Blutspiele
wir eine Tasse Kaffee und reden darüber.«
»Ich kann dich nicht davon überzeugen, an sie zu glauben, Jane. Ich dachte, Megan wäre eine Scharlatanin, aber das stimmt nicht.« Eve lächelte traurig. »Ich garantiere dir, sie hat nicht die mindeste Lust, die Stimmen dieser toten Kinder zu hören. Aber sie kann nichts dagegen tun. Sie hat sie gehört, und sie hat uns zu dieser Insel gebracht. Dabei hätte sie sterben können. Sie sagt, sie weiß nicht viel darüber, wie seherische Fähigkeiten funktionieren. Ihr eigenes Talent dazu hat sie erst vor sehr kurzer Zeit entdeckt.«
Jane goss Kaffee in Eves Tasse. »Du hast recht. Ich habe einige Mühe, was diese Sache mit Megan angeht. Ich neige zu der Ansicht, dass du dir einfach gewünscht hast, es möge wahr sein.« Bedächtig fügte sie hinzu: »Weil sie dir helfen könnte, Bonnie zu finden.«
»Ich würde sie nie darum bitten.« Eve trank einen Schluck Kaffee. »Mein Gott, ich hoffe, ich frage sie nie danach. Ich weiß, was ihr das antun würde.« Sie sah Jane über den Tisch hinweg an. »Sie glaubt, ich werde sie eines Tages darum bitten. Und sie hat mir bereits gesagt, dass sie es nicht tun wird. Weil es alles für mich nur schlimmer machen würde, wenn ich genau wüsste, wie Bonnie gestorben ist.«
»Ich bekomme immer mehr Respekt vor ihr. Sie hat wahrscheinlich recht«, meinte Jane. Sie hob die Hand, als Eve etwas sagen wollte. »Ich hoffe von ganzem Herzen, dass du Bonnie findest. Aber ich wünsche dir nicht, dass du dir damit eine ganze Reihe neuer Alpträume aufhalst.«
Eve schwieg eine Weile. Selbst Jane konnte die Gefahren erkennen, von denen Megan gesprochen hatte. Eve sah sie ebenfalls, aber Bonnie zu finden … sie nach Hause zu bringen …
»Eve …«
Janes Miene war voller Liebe, voll Verständnis und Sorge. »Hör zu, Eve. Ich sage gern, dass ich weiß, wie du dich fühlst, aber das weiß in Wirklichkeit niemand.« Sie fasste über den Tisch hinweg nach Eves Händen. »Als ich ein Kind war, war ich sogar ein bisschen eifersüchtig, weil du Bonnie so sehr geliebt hast. Ich wollte niemals ihre Stelle einnehmen, ich hätte dir nur so gern den Schmerz genommen. Aber ich wusste, dass mir das nie gelingen würde.« Sie schüttelte den Kopf, als Eve erneut zum Sprechen ansetzte. »Und als ich älter wurde, verstand ich allmählich. Ein Kind zu verlieren … ich werde vermutlich nie ganz begreifen können, was das bedeutet, ehe ich nicht selbst eines habe. Aber selbst wenn ich nicht fühlen kann, was du fühlst, solltest du wissen, dass ich an deiner Seite bin, bis die Hölle zufriert.«
»Das weiß ich doch.« Eve spürte, wie die Emotionen ihr die Kehle zuschnürten. »Und ich segne den Tag, an dem wir dich gefunden haben.« Sie bemühte sich um ein Lächeln. »Jetzt aber genug davon. Du bist erst ein paar Stunden zu Hause, und schon hast du dir um Joe Sorgen gemacht und um mich und auch noch versucht, sämtliche Probleme der Welt zu lösen. Jetzt vergiss uns mal wieder. Erzähl mir von deiner Arbeit. Sitzt du an einem neuen Gemälde?«
»Nein, ich war viel zu beschäftigt damit, Pressearbeit für die Galerie zu machen.« Jane schnitt eine Grimasse. »Du weißt, wie sehr ich so etwas liebe. Ich bin einfach nicht gemacht für –« Sie unterbrach sich, als Eves Telefon klingelte. »Geh nur ran. Von meinen Sorgen und Mühen mit den Medien willst du eigentlich gar nichts hören.«
»Doch, das will ich. Du entkommst mir nicht.« Eve warf einen Blick auf das Display. »Es ist Montalvo.«
Jane runzelte die Stirn. »Ist der immer noch nicht von der Bildfläche verschwunden?«
»Nein, aber er ist unter Kontrolle.« Soweit ihn irgendjemand unter Kontrolle halten konnte. Sie nahm das Gespräch an. »Ich bin sehr beschäftigt, Montalvo.«
»Warum begrüßen Sie mich immer, als würde ich Sie angreifen?« Luis Montalvos Stimme klang amüsiert. »Dabei wissen Sie doch, dass ich Ihr Bestes will.«
»Ich trinke gerade Kaffee mit Jane. Was wollen Sie, Montalvo?«
»Ach, Ihre Jane. Die schöne Jane MacGuire. Ich wusste nicht, dass sie wieder im Lande ist.«
»Sie ist gerade aus Paris angekommen.«
»Dann will ich Sie nicht aufhalten. Ich wollte Ihnen nur sagen, von einem meiner Detektive habe ich den möglichen Aufenthaltsort von Kevin Jelak erfahren.«
Sie erstarrte. »Was?«
»Na ja, wenigstens so ungefähr. Er hat in Garsdell, Alabama, einen Kreditkartenbeleg entdeckt.«
Alabama. Gleich auf der anderen Seite der Grenze. »So nah …«
»Vielleicht zu
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