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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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ein Sandwich auswickelte und ebenfalls zu essen begann. Es schien nichts zu geben, was den beiden den Appetit verderben konnte. Charlie stopfte sich den Mund voll und riss eine Tüte Chips auf.
    Melanie konnte das alles nicht fassen. Noch eine Tote.
    Wann hörte dieser Albtraum endlich auf? Jared hatte offenbar den Verstand verloren. Das war nicht mehr der Bruder, den sie kannte. Sie versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren, und rechnete jeden Augenblick damit, dass ein Streifenwagen hinter ihnen auftauchte. Was, wenn jemand den Schuss gehört oder beobachtet hatte, wie sie wegfuhren?
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, entschied Jared plötzlich: »Wir brauchen einen neuen Wagen.«
    »Aber ich habe den hier doch gerade aufgetankt«, wandte sie ein und merkte sofort, was für eine dumme Erwiderung das war. Jared ignorierte sie und boxte Charlie kumpelhaft gegen die Schulter.
    »Was denkst du, Charlie?«
    »Ich habe vorhin eine Firma mit einem Parkplatz voller Autos gesehen. Wir müssen gleich wieder dran vorbeikommen.« Charlie beugte sich leicht vor und spähte nach vorn.
    Melanie war dieser Parkplatz gar nicht aufgefallen, aber Charlie hatte natürlich ein Auge für so etwas. Doch jetzt sah auch sie das Gebäude. Es lag etwas abseits des Highways hinter einer kleinen Gruppe von Bäumen. Vermutlich ein Hersteller von Landwirtschaftsmaschinen, denn auf einem Schild stand VAL-FARM MANUFACTURING.
    Melanie fuhr vom Highway ab und in die Einfahrt der Firma, ohne auf Jareds Anweisung zu warten. Andrew hatte sich aufgerichtet. Er kratzte an seiner Wunde, die sofort wieder zu bluten begann.
    Während Melanie langsam über den Parkplatz fuhr, begutachteten Jared und Charlie die Autos wie zwei Kinder die Auslage eines Süßwarenladens.
    »Kein Saturn«, sagte Jared. »Und nichts Auffälliges.«
    »Vielleicht 'nen Taurus«, meinte Charlie. »Wie wärs mit dem da? Der ist ziemlich dreckig. Man erkennt nicht mal richtig die Farbe. Wir könnten die Nummernschilder von dem Ford Escort da hinten nehmen.«
    »Okay. Melanie …«
    Aber sie bog bereits in die nächste freie Parkbucht ein.
    Charlie sprang aus dem Wagen und schlenderte auf den Taurus zu, als gehöre er ihm. Auf dem Parkplatz war sonst niemand zu sehen, und das Firmengebäude hatte zu dieser Seite keine Fenster.
    Charlie grinste, als er die Tür des Taurus öffnete. Der Besitzer hatte den Wagen nicht abgeschlossen. Melanie sah, wie er sich auf den Fahrersitz setzte und sein roter Haarschopf hinter dem Armaturenbrett verschwand. Eine Sekunde später tauchte sein Kopf wieder auf, und Charlie hielt mit breitem Grinsen ein baumelndes Schlüsselbund wie eine Trophäe in die Höhe.
    »Himmel«, sagte Jared. »Die Leute sind hier so verdammt vertrauensselig, die verdienen es gar nicht anders, als dass man ihnen die Autos klaut.«

50. Kapitel
    16.10 Uhr
Omaha
    Wutentbrannt warf Max Kramer den Telefonhörer auf die Gabel. Er konnte es nicht fassen: Grace Wenninghoff hatte sein Angebot tatsächlich ausgeschlagen. War die eigentlich nur dämlich, oder wusste sie etwas, das er nicht wusste?
    Soweit er gehört hatte, tappte die Polizei doch völlig im Dunkeln. Es gab nicht die geringste Spur, mal abgesehen von den Videoaufnahmen aus den Supermärkten. Sie hatten einen Ausschnitt in den Zehn-Uhr-Nachrichten gezeigt, und darauf hatte man nicht viel erkennen können. Der Täter schien immer nach derselben Masche vorzugehen, aber aufgrund dieser unscharfen Videos würde man ihn kaum identifizieren können.
    Mit Wenninghoffs Anruf war sein schöner Handel geplatzt, und alles, was ihm blieb, war ein aussichtsloses Verfahren gegen eine drogenabhängige Nutte, die ihn nicht einmal bezahlen konnte. Vor kaum zwei Wochen noch hatte er mit Jared Barnett in der
Larry King Show
gesessen und geglaubt, das Leben könne nicht besser werden. Nun ja, das hatte ja auch gestimmt. Aber warum musste er ständig, wenn er gerade glaubte, es geschafft zu haben, gleich wieder abrutschen?
    Er lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und sah aus dem Fenster auf die Gene Leahy Mall. Dieses Fenster mit dem Blick auf die Innenstadt von Omaha machte das kleine, enge Büro zu einer erstklassigen Immobilie. Er konnte sich dieses Büro eigentlich gar nicht leisten, tat es aber trotzdem, weil der Blick über die Stadt ihm ein Gefühl von Macht verlieh. Er hatte lange und hart dafür gearbeitet, sich hier Respekt zu verschaffen. Das würde er sich nicht so einfach nehmen lassen.
    Seine landesweiten

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