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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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für Woche, genau wie ihre nächsten beiden Sätze.
    »Such weiter nach ihr, Caleb.«
    »Mach ich.«
    Das war ihre Verabschiedung und eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen sie Jenny erwähnten, da es ihnen schon lange zu schwerfiel, mehr über sie zu sagen.
     
    Caleb machte sich auf den Nachhauseweg und sann darüber nach, wie sie sich in diesen fünf Jahren verändert haben mochte. Er hoffte, dass sie Gelegenheit dazu gehabt hatte.

10. KAPITEL
     
    MONTAG, 24. APRIL, 14:05 UHR REDAKTION DES LAS PIERNAS NEWS EXPRESS
     
    Das Telefon hatte gar nicht mehr aufgehört zu klingeln. Ich hatte unabsichtlich eine Hotline für Verzweifelte geschaffen.
    An diesem verregneten Montagmorgen bekam ich mehr Anrufe als der Abonnentenservice – und die mussten mit jedem reden, dessen Exemplar des Las Piernas News Express in einer Pfütze gelandet war.
    Die meisten Anrufer waren Geschiedene, die Angst davor hatten, was ihre Exehepartner im Schilde führen mochten. Am Ende der letzten Kolumne hatte eine Vorankündigung gestanden: »Nächsten Sonntag: Wie Sie Kindesentziehung durch einen nicht sorgeberechtigten Elternteil verhindern können«. Allerdings wollten verängstigte geschiedene Elternteile keine ganze Woche auf diese Tipps warten.
    Die anderen Anrufe waren zwar zahlenmäßig weniger, dafür aber belastender – sie kamen von Eltern, die ihre Kinder jahrelang nicht gesehen hatten.
    Die meisten Leute waren vom langen Hoffen und Bangen ausgelaugt. Was sie wohl mit all ihrer Energie angestellt hätten, wenn sie sie nicht für die Suche nach einem vermissten Kind verbraucht hätten? Die vage Aussicht darauf, dass ich ihnen vielleicht helfen könnte, hatte sie veranlasst, sich an diesem Tag trotz all ihrer sonstigen Belastungen die Zeit zu nehmen, mich zu kontaktieren. Sie schilderten mir ihr Leid in allen Einzelheiten, und ich brachte es nicht über mich, ihnen das Wort abzuschneiden.
    Es waren nicht ausnahmslos sympathische Menschen. Jane Serre war eindeutig betrunken, als sie mich um zehn Uhr morgens anrief, doch der Alkohol machte ihre Geschichte nicht weniger schrecklich. An einem Freitagnachmittag vor zwei Jahren war ihr Exmann Gerry Serre an einer Kindertagesstätte vorgefahren und hatte wie geplant ihren dreijährigen Sohn Luke abgeholt. Sie teilten sich das Sorgerecht, und er wollte mit dem Jungen eine Woche nach San Diego fahren und ihm den Zoo, Legoland und Sea World zeigen. Sie kehrten nie zurück. Als Jane Serre in dem Hotel nachfragte, in dem er sich angeblich hatte einmieten wollen, hieß es, man habe keine Reservierung unter seinem Namen vorliegen. Er hatte alles zurückgelassen – sein Haus, sein Auto, seinen Job -, ja, sogar seine Band, das Einzige, was ihn neben seiner Arbeit zu interessieren schien. Er hatte weder seine Kreditkarten belastet noch seine Bankkonten angerührt. Er war einfach verschwunden. Mit Luke.
    »Er war schon immer ein hinterhältiger Mistkerl, wissen Sie«, sagte sie, auch wenn es eher klang wie »Mischgerl«. Ich hatte auf ihr ständiges »wissen Sie« jeweils mit »Hmm« reagiert, was ausgereicht hatte, um sie am Reden zu halten. Ich überlegte, ob ich das Gespräch abbrechen sollte, doch wenn ich auflegte, würde das Telefon erneut klingeln und am anderen Ende wäre jemand mit einer anderen Version der gleichen Geschichte.
    Das Bild, das sie von Gerry zeichnete, war das eines verschlossenen Einzelgängers, der den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hatte. Laut Jane hatten nach der Scheidung die meisten Freunde zu ihr gehalten, Freunde, die von Anfang an ihre gewesen waren, doch ein Arbeitskollege von Gerry gab an, dieser habe erwähnt, dass er vor kurzem eine Frau kennengelernt hätte. Niemand aus dem Büro wusste, wie die neue Freundin hieß, und niemand hatte sie je gesehen, doch Jane nahm an, dass die Dame finanzkräftig war und Gerry dabei geholfen hatte, Luke zu verschleppen.
    Die Männer aus der Band behaupteten ihr zufolge, sie würden die neue Freundin nicht kennen, aber sie hätten Jane ja schon immer gehasst. Die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit, und so wurde die Band erschöpfend durchgehechelt. Sie nannte sich »Snaggletooth«, laut Jane ein böser Seitenhieb auf ihr schlechtes Gebiss, doch sie hatte es Gerry gezeigt und sich die Zähne richten lassen.
    Bis dahin schaffte ich es trotz Jane Serres undeutlicher Aussprache, alles mitzuschreiben. Bei den zahnärztlichen Maßnahmen war ich dann allerdings im Stadium des Informationsüberflusses angelangt und

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