Blutspiele
längst bei Sphärenmusik im Jenseits gutgehen lassen?«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Daddy nicht verlassen werde. Er braucht mich. « Sie betrachtete ihn aufmerksam. »Und ich glaube, Sie brauchen mich auch. Sonst wären Sie nicht hier. Hat das etwas mit Margaret Selkirk zu tun?«
»Nein. « Dann fügte er hinzu: »Obwohl es mich nicht überrascht, dass Sie von ihr wissen. Sie gehören ja zum selben Club. «
»Ja, das stimmt« , sagte sie traurig. »Mein Herz tut weh, wenn ich an sie denke. «
»Aber augenscheinlich ist sie weitergegangen und nicht hiergeblieben. Sie hat mich nicht mit ihrer Anwesenheit beehrt. «
Sie schüttelte den Kopf. »Sie irren sich. Sie ist noch immer hier. «
»Dann spiele ich Gott sei Dank in ihrem Nachleben keine Rolle. Ich habe sie nicht gesehen. «
»Wenn Sie mit Seth Caleb nach oben gegangen wären, wären Sie ihr begegnet. Sie war bei ihren Kindern. «
Joe fühlte sich, als hätte ihm jemand einen Magenschwinger versetzt. Allein schon die Vorstellung, das Zimmer mit den trauernden Kindern zu betreten und dort deren Mutter zu sehen, war erschreckend. »Woher wissen Sie das?«
»Ich war auch dort. Ich habe versucht, ihr zu helfen. Ich wusste, wie einsam und beängstigend das alles am Anfang ist« , sagte sie. »Aber sie wollte nicht auf mich hören. Sie hat versucht, ihre Kinder zu erreichen. Dann kam Seth Caleb, und es wurde etwas besser. Aber sie kann die Kinder nicht verlassen, ehe sie nicht weiß, dass gut für sie gesorgt wird. «
»Noch eine Frau mit einer Mission« , sagte Joe.
»Tun Sie nicht immer so hartherzig« , sagte Nancy Jo. »Ich weiß, dass Sie mit ihr ebenso großes Mitleid haben wie ich. Daddy wird sein Leben weiterführen, wenn er das hier überstanden hat. Aber diese Kinder werden für immer gezeichnet sein. «
»Verdammt, ja, ich habe Mitleid. « Joe ballte die Hände zu Fäusten. »Und ich bin durcheinander, und es tut mir leid, und ich habe eine Scheißangst. Ich muss Jelak kriegen, ehe er es noch einmal tut. «
»Und Sie glauben, ich kann Ihnen dabei helfen. «
»Sind Sie plötzlich unter die Gedankenleser gegangen?«
»Warum würden Sie sonst zu mir kommen und herumblöken wie ein Schaf in den Wehen?«
Er verzog schmerzlich das Gesicht. »Sie hätten sich ruhig einen etwas passenderen Vergleich aussuchen können, Nancy Jo. «
Sie lächelte ein wenig. »Aber keinen zutreffenderen. Sie mögen mich. Sie möchten mir helfen. Aber jedes Mal, wenn wir uns sehen, kämpfen Sie dagegen an. Darum blöken Sie herum. «
»Vielleicht« , sagte er. »Sie haben gesagt, Sie könnten Jelak spüren und dass Sie glauben, Sie könnten ihn finden. Würde Ihnen etwas, das ihm gehört, dabei helfen?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht. «
»Alles, was ich zu hören kriege, sind Vielleichts und Ich-weiß-nichts« , sagte er voller Abscheu. »Caleb hat auch so dämlich reagiert. «
»Und darum blöken Sie jetzt mich an« , sag te Nancy Jo. »Was haben Sie denn gefunden, was Jelak gehört?«
»Seinen Wagen. Möglicherweise hat er ihn benutzt, um Sie hierher zum Allatoona-See zu bringen. «
Sie erschrak. »Das Auto. Ich denke schon eine ganze Weile daran. Es war so groß und schwer wie ein Leichenwagen. Glauben Sie, Jelak hatte diesen Vergleich auch im Kopf?«
»Das würde mich nicht überraschen. Es parkt jetzt am Kennesaw Mountain. Sobald die Spurensicherung damit fertig ist, schleppen sie es zum Asservatenhof. Wollen Sie es sich vorher anschauen?«
»Natürlich. « Sie befeuchtete ihre Lippen. »Ich muss es mir ansehen. Ich muss es betrachten, es berühren. Im Moment ist das für mich überhaupt nicht real. Es ist nur Teil des Alptraums. «
»Das ist vielleicht eine Gnade. «
»Ich muss den Alptraum loswerden. Bonnie hat das gesagt, und ich habe es nicht verstanden, aber jetzt begreife ich allmählich, was sie gemeint hat. «
Schon wieder Bonnie. Eves Tochter schien in Nancy Jos Bewusstsein genau wie in dem von Joe ein und aus zu gehen.
Er drehte sich um. »Dann lassen Sie uns doch mal schauen, ob wir den Scheißkerl mit Hilfe des verdammten Autos zu fassen kriegen. Kommen Sie mit?«
Sie lächelte. »Ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, Joe. Ich kann Sie problemlos finden. «
Er sah sie noch einmal an. »Stimmt, Sie kennen ja jetzt den Trick. Verdammt, das würde ich auch gern können. Dann müsste ich nicht herkommen und herumblöken. «
»Vielleicht kann ich es Ihnen irgendwann beibringen. «
»Nicht wenn das voraussetzt, dass ich auch ein
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