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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Wüste, an Berghängen, neben Flussläufen und Bächen. Manchmal auch in einem Garten hinterm Haus. Ein heftiger Regenguss enthüllte die Geheimnisse eines flachen Grabs, spülte davon, was eine Leiche bedeckt hatte, oder trug menschliche Überreste an einen Ort, an dem sie leichter oder zwangsläufig gefunden wurden.
    Nach einem Sturm erhielt Ben oft Anrufe von Sheriffs und amtlichen Leichenbeschauern, aus Polizeirevieren und von Waldaufsehern. An diesem Morgen im April war es das Büro des County Coroners von Las Piernas gewesen.
    Ich manövrierte um eine weitere Kurve der Zufahrtsstraße und näherte mich gerade einer Ausweichstelle, als ein riesiger Geländewagen auf mich zugerast kam. Ich wich hektisch aus, um nicht frontal mit ihm zusammenzustoßen, und schlitterte mit nicht ganz perfekter Kontrolle in die Ausweichstelle, wo ich zum Stehen kam. Der Geländewagen wurde weder langsamer, noch warf die Fahrerin auch nur einen Blick zurück.
    Ich hatte sie nur ganz kurz gesehen, doch ich wusste, wer sie war. Es war eine Frau, die stets dafür sorgte, dass sie überall im Mittelpunkt stand. Sie war erst Ende zwanzig, doch ihre verhärteten Gesichtszüge ließen sie deutlich älter wirken. Dass sie Kettenraucherin war, machte ihre Haut nicht besser. Sie trug die Haare ganz kurz geschoren und in dem Orangeton gefärbt, den man manchmal an Tigern sieht. An Tigern sieht es besser aus.
    Es hätte mir nichts ausgemacht, Sheila Dolson von der Straße zu drängen, aber es wäre mir verflucht gegen den Strich gegangen, dem anderen Passagier auch nur ein Haar zu krümmen – ihrem Suchhund Altair.
    Leicht erschüttert saß ich in meinem Jeep Cherokee am Straßenrand. Bestimmt wäre Sheila, die um meine Aufmerksamkeit buhlte, seit sie erfahren hatte, dass ich für die Zeitung arbeitete, entsetzt gewesen, wenn sie gemerkt hätte, dass sie soeben fast die Gans umgebracht hätte, von der sie sich das goldene PR-Ei erhoffte – denn sie hatte mich gebeten, über sie und ihren Wunderhund zu schreiben.
    Wenn ich über Altair hätte schreiben können, ohne seine Hundeführerin zu erwähnen, hätte ich mich vielleicht dazu aufgerafft.
    Sheila war nach Las Piernas zurückgekehrt, nachdem sie eine Zeitlang in Illinois gelebt hatte. In der kurzen Zeit seit ihrer Rückkehr hatte sie sich in der Such- und RettungsHundestaffel von Las Piernas schon fast zur Wortführerin aufgeschwungen. Ben und seine Hunde gehörten zur selben Gruppe, und Sheilas Anwesenheit dort war ein rotes Tuch für ihn. Bens Freundin – oder vielmehr seit neuestem seine Exfreundin – zählte auch zu der Gruppe und war Sheila offenbar regelrecht ergeben. Ich würde zwar nicht sagen, dass Sheila den Bruch zwischen den beiden verursacht hatte, aber sie hatte ihn eindeutig beschleunigt.
    Ich fragte mich, was Sheila hier verloren hatte, ehe mir einfiel, dass eines der Dinge, die Ben an ihr missfielen, ihr unaufgefordertes Auftauchen an Suchorten war.
    Vorsichtig manövrierte ich aus der Bucht heraus und fuhr langsam auf einen gekiesten Parkplatz am Ende der Straße. Der Parkplatz lag am Fuß eines Hügels. Eine zweite kleine Behelfsstraße verlief am oberen Ende des Hügels. Ben und ein junger Mann, der mir entfernt bekannt vorkam, studierten eine Stelle direkt am Hang – steiles, unebenes und schlammiges Gelände voller Bäume, Steine, nassem Laub und Ranken. Eine Reihe verstreuter kleiner Fähnchen bildete einen Streifen künstlicher Farbe, der sich eine der Rinnen an der Vorderseite des Hangs hinabzog. An jedem dieser Punkte entlang den Fähnchen waren Beweismittel oder mögliche Indizien gefunden worden.
    Obwohl ich am Tor noch mit ihm geprahlt hatte, fragte ich mich nun, ob der Hang Ben Probleme bereitet hatte. Ich zerbreche mir immer wieder den Kopf über solche Dinge, obwohl ich weiß, dass ihn das nervt.
    Die sechs Männer an der Fundstelle hatten allesamt Teile der Landschaft an der Kleidung hängen – obwohl Ben und sein Assistent so klug gewesen waren, Overalls anzuziehen. Außerdem fiel mir auf, dass Ben der Einzige war, der nicht den ganzen Hosenboden voller Schlammflecken hatte. Er war also vorsichtig. Ich verdrängte meine Sorgen um seine Sicherheit.
    Sie hatten alle aufgesehen, als sie meinen Jeep hatten kommen hören. Vince Adams, einer der mit diesem Fall betrauten Ermittler der Mordkommission, stand ganz in der Nähe der Stelle, wo ich geparkt hatte, und las irgendwelche Notizen durch. Es waren auch zwei uniformierte Polizisten da, von denen einer ganz

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