Blutstern
Kenia, so schnell wie möglich zurück nach Deutschland.
Thomas machte auf dem Absatz kehrt und erkundigte sich an der Rezeption nach Flügen. Er hatte Glück. Zwei Stunden später ging eine Maschine der Airkenya zum Wilson Airport nach Nairobi, in der noch ein Platz frei war. Die Zeit bis dahin nutzte er, um seinen Massai-Speer zu verpacken. Er versuchte auch, Sabine telefonisch zu erreichen, bekam aber keine Verbindung. So nahm er sich vor, sie aus Nairobi anzurufen.
Eine halbe Stunde vor Abflug brachten zwei Landrover die Fluggäste zum Mara Serena Air Strip, zur Flugpiste in der Nähe der Lodge. Mit Koffern, Rucksäcken und Reisetaschen bestiegen die anderen Gäste die Landrover, nur Thomas hatte kein Gepäck, auÃer seinem Massai-Speer. Plötzlich war er eingekreist von zwei Familien mit Kindern, von einem älteren Ehepaar, von einigen Einzelreisenden, die alle eifrig ihr Gepäck einluden, ein letztes Foto von der Lodge machten und schlieÃlich einen guten Platz im Landrover suchten. Thomas kam das alles ziemlich unwichtig vor. Er war mit seinen Gedanken schon in der Luft, fast schon in Deutschland, seit ihm die Angst vor seinen Verfolgern in die Glieder gefahren war.
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âºWelcome Mara Serena Air Stripâ¹, war auf einer hölzernen Tafel zu lesen, unweit einer offenen Wartezone, mit ein paar Sitzbänken unter einem schattigen Dach. Ein Flugzeug war weit und breit nicht zu sehen. Wenig später schwebte wie eine überdimensionale Biene eine zweimotorige Propellermaschine der Airkenya ein, setzte sanft auf und rollte in Richtung ihrer Wartezone, die durch einen Plattenweg mit der sandigen Flugpiste verbunden war.
Das Flugzeug entlieà die neu ankommenden Safari-Gäste, ihr Gepäck wurde in den beiden Landrovern verstaut. Jeder fasste mit an. Die Koffer und Rucksäcke der Abreisenden verschwanden im Flugzeug und wenig später saÃen sie in der Maschine und hoben ab. Wie eine Erlösung kam es Thomas vor, als sie endlich in der Luft waren. Seine Verfolger mit dem Landrover konnten ihn jedenfalls nicht mehr erwischen und nicht wissen, dass ihm die Flucht gelungen war.
Nach etwa 45 Minuten landeten sie auf dem Wilson Airport in Nairobi. Thomas nahm sofort eine Taxe zum Jomo Kenyatta International Airport und buchte dort einen Flug nach Frankfurt. Ein Direktflug war nicht zu bekommen, aber um 23.40 Uhr ging eine Maschine der British Airlines, mit Zwischenlandung in London, Ankunft in Frankfurt am nächsten Tag um 10.05 Uhr. Thomas war heilfroh, als er sein Ticket in Händen hielt. Den Nachmittag verbrachte er am Flughafen. Er versuchte mehrmals Sabine anzurufen, aber sie nahm nicht ab. Seltsam, dachte er, es wird hoffentlich nichts passiert sein.
Zwei Stunden vor Abflug ging er zur Gepäckaufgabe. Dort wurde ihm um ein Haar sein Massai-Speer abgenommen, den er kunstvoll verpackt hatte. »Wir befördern generell keine Wurfspeere«, erklärte ihm der Servicemitarbeiter, »auch nicht als Sportgerät.« Nur seine Argumentation, es sei kein Wurfspeer, sondern ein Souvenir für die Wand, und eine 20-Dollar-Note, welche er dem jungen Mann unauffällig zusteckte, retteten ihn.
Erleichtert begab er sich zur Passkontrolle. Der füllige ältere Beamte mit Glatze, welcher hinter dem Kontrollschalter saÃ, nahm lächelnd seinen Pass entgegen und sah ihn sorgfältig an. Er blätterte kurz darin, betrachtete den Visastempel, dann legte er ihn auf seinen Scanner. Kurz darauf verfinsterte sich sein Gesicht.
»Where do you come from?«, fragte er.
»From Mara Serena Lodge«, antwortete Thomas wahrheitsgemäÃ.
Der Zollbeamte, welcher â wie alle hinter den Schaltern â sehr korrekt mit weiÃem Hemd, dunkelblauer Krawatte und dunkelblauem Jackett bekleidet war, erhob sich. »Just a moment please«, sagte er und ging mit dem Pass zu seinem Kollegen am Schalter nebenan. »Interpol ⦠yellow notice ⦠«, konnte Thomas einige Wortfetzen verstehen. Mist, dachte er. Wenn die mich hier festhalten, verpasse ich meine Maschine.
»Please, come with me, Sir«, forderte ihn der Zollbeamte anschlieÃend auf und nahm Thomas zu einem Büro am Ende der Abfertigungshalle mit. »We have to check something.«
»But my plane, Iâll miss my plane ⦠«, wehrte sich Thomas.
Der Zollbeamte erklärte in gebrochenem Englisch, dass per Interpol nach ihm gesucht würde. Das sei nicht schlimm,
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