Blutstern
lieà sich von ihm nach Hause bringen.
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Rotfux trommelte unruhig mit den Fingern auf dem Besprechungstisch herum.
»Wo er nur bleibt?«, murmelte er.
Endlich erschien Oberwiesner, etwas auÃer Puste, und lieà sich in seinen Besprechungsstuhl sinken.
»âtschuldigung, Chef«, sagte er, »hatte noch ein Telefonat mit Klaus Zimmermann vom Main-Echo. Da wollte ich nicht unfreundlich sein.«
Rotfux wurde hellhörig. Wenn es um die Presse ging, konnte man nicht vorsichtig genug sein. Er kannte den leitenden Stadtredakteur der örtlichen Tageszeitung und legte Wert auf ein gutes Verhältnis zu ihm.
»Warum hat er angerufen?«
»Er will einen Bericht zum Ãberfall auf Thomas Drucker bringen und wollte möglichst viele Details dazu wissen.«
»Ist wieder mal typisch«, brummte Rotfux. »Genau deshalb hat er mich vor einer halben Stunde ebenfalls ausgefragt. Ich konnte ihm natürlich wenig sagen und da versucht es das Schlitzohr bei dir.« Er musste zwar zugeben, dass der Redakteur ein guter Mann war, trotzdem ging ihm seine Hartnäckigkeit gelegentlich auf die Nerven. »Als ob wir nicht genug Probleme hätten«.
»Zimmermann hat sich selbst mit Drucker unterhalten«, berichtete Oberwiesner. »Er scheint ganz heià auf das Thema Satanismus zu sein. Drucker hat ihm von einem Leichenwagen und einer rotblonden Frau erzählt und jetzt meint er, es handle sich um einen Mordversuch mit satanistischem Hintergrund.«
»Davon wollte er mich ebenfalls überzeugen«, sagte Rotfux. »Dabei hat mir der Arzt im Klinikum gesagt, Thomas Drucker könne sich an die dramatischen Ereignisse nicht erinnern, denen er ausgesetzt war.«
»Wobei er uns die Geschichte mit dem Leichenwagen auch erzählt hat«, gab Seidelmann zu bedenken.
»Klar«, brummte Rotfux. »Doch was bringt uns das? Wir wissen, dass er bedroht wird, wir lassen ihn inzwischen Tag und Nacht überwachen, doch wir haben bisher keine Ahnung, wer dahintersteckt. Was hat die Ãberprüfung der Bestattungsinstitute ergeben?«
»Fehlanzeige«, antwortete Gerda Geiger. »Nirgendwo wurde ein Leichenwagen gestohlen, in keinem der Institute wurde etwas Auffälliges bemerkt und niemand will mit der Sache das Geringste zu tun haben. Wir haben mit Thomas Drucker sämtliche Bestattungsinstitute der Umgebung besucht, ihm Verkaufs- und Lagerräume gezeigt, doch er hat keines wiedererkannt.«
»Hätte mich auch gewundert«, brummte Rotfux. »Gibt es sonst irgend etwas Neues?«
»Eine Sache vielleicht, Herr Kommissar«, meldete sich der junge Seidelmann zu Wort. »Morgen Abend um 19 Uhr findet eine Messe in der Stiftsbasilika statt. Es soll an die Ermordung von Ilona Drucker erinnert werden. Das wird möglicherweise eine groÃe Sache. Ganz Aschaffenburg redet darüber. Ich bin heute mehrfach darauf angesprochen worden.«
»Ja, das stimmt«, schaltete sich Oberwiesner ein, der inzwischen seine dritte Cola trank.
»Ist ja interessant«, sagte Rotfux leise. »Deshalb will dieser Zimmermann unbedingt morgen einen Bericht zum Thema Satanismus und zum Ãberfall auf Thomas Drucker im Main-Echo bringen. Leute, da müssen wir dabei sein! Morgen um 19 Uhr erwarte ich Sie alle bei der Stiftsbasilika. Wir müssen sehen, was sich da abspielt und ob wir irgendwelche Hinweise zu der Angelegenheit finden können.«
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Am nächsten Morgen brachte das Main-Echo einen ganzseitigen Bericht über Satanismus in Deutschland und die Vorgänge in Aschaffenburg. Gleich auf der Titelseite gab es unter der Rubrik âºLokalesâ¹ einen Hinweis darauf. Im Innenteil wurde der Mord an Ilona Drucker nochmals beschrieben. AuÃerdem wurde die Entführung von Thomas Drucker ausführlich kommentiert. Alle Hinweise und Vermutungen hatten den Tenor, dass hinter dieser Entführung Satanisten stecken könnten.
»Da wird heute Abend Andrang in der Stiftskirche herrschen«, sagte Kommissar Rotfux. »Wir müssen rechtzeitig da sein, um alles gut beobachten zu können.«
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Bereits um 18.30 Uhr traf Rotfux mit seinen Leuten an der Stiftsbasilika ein. Er postierte sich auf der Terrasse oberhalb der breiten Freitreppe mit Blick über den Stiftsplatz. Treppen und Platz waren mit Salz gestreut und völlig vom Schnee befreit, während die umliegenden Dächer und der Stiftsbrunnen ein zartes, weiÃes Schneekleid
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