Blutspiele
»Ich habe mit deinem Anruf gerechnet. Ich wusste, es gefällt dir nicht, dass ich Caleb zum Tatort des Selkirk-Mordes geschickt habe.«
»Überhaupt nicht.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, er kann behilflich sein. Die Vorstellung, dass noch eine weitere Frau ermordet werden könnte, ist mir unerträglich. In den Nachrichten habe ich gehört, dass sie zwei Kinder hatte.«
»Ein fünfzehnjähriges Mädchen und einen Jungen mit zehn.«
»Und es war ihm völlig gleichgültig, dass er sie zu Waisen machte. Wie geht es ihnen?«
»Nicht gut. Aber Caleb hat mit ihnen gesprochen, und danach waren sie ein bisschen gefestigter.«
Ihre Augen wurden groß. »Du hast zugelassen, dass er mit ihnen spricht?«
»Bei Pattys Großvater war er gut. Vielleicht ist er so eine Art Psychologe. Die Kinder brauchten jemanden, irgendetwas.«
Sie sah ihm eindringlich ins Gesicht. »Aber du hast es erlaubt.«
»Ich habe ihm eine Chance gegeben. War es nicht das, was du wolltest?«
»Joe.«
»Na gut, ich habe beschlossen, dass es auch das ist, was ich will.« Er wandte sich Richtung Schlafzimmer. »Daher habe ich ihn gebeten, mir nachzufahren, damit wir miteinander reden können. Er müsste jeden Moment da sein. Ich ziehe mir nur das Jackett aus und wasche mir das Gesicht. Wo ist Jane?«
»Sie ist zu Patty gefahren. Sie hat befürchtet, dass Patty sich aufregt, wenn sie von Margaret Selkirk erfährt. Charlie Brand hat Jane abgeholt und wird sie wieder nach Hause bringen.«
»Schade, dann ist sie bei dem Gespräch mit Caleb nicht dabei. Sie war die ganze Zeit auf seiner Seite.«
»Aber du bist es nicht, oder?«
»Verdammt noch mal, nein. Ich bin auf deiner Seite. Ich bin auf der Seite all dieser Frauen, die Jelak noch umbringen wird, wenn wir ihn nicht erwischen.« Er warf ihr über seine Schulter hinweg einen Blick zu. »Aber darum muss ich nicht auf seiner Seite sein. Außerdem wird er ohnehin nicht mehr lange auf der anderen Seite sein. Wir werden uns gemeinsam auf die Jagd machen.«
11
W ie schade, dass Ihre Jane nicht hier ist. Sie bringt immer eine gewisse Spannung in ein Treffen«, sagte Caleb und schob seinen Stuhl am Tisch nach hinten. »Das Essen war köstlich.«
»Nudeln mit Hackfleisch und Fertigsoße? Wohl kaum. Das ging bloß schnell«, sagte Eve.
»Herzhaft, geschmackvoll und sättigend. Mehr braucht es nicht.«
»Essen ist Ihnen offenbar nicht besonders wichtig.«
»Manchmal schon. Normalerweise nicht.« Er lächelte. »Aber ich freue mich, dass Sie mich nach Hause eingeladen haben. Das zeigt eine gewisse Akzeptanz.« Er sah Joe an. »Und Vertrauen?«
»Das ist von einigen Faktoren abhängig«, sagte Joe. »Wie ist das bei Kevin Jelak? Ist ihm Essen wichtig?«
»In diesem Stadium überhaupt nicht mehr. Möglicherweise wird ihm schon nach ein paar Bissen übel. Er lebt von Blut.«
»Das kann er nicht«, sagte Eve. »Das ist unmöglich.«
»Eine Weile lang geht es noch. Er wird immer dünner, aber seine enorme Energie hält ihn aufrecht.« Er wandte sich an Joe. »Warum haben Sie mich das gefragt?«
»Ich wollte wissen, wie weit sich Jelak auf diesen Unsinn eingelassen hat.«
»Vollständig.« Er sah Eve an. »Könnten wir den Kaffee auf der Veranda trinken? Mir gefällt Ihr herrlicher Ausblick so gut.«
»Das können wir gern.« Eve stand auf. »Solange Sie unseren Fragen nicht ausweichen.«
»Gott bewahre! Mich ermutigt die Tatsache, dass Quinn meint, ich könnte beim Ausloten von Jelaks Psyche nützlich sein.« Er erhob sich. »Ich muss kurz telefonieren. Wir sehen uns dann auf der Veranda.«
»Weicht er aus?«, fragte Eve Joe, als Caleb das Zimmer verließ.
Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Aber wir werden es noch feststellen.« Er holte das Tablett und die Kaffeekanne aus dem Schrank. »Weil ich ihm nämlich einen ganzen Haufen Fragen stellen werde.«
Caleb beendete sein Telefongespräch gerade, als sie auf die Veranda traten. »Es wird Sie freuen zu hören, dass es Jane gut geht. Sie sind gerade mit dem Essen fertig, Charlie Brand hat gekocht.« Er lächelte. »Keine Nudeln mit Fertigsoße.«
»Sie haben Jane angerufen?«, fragte Eve. »Warum?«
»Ich möchte sie im Blick behalten«, sagte Caleb und nahm die Tasse, die Eve ihm reichte. »Für Jelak scheint sie wichtig zu sein. Mir ist sie auch wichtig.«
»Ich wundere mich, dass sie überhaupt mit Ihnen gesprochen hat«, meinte Eve.
»Sie weiß, dass ich nur ihr Bestes will. Sie war ungeduldig, aber nicht
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