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Blutstern

Blutstern

Titel: Blutstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Woelm
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war. Im selben Augenblick wurde der Saal verdunkelt, ein silberner Lichtkegel verfolgte ihre Schritte. Als sie sich umdrehten, sahen sie, geblendet vom Licht, nur noch schemenhaft die Tische mit den Gästen. Johann Flieger räusperte sich, klopfte kurz ans Mikrofon, im Saal kehrte Ruhe ein, die letzten Gäste huschten zu ihren Plätzen, dann begann er zu sprechen.
    Â»Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Herr Oberbürgermeister, Herr Landrat, liebe Freunde und Förderer der Aschaffenburger Bekleidungsindustrie, es ist mir eine große Freude, zusammen mit meiner Enkelin Sabine, diesen Ball zu eröffnen. Schauen Sie sich diese junge Dame an. Sie trägt ein Kleid, das in Aschaffenburg gefertigt wurde. Wir brauchen uns damit in der Modewelt nicht zu verstecken.«
    Er sah zu Sabine und berührte sie freundlich am Arm.
    Â»Ich begrüße das Fernsehen, die Vertreter von Rundfunk und Presse, die stets sehr wohlwollend und mit großem Interesse über unsere Mode berichtet haben. Herzlichen Dank, meine Damen und Herren!«
    Johann Flieger sagte noch einiges zur Aschaffenburger Bekleidungsindustrie, gab einen kurzen historischen Abriss und kam zum Schluss. »Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren!«, schloss er seine Ansprache.
    Ein langsamer Walzer ertönte, Johann Flieger führte seine Enkelin Sabine in die Mitte der Tanzfläche und eröffnete mit ihr den Ball. Das Publikum klatschte mit gutem Grund. Traumhaft schwebte das ungleiche Paar übers Parkett, er, der Grandseigneur der Mode, weißhaarig, elegant, und sie, das blühende, ungestüme Leben, ein blonder Lockenkopf, der Männerherzen höher schlagen ließ.
    Â»Ich bin froh, dass du bei mir bist. Danke dir, mein Kind«, flüsterte er ihr zu.
    Â»Bitte, mache ich doch gern.«
    Nach und nach füllte sich die Tanzfläche und irgendwann führte Johann Flieger seine Enkelin zurück an den Tisch.
    Â»Danke, Sabine. Das hast du toll gemacht. Mit deinem Kleid bist du zudem eine Spitzenwerbung für unsere Firma. Bilder von dir werden in allen Medien erscheinen.«
    Bevor sich Sabine setzen konnte, stürzte Alexander Leitner auf sie zu und bat um den nächsten Tanz. Fast hätte er Johann Flieger dabei umgerempelt.
    Â»Na, na, sachte junger Freund«, wehrte der sich. »Nun lassen Sie Sabine bitte erst einen Moment verschnaufen. Der Abend ist noch lang.«
    Sabine war froh, dass sie fürs Erste durch ihren Opa gerettet wurde. Wie ein geprügelter Hund zog Alexander Leitner von dannen und setzte sich wieder auf seinen Platz an der anderen Seite des Tisches.
    Â»Wie geht es dir, Sabine?«, fragte Johann Flieger, nachdem er zwei Gläser Weißwein eingeschenkt hatte und ihr damit zuprostete.
    Â»Nicht besonders. Ich habe weiterhin nichts von Thomas gehört.«
    Â»Mhmm, wirklich wie verhext. Es scheint nicht die geringste Spur von ihm zu geben. Ich habe in den letzten Tagen nochmals alle Firmen angerufen, die er in Nairobi besucht hat. Er ist überall gewesen, hat alle Termine pünktlich wahrgenommen und es ist nichts Besonderes aufgefallen. Zuletzt habe ich mit Moses Loroupe gesprochen, dem Geschäftsführer der Firma Bamburi, auch dort ist alles normal verlaufen. Loroupe erzählte mir, dass sie über Safaris geredet haben. Aber er wusste nicht, ob Thomas tatsächlich an einer teilgenommen hat.«
    Â»Ich verstehe das alles nicht«, seufzte Sabine. »Normalerweise hätte er mich angerufen, wenn er zu einer Safari gestartet wäre.«
    Â»Ich sagte dir doch schon«, mischte sich Alexander Leitner in das Gespräch ein, »er wird mit einer Schwarzen ausgegangen sein und hat sich in die Geheimnisse der schwarzen Magie … äh, ich meine, der schwarzen Liebe einweisen lassen.«
    Johann Flieger hörte über diesen Einwurf hinweg und Sabine ließ sich ebenfalls nichts anmerken.
    Â»Wir geben die Hoffnung nicht auf«, tröstete Johann seine Enkelin. »Vielleicht ist einfach nur ein dummer Unfall passiert und er kommt irgendwann zurück, wenn wir es alle gar nicht erwarten.«
    Â 
    Kommissar Rotfux hatte sich und seinen Leuten Zutritt zum Ball verschafft und beobachtete die Szene. Er sah ungewohnt feierlich aus im dunklen Anzug mit silbergrauer Krawatte.
    Â»Wir müssen versuchen, Anhaltspunkte für die Morde zu finden«, hatte er Gerda Geiger, dem dicken Oberwiesner und dem

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