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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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lag es an der Enge, vielleicht auch daran, dass er hier ganz allein vor der Toten stand, er hatte das Gefühl, als gäbe es eine feierliche und vertraute Atmosphäre zwischen dem Opfer und ihm, ja, als hätten sie sich hier verabredet.
    Das Mädchen saß auf der karierten Bank und trug einen kurzen Rock. Ihre blonden Haare waren über den oberen Teil der Polsterung drapiert. An den Füßen weiße Sportsocken und Sneakers. Um das Handgelenk ein geflochtenes Lederarmband. Der Oberkörper war entblößt und etwas eingesunken. Dachte man sich die Strommarken unterhalb der Brüste weg und auch die Spritze, die in der Vene baumelte, hätte man meinen können, sie schliefe.
    Neben ihr auf dem Boden stand eine weiße Lacktasche. Mit einer Pinzette zog Mangold einen Ausweis heraus.
    Sie hieß Leonie Jahn und war 19 Jahre alt. Gemeldet war sie in Cuxhaven. Ihre Gesichtszüge waren friedlich und Mangold meinte sogar, ein Lächeln zu erkennen. Außer dem Hügelmodell, das auf dem Tisch stand, schien nichts in dem Wohnwagen verändert.
    Auch dieser Auffindeort sah nicht nach dem Tatort aus. Doch wie hatte der Mann es geschafft, die Leiche hierherzuschaffen? An den scharfen Hunden vorbei, die den Beteuerungen des Angestellten zufolge am Abend auf dem Gelände frei herumliefen. Der Chef dieses Wohnmobil-Handels war auf dem Weg.
    »Wir müssten dann mal wieder ran«, sagte der Kriminaltechniker von der Tür aus.
    »Ich glaub zwar nicht, dass wir Fingerspuren oder DNA finden, aber vielleicht haben wir Glück mit Faserspuren.
Die müsste es eigentlich geben, wenn Schneeweißchen die Tote hierhergeschafft hat«, meinte Mangold.
    Er trat rückwärts aus dem Wohnwagen. Draußen schob er den Ausweis in eine Plastiktüte und reichte sie Kaja Winterstein. Sie warf einen Blick darauf und wankte plötzlich. Mangold griff blitzschnell unter ihren Arm. Sie stützte sich ab und setzte sich dann auf ein kleines Treppchen, das in einen anderen Wohnwagen führte.
    »Leonie«, sagte sie. »Wie meine Tochter.«
    »Ein verbreiteter Name.«
    »Sehen Sie sich das Geburtsdatum an. Vierter Juli … das Geburtsdatum meiner Tochter. Das Mädchen da drin ist auf den Tag genau zwei Jahre älter als meine Tochter. Vierter Juli.«
    »Und es ist der amerikanische Unabhängigkeitstag«, sagte Hensen. Tannen trat mit seinem Notebook auf sie zu.
    »Ich hab was«, sagte er.
    Mangold zeigte auf einen entfernt stehenden Wohnwagen.
    »Die Dinger sind offen?«
    Tannen bejahte.
    Nachdem sie sich auf die Plastikfolien gesetzt hatten, forderte Mangold Tannen auf loszulegen.
    Tannen rief die Seite in seinem Notebook auf.
    »Ich habe zunächst gezielt nach dem Hügel gesucht, den er uns hingestellt hat, dazu Strangulation und die Injektion. Die Datenbanken haben unter anderem die so genannten ›Hillside Strangler‹ ausgeworfen.«
    Hensen ließ seinen Zeichenblock sinken und sagte: »Waschpulver.«
    »Genau«, sagte Tannen. »Aufgelöstes Waschpulver.«

    »Was soll das?«, fragte Mangold. »Wieso Waschpulver?«
    Tannen deutete auf den Bildschirm.
    »Die Hillside-Strangler Kenneth Bianchi und Angelo Buono haben ihren Opfern Waschmittel injiziert. Das war allerdings nur ein Teil ihres Rituals. Die beiden wurden so genannt, weil sie ihre Opfer am Fuß der Hügel von Los Angeles ablegten. Die zehn gefundenen Leichen wurden vaginal und anal von beiden Tätern vergewaltigt, mit Strom gefoltert und es wurde ihnen eben auch Waschmittel injiziert. Anschließend wurden die Opfer erwürgt. Kenneth Bianchi war Wachmann, sein Cousin Angelo Buono Autopolsterer.«
    »Bestien«, sagte Mangold.
    »Ja«, sagte Tannen knapp. »Dieser Bianchi gab beim Gerichtsverfahren an, nicht er, sondern sein zweites Ich mit Namen Steve hätte die Morde begangen. Nach ein paar Jahren Haft verliebte sich über eine Brieffreundschaft eine 23-jährige Schauspielerin in Bianchi. Die beiden planten dann, dass diese Frau im Stile der Verurteilten Bianchi und Buono ein Mädchen umbringen sollte. Und jetzt kommt’s: Man hat Bianchis Samenflüssigkeit im Körper der Opfer gefunden. Um vorzutäuschen, dass dies manipuliert war, übergab Bianchi seiner Freundin bei einem Besuch einen mit seiner Samenflüssigkeit gefüllten Gummihandschuh. Das ausgesuchte Opfer konnte dann fliehen und die ganze Geschichte flog auf.«
    »Wir haben hier anscheinend ständig Überschneidungen und können sie einfach nicht zuordnen«, sagte Mangold. »Er baut ein gewaltiges Puzzle auf und sagt uns: Seht hin, seht hin, es ist doch so

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