Bluttaufe: Thriller
einfach.«
Kaja Winterstein blickte auf den Boden.
»Kann Zufall sein, aber das Opfer hat den gleichen Vornamen und am gleichen Tag Geburtstag wie die Tochter von Kaja Winterstein«, sagte Mangold.
Hensen kratzte sich am Nacken.
»Bei diesem Täter glaube ich nicht an Zufälle. Gibt natürlich noch die dritte Variante, die Überschneidung mit dem amerikanischen Unabhängigkeitstag. Er präsentiert uns hier schließlich amerikanische Serienmörder.«
»Und was soll ich tun? Ich meine mit Leonie? Verstecken, Polizeischutz oder was?«, fragte Kaja Winterstein.
»Wegschicken«, sagte Mangold. »Ins Ausland. Ich glaube zwar nicht, dass er sie im Visier hat … aber sicher ist sicher.«
»Visier, wie das klingt! Hört sich an, als würde er in diesem Augenblick auf sie anlegen.«
»Tschuldigung«, sagte Mangold.
Kaja Winterstein zog ihr Handy aus der Handtasche und rief ihre Tochter an.
»Nein, ich wollte nur hören … nein, ich kontrolliere dich nicht. Ist alles in Ordnung?«
»Wir werden uns etwas überlegen«, sagte Mangold, als sie das Gespräch beendet hatte.
Dann klingelte sein Telefon. Der Polizeipräsident persönlich. Mangold verließ mit dem Handy am Ohr den Wohnwagen.
»Und es gibt eindeutig einen Zusammenhang zwischen dem Mord in Bremen und den beiden anderen Fällen?«, fragte der Präsident.
»Unbedingt«, sagte Mangold. »Sie beziehen sich aufeinander, sind miteinander verzahnt.«
»Was soll das heißen, ›verzahnt‹?«
»Der Täter schickt uns von einem Auffindeort zum nächsten und spricht uns direkt an.«
»Er spricht die Polizei an? Will einen Wettkampf, was?«
»Nicht direkt«, sagte Mangold. »Er scheint einzelne Mitglieder der Sonderkommission anzusprechen.«
»Mangold, davon darf die Presse nichts erfahren. Wir haben denen noch nicht einmal bestätigt, dass die Morde an der Autobahnauffahrt und auf dem Gelände von Hagenbeck zusammenhängen. Da wird in der Presse fröhlich spekuliert. Wird das bekannt, basteln wir uns hier ganz schnell eine kleine Panik zusammen. Mangold, was brauchen Sie? Mehr Leute, Observationsteams, Technik? Sagen Sie nur Bescheid. Wir haben wenig Zeit. Haben Sie alles auf vergleichbare Fälle geprüft?«
»Das ist ja gerade das Problem. Alle Morddetails werden säuberlich kopiert.«
»Schneeweißchen ein Trittbrettfahrer?«
»Dafür ist unser Mann zu korrekt. Und Trittbrettfahrer halten sich meist an nur ein von ihnen bewundertes Vorbild. Es gibt eine Fülle von Details, mit denen er uns anscheinend Signale senden will. Gerade hat er einen Wachmann kopiert. Ein toter Wachmann taucht auch hinsichtlich der Samenspuren auf, die wir auf dem Oberschenkel von Opfer Nummer eins gefunden haben. Außerdem ist der Mann ein Rätselfreund.«
»Und diese These von der Psychologin? Wirch hat mir davon erzählt. Ich meine, dass es sich um ein geisteskrankes Genie handelt.«
»Ein Savant, ein Inselbegabter.«
»Für mich ist er vor allem ein Mörder. Was ist mit den Opfern? Verbindendes, eine Gemeinsamkeit? Warum hat er gerade sie ausgesucht?«
»Vieles spricht für Zufallsopfer, und das macht es nicht eben leichter. Allerdings haben wir hier eine junge Frau,
die den gleichen Vornamen trägt und das gleiche Geburtsdatum hat wie die Tochter von Kaja Winterstein.«
»Er hat den direkten Kontakt mit Ihnen aufgenommen. Raus damit, ist jemand aus dem Team gefährdet? Das ist das Letzte, was wir brauchen können.«
Mangold machte eine Pause. Genau daran hatte er auch schon gedacht. Und dass er verantwortlich war, wenn seine Leute nicht ausreichend geschützt wurden. Andererseits konnten sie sich nicht einfach verkriechen.
»Was ist nun?«, sagte der Polizeipräsident. »Gibt es Gefährdungen?«
»Glaube ich nicht, er braucht uns, um sein Spiel weiterzuspielen.«
»Aber um welchen Einsatz geht es?«
»Ich werde zu den Forensikern gerufen«, log Mangold und beendete das Gespräch.
Sollte er Kaja Winterstein aus dem Ermittlerteam abziehen? Nein, sie hatten ihre Arbeit zu erledigen und diesen Täter dingfest zu machen. So schnell wie möglich.
Die meisten Täter waren in ihrem tiefsten Innern vom Wunsch getrieben, zur Verantwortung gezogen zu werden. Auch wenn es einige gab, die einfach aufhörten. So wie Jack the Ripper. Doch das war bei ihrem Mann nicht zu erwarten. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Hensen mit seinem Zeichenblock den Wohnwagen betrat, in dem Leonie Jahn immer noch saß, als würde sie geduldig warten.
Kaja Winterstein kam ihm entgegen.
»Ich
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