Blutspiele
Geist bin. Dafür bin ich noch nicht bereit. «
»Das war ich auch nicht. «
Nein, neunzehn Jahre alt, überaus lebendig und die Zukunft noch vor sich. Ein wunderbares Leben, und je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto mehr zeigte sich von der ungewöhnlichen Frau, die sie geworden wäre, wenn Jelak ihr erlaubt hätte weiterzuleben.
Plötzlich verspürte er rasenden Zorn. »Dann schnappen wir uns jetzt diesen Drecksack, verdammt! «
Kennesaw Mountain
» Warum haben Sie das Spurensicherungsteam weggeschickt?«, wollte Caleb wissen. »Die Kollegen sahen nicht begeistert aus.«
»Pech für sie. Sie können ihre Tests auch später noch machen.« Er sah dem letzten Van nach, der den Berg hinunterfuhr. »Warum gehen Sie nicht zurück in die Dienststelle und warten auf–«
»Ich denke ja gar nicht daran.« Caleb lehnte sich an sein Auto und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dieses launenhafte Verhalten, das Sie da zeigen, interessiert mich viel zu sehr.«
»Es ist nicht launenhaft.« Wo zum Teufel blieb Nancy Jo? Er hatte gehofft, Caleb loswerden zu können, ehe sie auftauchte. Aber das gelang ihm nicht. Caleb hing an ihm wie Klebstoff. Aber eigentlich spielte das keine Rolle. Zu diesem Zeitpunkt war es ihm verdammt egal, ob Caleb ihn für durchgeknallt hielt oder nicht.
»Vielleicht trifft es launenhaft nicht ganz. Sagen wir ungewöhnlich.«
»Gegen ungewöhnlich habe ich nichts.« Der Van war jetzt um die Kurve gebogen. Wo war sie? »Aber da schimpft der Topf den Kessel.«
»Er ist viel schwärzer als Sie, Joe« , bemerkte Nancy Jo. Sie stand vor dem großen Lincoln und starrte das Auto fasziniert an. »Es jagt mir Angst ein. Warum habe ich solche Angst davor?«
»Ich weiß nicht. Erinnerungen?«
»Erinnerungen?« , wiederholte Caleb. »Wovon reden Sie?«
Joe machte eine ungeduldige Geste und wandte ihm den Rücken zu. »Bringen wir es hinter uns, Nancy Jo. « Er öffnete den Kofferraum. »Es könnte sein, dass er Sie im Kofferraum untergebracht hat, nachdem er Sie betäubt hatte. Haben Sie irgendeine Erinnerung daran?«
»Nein. « Sie legte die Hand auf den rostroten Teppich, mit dem das Innere des Kofferraums ausgeschlagen war. »Es ist seltsam, wenn man die Dinge auf einmal nicht mehr fühlen kann. Bonnie hat gesagt, wenn ich lang genug bleibe, dann kommt einiges davon wieder zurück. Sonnenlicht … Regen …«
»Sie fühlen gar nichts?«
»Nichts von ihm. « Sie schauderte. »Aber ich war nicht die Einzige, die Jelak in den Kofferraum gesperrt hat. Eins, zwei, drei … fünf. Ich glaube, es waren fünf. Vier von uns waren bewusstlos, aber Kerry war noch bei sich und hat gekämpft. Ihre Fingernägel waren blutig, so sehr hat sie sich bemüht, herauszukommen. « Sie streckte die Hand aus und berührte einen winzigen braunen Fleck auf dem Teppich. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich fühle sie, aber ich kann ihr nicht helfen. «
»Sie empfinden etwas, wenn Sie das Blut berühren?«
»Ja, aber ich kann ihr nicht helfen. «
»Es ist gut, Nancy Jo. « Er schloss den Kofferraum. »Sie braucht Ihre Hilfe nicht mehr. « Dann ging er zur Fahrertür und öffnete sie. »Steigen Sie ein und schauen Sie, ob Sie etwas finden. «
»Hier hat er gesessen. « Sie stellte sich neben ihn und starrte auf den Sitz. Sie schluckte fest. »Mein Gott, das will ich nicht machen. «
»Sie haben gesagt, Sie spüren nichts. «
»Ich kann mich erinnern« , sagte sie aufgeregt. »Ich kann mich an sein Gesicht erinnern. «
»Sie wollen es doch nicht machen?«
Sie holte tief Luft. »Natürlich mache ich es. Lassen Sie mir einen Moment Zeit. «
»So lange Sie wollen. «
Zwei Minuten später schlüpfte sie vorsichtig auf den Fahrersitz. Sie schloss die Augen. »In der Nacht, in der er Heather Carmello umbrachte, war er in diesem Auto. Danach hat er beschlossen, dass es zu unsicher ist, damit noch länger herumzufahren. Er musste ein anderes Auto stehlen und dieses hier stehen lassen. «
»Was für ein Auto?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hatte sich noch nicht entschieden. Ihm gefallen große amerikanische Autos, aber er dachte, vielleicht wäre ein kleines ausländisches besser geeignet. Ständig dachte er an Seth Caleb und wie der ihn in der Nähe Ihres Hauses aufgespürt hatte. Er will es noch nicht einmal sich selbst eingestehen, aber er hat Angst vor ihm. « Sie schlug die Augen auf. »Darf ich jetzt aussteigen? Ich fühle mich, als wäre er ganz nahe bei mir. Fast kann ich sein Herz schlagen hören.
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