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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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sein. Der Täter schickte ihnen die Aufforderung, die Suche nach Kaja Winterstein einzustellen und führte sie auf eine Baustelle, auf der ausgerechnet ein Tunnel gegraben wurde? Rückte dieser Verrückte jetzt ihm auf die Pelle? Woher wusste er von seiner Tunnelleidenschaft? Nicht mal im Präsidium war das bekannt. Lediglich Hensen hatte er beiläufig davon erzählt.
    »Wo steht das Ding?«, fragte Mangold.

    »Ich weiß nicht, ob ich das darf«, sagte der Arbeiter.
    »Sie dürfen.«
    Der Mann brummte etwas, verschwand in einem Bauwagen und kehrte mit zwei Helmen und einem Schlüsselbund zurück.
    »Sicherheitsvorschrift«, sagte er und deutete auf seine Schuhe. »Gummistiefel sind nicht da.«
    »Wo geht’s rein?«
    Der Arbeiter führte sie zu einer aus unbearbeitetem Holz zusammengezimmerten Tür, die mit einem Kettenschloss gesichert war.
    Umständlich schloss er auf und sah Mangold noch einmal skeptisch an, bevor er die Tür aufzog.
    »Das ist aber auf eigene Gefahr.«
    Auf dem lehmigen Boden hatten sich Pfützen gebildet. Erdiger Geruch schlug ihnen entgegen. Der Tunnel war seitlich mit einem Stahlgerüst gesichert. Schon von weitem sahen sie die gläserne Kanzel des Grabegerätes, in dem eine funzelige Lampe leuchtete.
    »Keine Ahnung, wer das angelassen hat«, sagte der Arbeiter. »Am Ende können wir wieder mit den Batterien rumschleppen.«
    »Von da oben aus wird der Bohrer in die Erde getrieben. Der putzt alles weg. Bis auf die großen Findlinge.«
    Mangold hatte diese Monstermaschinen schon als Modell gesehen.
    Mangold zog sich hoch, rutschte aber an einer metallenen Stufe ab. Der Arbeiter sah ihm belustigt zu.
    »Nicht ungefährlich in diesem Loch.«
    »Lassen Sie mich mal«, sagte Weitz und zog sich an den Griffen hoch. Er öffnete die Tür des Führerhäuschens. Federnd kippte ein Arm heraus.

    »Mein Gott!«, sagte Mangold. Weitz beugte sich in die Kabine.
    »Sie lebt«, sagte Weitz, »sie lebt!«

    Hensen wurde von einer elegant gekleideten Empfangsdame begrüßt.
    »Zu unserem Professor Kallschmied?«
    Sie sah auf die Uhr und zupfte an einer Haarsträhne.
    »Der stiefelt um diese Zeit durch den Park und spießt kleine Käfer auf.«
    Sie sah Hensens fragendes Gesicht und sagte:
    »Nicht, was Sie denken. Keine Spur von gaga, hat sich nur ein neues Hobby zugelegt. Er baut eine Käfersammlung auf und ist besessen davon, hier eine neue Art zu entdecken.«
    Die Frau wies ihm den Weg in den Park.
    Knorrige Eichen, Buchen, Rhododendren. Der Seniorenanlage hatte er von der Straßenseite aus nicht ansehen können, wie weitläufig das dazugehörige Gelände war.
    Beinahe wäre Hensen über den Professor gestolpert. Der kniete hinter einer Buche und hantierte mit einer beleuchteten Lupe.
    »Heia Safari«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Sind Sie vom Nobelpreiskomitee?« Er lachte heiser und sah ihn an. Dann schob er seine Brille auf die Nasenwurzel.
    Der Professor hatte langes graues Haar. Seine winzigen Augen waren hinter der starken Brille verborgen. Sein Bart war schneeweiß. Das hellgraue Leinenjackett hing an ihm herunter, an den Knien der dazu passenden Hose hatte er Knieschoner befestigt. Die musste er einem skatenden Enkel abgeschwatzt haben.

    »Wissen Sie, dass es in einer Handvoll gewöhnlicher Erde mehr Kleinstlebewesen gibt, als die Erde Menschen trägt? Was wollen Sie?«
    »Es geht um Ihre Arbeit als Chirurg.«
    »Alles vergessen. Sie sehen doch, ich arbeite jetzt mit Stecknadeln, die ich diesen kleinen Kerlchen direkt hinter der Kopfpartie in den Leib ramme.«
    »Es ist wichtig«, sagte Hensen.
    Der Professor musterte ihn und sagte: »Reporter, nicht?«
    Hensen zog die Notiz aus der Jackentasche, auf der Wirch ihm bestätigt hatte, dass er für die Polizei tätig war.
    »Ich bin über achtzig, da vergisst man alles, was einem früher wichtig war. Wollen Sie etwas über Käfer wissen?«
    »Es geht um Ihr damaliges Spezialgebiet. Sie haben nicht nur zahlreiche medizinische Artikel darüber geschrieben, Sie waren auch ein gesuchter Spezialist, wenn es um die Trennung von Zwillingen ging.«
    »Selten vorgekommen. Bei den meisten mir vorgestellten Patienten war eine solche Trennung von vornherein ausgeschlossen.«
    »Sie haben Trennungen vorgenommen.«
    »Vierzigprozentige Erfolgsrate. Ich war immer nur einer aus einem ganzen Ärzteteam. Team, so nennt man das doch heute? Jedenfalls geht’s bei solchen Operationen zu wie auf der Bowlingbahn, jede Menge Leute, und jeder will die Kugel mal rollen

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