicht vollkommen absurd ist. Aber Sie können jetzt nachvollziehen, warum ein unausgeglichener Mensch auf die Idee kommen kann, den Versprechungen des Kults zu folgen.«
    Unausgeglichen? dachte Eve. Jelak musste völlig den Verstand verloren haben, wenn er glaubte, er könnte sich in ein höheres Wesen verwandeln, indem er den Weg dorthin mit Blut und Tod besudelte. »Ich kann nicht verstehen, wie er überhaupt dazu kam, an diesen Kult zu glauben. Das ist doch haarsträubend. Sie haben erzählt, dass er in mehreren Ländern lebte, ehe er nach Italien ging und sich dieser Gruppe anschloss.«
    »Diese Sekte gefiel ihm«, erklärte Caleb. »Dort sagte man ihm, was er hören wollte. Und außerdem hatte der Kult das Gütesiegel, dass es ihn schon seit Jahrhunderten gab. Bestimmt war Jelak davon überzeugt, dass er den wahren Hort der Vampire entdeckt hatte. Es gibt alle möglichen wilden Geschichten darüber, wie alles angefangen hat. Angeblich geht er bis ins vierzehnte Jahrhundert zurück, als die Bewohner von Fiero zwei gerade erst zugereiste Brüder dabei ertappten, wie sie mitten unter ihnen schwarze Magie praktizierten.«
    »Was für eine Art von schwarzer Magie?«
    »Blut. Macht. Tod. Die Dorfbewohner hatten panische Angst. Viele Jahrzehnte lang wurden sie von den Ridondo-Brüdern und deren Nachfahren praktisch zu Sklaven

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