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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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„ Früher hätte ich damit angegeben, was ich alles schon erlebt oder getan habe, aber heute bin ich, sagen wir mal...“
      „ Zahmer geworden?“
      Brandon gab ein Knurren von sich. „Ich beiß dich gleich!“, warnte er mich, woraufhin ich kicherte.
      „ Nein, mir ist nicht mehr alles egal. Ich sehe wieder einen Sinn in meinem Dasein. Vor zwanzig Jahren schloss ich mich den Dunklen an.“
      Er machte eine kurze Pause und sah mich abwartend an. Ich war sprachlos, ließ mir aber nichts anmerken. Warum hatte er keinen anderen Ausweg gesehen, als diesen Schritt zu tun?
      „ Nachdem meine Eltern verstorben waren, trat ich einer Gang bei, die zum Teil aus Reinen und Dunklen bestand. Auch wenn es wie ein menschliches Klischee klingen mag … ich kam in die falschen Kreise und lernte dort ein Mädchen kennen.“
      Meine Kehle schnürte sich für einen Moment zu. War das die berühmt-berüchtigte Eifersucht?
      „ Sie war eine Dunkle und ich wollte ihr einfach gefallen, cool sein, dazugehören, und dachte nicht darüber nach, was ich meinem Volk antat. Ich wechselte die Seite und führte eine Existenz, die an Selbstzerstörung grenzte. Ich erreichte, dass wir zusammen kamen, plötzlich interessierte sie sich für mich, weil ich genauso kaputt war wie sie selbst. Sie liebte diesen Lebensstil in all seinen Facetten. Wir töteten wahllos Menschen, tranken bis zum Umfallen, wobei Vampire reichlich Alkohol intus haben müssen, um diesen Zustand überhaupt zu erreichen und feierten unser sinnloses Leben.“
      Eine kurze Pause folgte, in der Brandon die Ereignisse und Stationen seines vampirischen Daseins reflektierte. Jedenfalls sah es für mich so aus. Sein Blick schweifte ab und schien weit weg zu sein, in einer vergangenen Zeit.
      „ Sie wurde im letzten Krieg getötet, doch ich empfand keine Trauer, kein Mitleid. Sie hatte mich ausgelaugt, mich manipuliert und eingewickelt. Ich war nicht mehr ich selbst. In dem Krieg, der auf einer unserer Inseln stattfand, rettete ich mehreren Reinen das Leben, und so nahmen sie mich unter gewissen Verpflichtungen wieder auf. Rafael setzte sich für mich ein und so durfte ich mich wieder bewähren, was ich auch die meiste Zeit tat.“ Brandon lächelte versonnen. „Manchmal schlug ich noch über die Strenge, daher auch die Narben, aber es ging aufwärts und ich würde mich ihnen nie wieder anschließen. Dafür habe ich zu viel mitgemacht und mein Denken und Fühlen ist völlig anders geworden. Im Grunde ist es wieder gekommen, ich hatte es lange vermisst, ohne es überhaupt zu bemerken.“
      Er überraschte mich immer wieder. Hinter jedem Menschen oder Vampir steckte eine verborgene Geschichte, die, wenn sie einmal erzählt wurde, zu vielen Einsichten führte. Brandon war ein gebrochener Charakter, der aber soviel Stärke besaß, sich wieder aus der Schlangengrube befreit zu haben.
      Im Radio dudelte gerade Serpents von Sharon van Etten . Wie passend, dachte ich.
      „ Wie war ihr Name?“
      Verwirrt blickte mich Brandon an.
      „ Carrie.“ Des Satans jüngste Tochter....
      „ Du bist wieder auf den richtigen Weg gekommen“, sagte ich stattdessen und verkniff mir den Vergleich zu Stephen King. „Und nur das zählt.“
      Ich meinte es völlig ernst, ansonsten hätte ich ihn niemals kennengelernt. Oder er wäre geschickt worden, um mich auszuschalten oder zu verwandeln, und ihm wäre das sicher nicht misslungen.
      „ Ja, so ist es wohl.“
      Brandon beugte sich zu mir und hauchte einen zarten Kuss auf meine Hand. Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Danke, dass du es mir erzählt hast.“
      „ Kein Ding.“
      „ Ach nein? Vorhin klang das noch anders.“
      „ Du bringst mich eben dazu, umzudenken.“
      So unbeschwert hatte ich ihn noch nie erlebt. Mir wurde warm ums Herz und für einen Augenblick vergaß ich sogar mein Schicksal.
      Brandon legte sich zu mir und ich kuschelte mich an seine Brust. Mir war nicht bewusst gewesen, wie müde ich war. Und so sank ich, eingebettet in seine Wärme, in einen tiefen Schlaf.
     
    „Warum muss ich das denn unbedingt lernen?“, stöhnte ich und hob das Schwert ein Stück höher. „Gott, ist das schwer.“
      Wir standen in einer extra eingerichteten Übungshalle, in der ich Kenntnisse über alle möglichen Kampfarten erlangen sollte.
      „ Und wozu brauche ich das überhaupt? Wenn ich erst einmal Königin bin, kann ich das auch im Schlaf“, neckte ich Brandon, der mit gezückter

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