Bluttaufe: Thriller
Abschlussarbeiten auszugeben, hatte man nach zwei Prozessen den Vertrieb eingestellt.
Der Initiator dieses Online-Angebots bedauerte, dass er mit weiteren Unterlagen nicht helfen könne.
»Wir wurden heftig attackiert durch Virenangriffe, dabei sind alle Daten zerstört worden. Hören Sie, ich habe keine Lust auf Stress, Sie können das gern nachprüfen. Gern auch ohne Durchsuchungsbeschluss.«
Angaben über den Verkauf könnten lediglich die Anbieter geben. Ob einzelne Arbeiten weiter im Netz kursierten, könne er nicht sagen, halte es aber für denkbar.
Der Täter hatte die Namen der Opfer aus dieser Arbeit »gezogen«.
Wieder verläuft eine viel versprechende Spur im Sand, dachte Mangold.
Auch die Zeit lief ihnen davon. Wenn Kaja Winterstein noch lebte, war höchste Eile geboten.
Am frühen Nachmittag lief eine SMS-Nachricht auf Mangolds Handy ein.
»Stopp Suche Kaja«, lautete der knappe Text.
»Von Sienhaupt?«, fragte Tannen.
»Keine Ahnung, der Mann könnte sich mit der Fernbedienung seines Fernsehers ins Netz hacken.«
»Ich tippe auf Schneeweißchen«, sagte Tannen.
»Klare Worte, das wäre ein neuer Stil.«
»Er hat, was er wollte«, sagte Tannen.
»Ein Prepaid-Handy aus der Türkei«, sagte ein Assistent, der die Absendernummer überprüft hatte.
»Die Ortungsanweisung ist raus, vielleicht ist er noch eingeloggt.«
Zehn Minuten später benachrichtigte die Kriminaltechnik Mangold, dass es ein GPS-Signal von dem Handy gäbe.
Tannen rief am Computer die dazugehörige Karte auf und gab die Koordinaten ein. Dann besah er sich die Position mithilfe einer Satellitenansicht.
»Da ist nichts. Kein Gebäude oder etwas anderes zu sehen, nicht mal eine Straße. Das erste Mal, dass wir über die Nummer ein Handy orten können.«
Mangold spürte die Müdigkeit. Er kniff die Augen zusammen und massierte sich die Stirn.
»Ein neues Spielchen. Kommen Sie, Weitz, Tannen hält hier die Stellung. Wo genau liegt die Handy-Position?«
»Im Hamburger Hafen, in der Nähe des Grasbrook«, sagte Tannen.
Durch das Schaukeln des Wagens fielen Mangold die Augen zu. Immer wieder dämmerte er weg und schreckte anschließend hoch. Der kantige Fahrstil von Weitz ärgerte ihn.
Auch wenn Mangold nicht glaubte, dass die Absenderposition sie auch nur einen Schritt weiterbrachte - er war froh, für ein, zwei Stunden dem Einsatzbüro entkommen zu sein.
»Stopp Suche Kaja.«
Das Handy klingelte. Hensen teilte ihm mit, dass er auf dem Weg zu einem Chirurgen sei, der sich auskenne.
»Womit?«, hatte Mangold gefragt, doch Hensen vertröstete ihn auf später.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens glitt ein Containerkran mit seinem Ausleger über die Ladefläche eines Schiffes. Das regelmäßige Aufheulen der Sirene wehte über das Wasser. Das stählerne Ungetüm hievte den Container in die Höhe und glitt dann auf Schienen ein paar Meter zurück.
Die Straße endete vor einer Schranke. Zu Fuß machten sie sich auf den Weg zu einer Grasnarbe, direkt an einem kleinen Seitenarm der Elbe.
»Hier ist nichts«, sagte Mangold. »Aber wir haben doch ein GPS-Signal, wie ist das möglich?«
»Zumindest muss er mit dem Handy hier gewesen sein, als er die Nachricht abschickte«, antwortete Weitz, der den Zeitpunkt für gekommen hielt, ihm seine neueste Theorie zu servieren.
»Der Mann ist ein Pedant, der zieht die Sachen durch bis zum Ende. Konnte ja nicht wissen, dass er die Psychologin
so leicht erwischen würde, und hat sich eine weitere Option offen gelassen.«
»Was ist das?«, sagte Mangold und deutete auf eine Baustelle, die vielleicht hundert Meter entfernt durch Absperrungen gekennzeichnet war. Flache Gebäude standen auf dem Areal, und auch ein Radlader war neben die Baubuden bugsiert worden.
»Kommen Sie«, sagte Mangold.
Die Baustelle war verwaist. Nur einen Arbeiter konnten sie entdecken, der, auf dem Boden hockend, ein ausgebautes Maschinenteil begutachtete.
Mangold zeigte seinen Ausweis.
»Niemand da«, sagte der Mann. »Sind alle auf einer anderen Baustelle in der Hafencity.«
»Die Arbeiten wurden eingestellt?«
»Unterbrochen«, sagte der Arbeiter, der mit einem Hammer auf eine ausgebaute metallene Scheibe schlug.
»Unterbrochen?«
»Neue Bodenproben. Da müssen erst die Geologen ran, das Erdreich untersuchen.«
»Wofür?«, sagte Weitz.
»Den Tunnel. Wir müssen sehen, ob wir mit unserer Grabemaschine überhaupt weiterkommen.«
Mangold zuckte zusammen. Das konnte nun wirklich kein Zufall
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