Blutspiele
Sie sagten doch, Sie könnten ihn fühlen.«
»Nur mit dem Fahrzeug? Das bezweifle ich. Aber ich kann es versuchen.«
»Allerdings, das können Sie.« Joe fuhr vom dem Parkplatz. »Am Kennesaw Mountain. Ich sage Ihnen noch genau, wo, wenn ich dort bin.« Er legte auf und blickte in den Rückspiegel. Ein blauer Toyota. Er wurde schon wieder verfolgt. Ed Norris wusste möglicherweise genauso viel wie er. Ach, egal. Wahrscheinlich wusste Joe ohnehin nicht viel, was der Rest der Welt nicht wusste. Caleb hatte sich nicht ermutigend angehört, und Joe war vielleicht überhaupt ein Idiot, dass er sich auf solche abergläubischen Praktiken einließ, um Jelak zu finden.
Aber zu diesem Zeitpunkt hätte er sich auf alles verlassen, damit er diesen Mistkerl irgendwie in die Finger bekam.
Die Spurensicherung war noch mit dem massigen grauen Wagen beschäftigt, als Joe das Naturschutzgebiet erreicht hatte.
Caleb stand daneben und sah zu.
»Und?«, fragte Joe.
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass er nicht in der Nähe ist.«
»Was nützt uns das?«
»Überhaupt nichts.« Er schnitt eine Grimasse. »Was hatten Sie erwartet? Dass ich das Lenkrad berühre und eine Vision von ihm bekomme? Tut mir leid, so funktioniert das nicht. Wenn er nicht weiter als zwei Meilen entfernt ist und es wenig Störungen gibt, dann kann ich ihn fühlen und aufspüren. Sonst habe ich keine Chance.«
»Schöner Jäger.«
»Hören Sie auf, Quinn. Ich könnte Renata anrufen und fragen, ob sie jemanden schicken kann, der über solche Fähigkeiten verfügt. Aber das dauert eine Weile.«
»Und bis dahin ist Jelak längst über alle Berge.« Er betrachtete den mächtigen Wagen. Wie oft hatte Jelak ihn benutzt, um Leichen im Laderaum oder auf dem Rücksitz zu verstauen? »Die Jungs von der Spurensicherung werden wahrscheinlich verdammt viel Fasern finden, die als Beweis dienen könnten.«
»In einem Prozess, der niemals stattfinden wird. Er hat das Auto benutzt, als er Nancy Jo Norris entführt hat, oder?«
Joe nickte. »Er hat sie sich im Perimeter-Einkaufszentrum geschnappt.« Er erstarrte, weil ihm etwas einfiel. »Und Sie sind sicher, dass Sie ihn nicht aufspüren können?«
Caleb nickte. »Ich habe doch schon gesagt, ich habe diese Fähigkeit nicht. Warum?«
Joe antwortete nicht. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging mit großen Schritten zurück zu seinem Wagen.
»Antworten Sie mir, Quinn.« Caleb stand neben der Fahrertür, als Joe startete. »Sie haben etwas vor, und ich lasse nicht zu, dass Sie mich im Regen stehen lassen.«
»Dann folgen Sie mir. Es ist mir scheißegal.«
»Wohin wollen Sie?«
Joe parkte rückwärts aus. »Jemanden finden, der über diese Fähigkeit verfügt.«
Der Tatort am Allatoona-See war nicht mehr mit gelbem Band abgesperrt, und die Übertragungswagen, die auf der Straße geparkt hatten, waren verschwunden.
Gott sei Dank, dachte Joe. Es war helllichter Tag, und das Letzte, was er brauchen konnte, waren Reporter, die ihn mit Fragen überschütteten.
Er stieg aus und ging über die Wiese auf den Wald zu.
Als er einen Wagen hinter sich heranfahren hörte, blickte er über seine Schulter hinweg zurück.
Caleb.
»Bleiben Sie, wo Sie sind. Sie sind nicht eingeladen.«
»Ich tue, was Sie sagen.«
»Gut.« Joe war inzwischen fast am Waldrand angelangt und verdrängte Caleb aus seinen Gedanken. Ihm war es egal, wenn Caleb den ganzen Tag dort drüben kampierte, solange er ihm nicht in die Quere kam. Er war aus einem absurden und ziemlich verrückten Grund hierhergekommen, aber das passte zum gegenwärtigen Zustand seines gesamten Lebens.
Im schützenden Schatten der Bäume blieb er stehen und sah sich um. Niemand. Nirgendwo ein schlankes blondes Mädchen im roten Sweatshirt. Verdammt, sie hatte ihm doch erzählt, dass Bonnie ihr geraten habe, ihren Sterbeort zu verlassen. Vielleicht war sie gar nicht mehr da. Aber er wusste nicht, was er sonst tun sollte.
Na gut, er konnte es probieren.
»Ich bin hier, verflucht. Wo zum Teufel sind Sie?«
Keine Antwort.
»Wenn Sie denken, dass ich noch lange hierbleiben und nach einem Geist rufen werde, dann haben Sie sich geirrt. Entweder zeigen Sie sich jetzt, oder ich bin weg.«
»Sie müssen deshalb nicht gleich so fluchen. «
Er fuhr herum. Nancy Jo stand nur wenige Meter von ihm entfernt. »Mir ist nach Fluchen« , gab er kurz angebunden zurück. »Und ich fühle mich wie ein durchgeknallter Idiot. Woher sollte ich wissen, dass Sie es sich nicht
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