Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
und ich weiß noch, dass es wehtat. Die Fesseln an meinem Handgelenk. Dann bin ich wieder weggetreten.«
    »Keine besonderen Geräusche, kein Geruch?«
    »Es roch nach einem medizinischen Mittel. Der Mann hatte keine Handschuhe an. Ich kann mich noch an den Handrücken erinnern, die Härchen, tja, und dann nichts mehr.«
    »Sie haben eine Diplomarbeit geschrieben?«
    Sie lächelte ihn an.
    »Ich wollte das unbedingt schaffen.«
    »Sie haben über das Zeugenverhalten geforscht?«
    »Sozialpsychologisches Thema. Verhaltensauffälligkeiten von Zeugen, die mit unvorhergesehenen Situationen konfrontiert werden.«
    »Haben Sie die Personen, deren Verhalten Sie aufgelistet haben, persönlich kennen gelernt?«
    »Ich habe ein paar Interviews geführt. Haben Sie einen Job für mich?«
    Sie versuchte zu lächeln.
    »Hat sich jemand für die Arbeit oder die Interviews interessiert? Ein Universitätsfremder?«
    Antonia Ahrens schüttelte den Kopf.
    »Was hat das alles mit meiner Diplomarbeit zu tun?«
    »Ich muss wissen, ob Ihre Arbeit über dieses Internetforum gekauft worden ist.«
    »Nein. Mir ist nur die Festplatte ex gegangen. Ein Virus. Ich hatte alles in einer Internet-Datenbank gespeichert. Ist also nichts Böses passiert.«
     
    Dass Schneeweißchen ohne Handschuhe arbeitete, war kein gutes Zeichen. Er musste sicher sein, dass seine Abdrücke
nicht in der Datei zu finden waren. Dennoch rief Mangold die Kasseler Kollegen an und bat sie, die Wohnung von Antonia Ahrens gründlich auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren abzusuchen. Auch eventuell vorhandene Computer oder Laptops sollten sie auf verdächtige Dateien überprüfen.
    Er hatte sie am Leben gelassen, und dafür gab es nur eine Erklärung: Er hatte sein Ziel erreicht, es ging um Kaja Winterstein. Jetzt ging es um die Sicherung seiner Beute. Er demonstrierte seine Macht und - was immer er vorhatte - er warnte davor, ihn dabei zu stören.
    Trotz des Fahndungsdrucks entführte er in aller Seelenruhe eine junge Frau, betäubte sie, ließ sie am Leben und schickte ihm, Mangold, eine Warnung. Genauso war auch seine Wahl des Ortes zu verstehen, an dem er sie »zur Abholung« bereitgelegt hatte. Eine Grabemaschine in einem entstehenden Tunnel. Ein mörderischer Gruß.

26.
    »Unser Mann heißt Jan Travenhorst«, sagte Hensen, als er die Tür zum Konferenzraum aufriss.
    »Und wir müssen uns beeilen.«
    Ohne zu antworten, tippte Mangold den Namen in das Suchfenster des Melderegisters.
    »Gibt es nicht«, sagte er.
    »Dieser Professor Kallschmied hat ihn vor dreißig Jahren von seinem parasitären Zwilling getrennt. Die Eltern wollten das nicht an die große Glocke hängen, haben ihn abgeschirmt. War eine spektakuläre Sache, weil sie am Kopf zusammengewachsen waren. Die Medien wurden nicht informiert, es drang nichts nach außen, und wie es aussieht, hat dieser Jan Travenhorst schon als Kind zwei Persönlichkeiten entwickelt.«
    »Schizophrenie?«
    »Es gibt Fragmente seines Zwillings in seinem Hirn.«
    »Horrorgeschichten«, sagte Mangold.
    »Leider nicht. Und es kommt öfter vor, als man denkt. Ineinander verwachsene Zwillinge.«
    »Fein, zwei Täter in einem Körper«, sagte Mangold.
    »Wir müssen in seinen Strukturen denken.«
    »Diese Strukturen haut er uns jede Stunde erneut um die Ohren und wir verstehen sie trotzdem nur in Zeitlupe.«
    Hensen warf sich auf einen Bürostuhl.
    »Diese Labyrinthe, die er aufbaut, das entspricht seiner
Art zu denken. Nach den Savant-Forschern sind diese Leute immer auf Hochtouren. Deshalb auch dieses unsinnige Auswendiglernen von Telefonbüchern, Verkehrsverbindungen, Adressverzeichnissen und so weiter. Der Speicher will gefüllt werden, Nervenbahnen, die immer glühen.«
    »Du meinst, dieser ganze Kokolores, den er veranstaltet hat …«
    »… diente mehreren Zwecken. Zum einen hat er uns in seinen Roman, in seine Story, seinen Denkkosmos gezwungen und uns damit seine Überlegenheit gezeigt. Und dann die psychologische Manipulation von Kaja. Er wollte sie in seine Welt ziehen, sie mit seinen grauenhaften Gedanken vertraut machen, sie vorbereiten.«
    »Was steht am Ende dieses Wahnsinns?«
    »Eine Geburt«, sagte Hensen. »Er will den Zwilling, den er verloren hat, zurück, will, dass er erneut geboren wird.«
    »Kaja soll seinen Zwillingsbruder austragen?«
    Hensen blickte ihn ernst an.
    »Nach neueren Forschungen bekommen diese Zwillinge schon im Mutterleib einen Knall weg, wenn sie ihr Spiegelbild verlieren. Und das passiert häufiger,

Weitere Kostenlose Bücher