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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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über die Sitzlehne. »Mehr dürfte es wohl nicht kosten.«
    Sie sah auf das Bündel Scheine, das er noch in der Hand hielt, und schätzte, dass es mehr als vierhundert Dollar waren.
    Sie vermutete, dass er die Kasse an der Tankstelle ausgeräumt hatte, fragte aber nicht nach und stieg aus.
    Die Rezeption des Motels wirkte hell und freundlich.
    Neben der Anmeldung befand sich eine kleine Sitzecke, und als sie eintrat, stieg Melanie Kaffeeduft in die Nase. Sie drehte sich kurz um, um zu prüfen, ob der Taurus von hier aus zu sehen war. Nein, sie hatte ihn so abgestellt, dass er in der Dunkelheit quasi unsichtbar war.
    »Meine Güte, das duftet ja gut«, sagte sie. Der junge Mann hinter dem Tresen sah auf, offenbar erfreut, dass er jemanden zum Reden hatte. Der Parkplatz war ziemlich leer, anscheinend hatte er bislang eine ruhige Nacht gehabt und langweilte sich.
    »Bedienen Sie sich. Ich habe ihn gerade frisch gemacht. Brauchen Sie ein Zimmer?« fragte er und stand von seinem Schreibtisch auf.
    Ihr einziger Gedanke galt dem Kaffee. Es war lange her, zu lange, seit sie die letzte Tasse getrunken hatte.
    »Ma'am, brauchen Sie ein Zimmer für heute Nacht?«
    »Entschuldigen Sie. Ja, ein Zimmer.«
    »Einzel- oder Doppelzimmer?«
    »Doppel. Wir sind nur zu zweit.« Sie sah ihm prüfend ins Gesicht. Hatte sie das zu auffällig betont? Aber ihm schien nichts aufgefallen zu sein.
    Sie sah das kleine Fernsehgerät hinter dem Tresen und dann auf die Wanduhr darüber. Sie zeigte noch nicht ganz zehn. Gleich würden die Nachrichten kommen, und davon wollte sie lieber nichts mitkriegen. Sie fragte sich, ob die Polizei vielleicht das Personal der Motels und Hotels aufgefordert hatte, Verdächtige zu melden. Aber was machte jemanden zum Verdächtigen?
    »Raucher oder Nichtraucher?«
    Die Frage riss sie aus ihren Gedanken. »Nichtraucher«, sagte sie aus Gewohnheit und bedauerte plötzlich, dass sie die Zigarettenpackung in dem Chevy gelassen hatte. Das Nikotin würde sie jetzt sicher beruhigen.
    »Wenn Sie bitte dieses Formular ausfüllen würden. Wie wollen Sie bezahlen?« Er schob ihr einen Block zu und legte einen Stift darauf.
    »Bar«, erwiderte sie, füllte das Anmeldeformular aus und ließ sich nicht anmerken, welche Anstrengung sie das kostete.
    Sie wusste, dass es immer das Beste war, die anderen reden zu lassen. Halt die Klappe und gib nicht zu viel von dir preis, sonst erinnern sich die Leute später an dich. Ihre Strategie war es, sich unauffällig zu verhalten. Und heute fiel es ihr wirklich nicht schwer, die Rolle einer übermüdeten und wortkargen Reisenden zu spielen.
    »Das macht vierundsiebzig Dollar neunzig. Kaffee bekommen Sie hier rund um die Uhr. Der ist im Preis inbegriffen, genau wie das Frühstück morgens von sechs bis halb zehn.« Er deutete auf den Frühstücksraum, zählte das Wechselgeld ab, überflog dann mit einem Blick ihre Angaben auf dem Anmeldeformular und legte es in eine Ablage.
    »Hier ist Ihr Schlüssel. Ich zeige Ihnen, wo Ihr Zimmer liegt.« Er zog einen Plan des Motels hervor und zeigte auf die Ecke eines Gebäudes. »Wir sind jetzt hier. Sie fahren um das Haus herum nach hinten, und Ihre Tür ist dann die vierte von Norden aus gesehen. Haben Sie noch Fragen?«
    »Kann ich mir später noch einen Kaffee holen?«
    »Aber sicher. Jedes Zimmer hat auch eine Tür zum Flur.
    Sie müssen also nicht außen um das Haus herumgehen. Ich bin die ganze Nacht hier.« Er lächelte sie freundlich an.
    »Okay.« Sie wandte sich um und ging auf die Tür zu. Dann verharrte sie und blickte über die Schulter zurück: »Danke.«

54. Kapitel
    21.07 Uhr
Südlich von Nebraska City
    »Heilige Scheiße!« sagte Pakula, als er in die Küche des Farmhauses trat. Draußen herrschte bereits tiefe Dunkelheit, doch das Innere des Raums war gleißend hell ausgeleuchtet.
    Die Kriminaltechniker waren bereits vor ihm eingetroffen.
    Darcy Kennedy und Wes Howard hatten den Eingang zur Küche abgesperrt, doch Pakula fragte sich, wie viele der draußen Versammelten schon hier durchgetrampelt waren. Die Leiche lag zusammengesackt in einem Küchensessel, und der nach hinten gefallene Kopf ließ die Wunde an der Kehle weit auseinander klaffen. Wahrscheinlich lag der Mann noch genauso, wie man ihn gefunden hatte. Pakula dachte unwillkürlich daran, was seine Frau wohl empfunden haben musste, als sie ahnungslos durch diese Tür in die Küche gekommen war.
    »Was ist mit dem Wagen?« fragte er den Sheriff, der in der Tür stehen

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