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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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lassen.«
    »Die Fälle wurden ausführlich von den Medien begleitet?«, fragte Hensen. Der Professor sah gedankenverloren in die Ferne.
    »Die Natur stellt skurrile Sachen an, das dürfen Sie mir glauben. Wieso Medien?«

    »Nun, so etwas wollen die Leute lesen, und diese Fälle wurden doch breitgetreten.«
    Kallschmied schüttelte den Kopf.
    »Nur in den seltensten Fällen. Die meisten Trennungen wurden hinter verschlossenen Türen durchgeführt. Die Eltern wollten nicht als Monstereltern in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden. Schwere Sache, solch eine Entscheidung zu treffen.«
    »Sie meinen die Trennung?«
    Kallschmied nickte.
    »Wenn eine Trennung möglich war, handelte es sich immer noch um schwerste Fälle. Die Überlebensrate ist wirklich nicht sehr hoch. Dass beide den Eingriff überleben, ist die Ausnahme.«
    »Wer entscheidet denn, welcher Zwilling überleben darf und welcher nicht?«
    »Die Natur«, antwortete Kallschmied. »Man geht danach, bei welchem der Individuen die größere Überlebenschance besteht.«
    »Und wenn diese Chancen gleich verteilt sind?«
    »Entscheiden die Eltern, oder eben die Zwillinge, das heißt, wenn sie erwachsen sind. Die Frage stellt sich selten, die meisten Trennungen werden in den ersten Lebensmonaten durchgeführt.«
    »Gab es einen Fall, bei dem ein Junge nach der Trennung besondere geistige Fähigkeiten entwickelt hat?«
    »Hören Sie, junger Mann, ich darf hier gar nicht so von der Leber weg mit Ihnen schwatzen. Da geht es um Arztgeheimnisse.«
    »Hat es so jemanden gegeben? Einen Savant?«
    »Umgekehrt. Schwachsinn und Hirnschädigungen hat es oft gegeben. Wenn die Zwillinge am Kopf zusammengewachsen
waren, dann war eine saubere Trennung oft gar nicht möglich.«
    »Und das bedeutet?«, fragte Hensen.
    »Dann bleiben Fragmente des abgetrennten Zwillings im Hirn des Überlebenden, des Autositen. Genau wie bei den Eingekapselten.«
    »Parasitäre Zwillinge?«
    »Sie kennen sich aus! Kommt durchaus häufiger vor, dass ein nicht weiterentwickelter Parasit im Hirn eingekapselt wird und erst später entfernt werden kann. Verwachsene Zwillinge können zwar diagnostisch in den ersten Schwangerschaftswochen festgestellt werden, aber dann verschwinden die meisten. Lösen sich einfach auf … aber ich glaube das nicht.«
    »Dass sie einfach verschwinden?«
    »In Wirklichkeit schnappt sich der Klügere von beiden die Nabelschnur, erwürgt seinen Mitbewerber und dann …«
    »Dann?«
    »Frisst er ihn auf!«
    Der Professor brach in ein heiseres Gelächter aus.
    Hensen dachte an die Fotografien und Zeichnungen, die er vor zwei Stunden im Archiv der Universitätsklinik gesehen hatte.
    »Also keine außergewöhnlichen Begabungen bei einem Überlebenden?«
    »Unsinn. Ich hatte sogar mal einen Jungen, der hat sich noch Jahre nach der Operation selber Briefe geschrieben. Stellen Sie sich das vor: Der schreibt einen Brief, bringt ihn zur Post, zieht ihn am nächsten Tag aus dem Kasten und liest ihn. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Persönlichkeitsspaltung?«

    »Die Mutter kam mit einem ganzen Packen dieser Briefe. Eine Person, zwei verschiedene Handschriften.«
    »Und was stand drin in diesen Briefen?«
    »Wörter und Silben mit verdrehten Buchstaben. Anagramme, da ist niemand durchgestiegen.«

    Mangold rutschte nervös auf der Bank. Sicher wurde er im Präsidium gebraucht, doch diese Spur war heiß. Noch im Krankenwagen war Antonia Ahrens aus einer Betäubung erwacht. Der Arzt untersuchte sie jetzt in der Notaufnahme und wollte dann entscheiden, ob Mangold kurz mit ihr würde sprechen dürfen.
    Nach einer halben Stunde holte eine Schwester ihn aus dem Warteraum der Notaufnahme und führte ihn in ein Patientenzimmer mit zwei Betten.
    Der Arzt stand neben dem Bett und sagte: »Sieht nach einer Chloroform-Betäubung aus, keine Hinweise auf weitere Verletzungen.«
    Er sah Mangold an und sagte: »Ihnen würde Schlaf auch nicht schaden.«
    Dann verließ er das Zimmer.
     
    Antonia Ahrens war blass, Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Ihre langen dunklen Haare lagen in Strähnen auf dem Kopfkissen. Mit erstauntem Gesichtsausdruck blickte sie Mangold an und sagte: »Stimmt es, dass ich in Hamburg bin?«
    Mangold nickte.
    »Können Sie sich daran erinnern, was passiert ist?«
    »Da sind lauter schwarze Löcher. Ich bin nach Hause und sehe das Chaos in meinem Zimmer, dann greift mich
jemand von hinten und drückt mir einen Lappen auf das Gesicht. Dann bin ich wach geworden,

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