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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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ein Hotel kam aus finanziellen Gründen nicht infrage.
    Den Sessel hatte Ikea geliefert. Zusammen mit der Matratze
und den Bezügen, der Wolldecke und dem Kissen. Dies hier sollte kein Neuanfang sein, sondern eine Art Fluchtburg, die er abschließen konnte.
     
    Noch zwei Flaschen Cognac standen in der aufgerissenen Kiste. Das Kontingent, um seinen Schmerz zu betäuben. Wenn er ehrlich war, tauchten die Bilder von Vera immer seltener auf.
    In den letzten Tagen war er ohnehin nur hergekommen, um todmüde auf sein Matratzenlager zu fallen, nachdem er die Weckfunktion seines Handys aktiviert hatte. Dieser Fall war wohl die größte Herausforderung, der er sich je hatte stellen müssen. Manchmal kam es ihm vor, als sei Schneeweißchen ihnen auf den Fersen und nicht umgekehrt.
     
    Er musste daran denken, Mundwasser zu kaufen. Eine Fahne passte nicht zu der momentanen Situation. Genauso wenig wie das Trinken. Bis jetzt hatte man ihn noch nicht halb betrunken zu einem Tatort rufen müssen. Ein glücklicher Zufall.
    Mangold schraubte eine Flasche auf und goss sich ein Glas ein.
    Dann fuhr er das Notebook hoch und besah sich noch einmal die eingescannte Nachricht, die aus dem Rollo des Wohnwagens gefallen war.
    Die Zeichen schienen zu einer alten Sprache zu gehören. Eines der Zeichen war durchgestrichen.

    Er hatte die Zeichenfolge an einen Sprachwissenschaftler der Berliner Humboldt-Universität geschickt, der herausfinden
sollte, ob es sich um eine Art primitiver Keilschrift handelte. Aber was wollte er ihnen beweisen? Dass sie im Vergleich zu seinen Fähigkeiten nur Idioten waren. Mit einer soliden Halbbildung und einer Spezialisierung im Beruf, die ihnen auch nicht weiterhalf? Schön, einverstanden.
    Mangold hob den Cognacschwenker, den er aus dem Karton neben der Wohnzimmertür gezogen hatte.
     
    Die Kisten mit seinen Tunnel-Modellen hatte er an die Wand geschoben. In den gelben Kisten lagen die Materialien, die er dazu gesammelt hatte.
    Mangold öffnete einen der Kartons und zog das aus Plexiglas gefertigte Modell des 530 v. Chr. gebauten Tunnels des Eupalinos auf Samos heraus. Ein Triumph der Mathematik, denn es war der erste Tunnel, der nach einem genau berechneten Plan gebaut wurde. An beiden Seiten hatten sie den Stein herausgebrochen und sich genau in der Mitte getroffen. Etwas über einen Kilometer maß er im Original und war damit auch der längste Tunnel dieser Zeit. Spekuliert wurde, ob er aufgrund der Berechnungen des Pythagoras so exakt durch den Berg getrieben werden konnte.
     
    Exakte Berechnungen. War der Killer auf der Suche nach jemandem, der ihm in dieser Hinsicht ebenbürtig war? Mehr als reizvoll wäre es gewesen, ihm einen Schritt vorzugeben, aber wie? Nur zu gern hätte er diese bis in die Details geplanten Abläufe des Täters durch etwas für ihn Unvorhergesehenes durchkreuzt. Der Mann bezog sogar den Zufall in seine Planungen mit ein. Nur eine Abweichung, die sie ihm aufzwingen würden, eine Unregelmäßigkeit - und die Chance bestand, dass er einen Fehler machen würde.
Einen kleinen Fehler, erzwungen durch eine Situation, die er nicht unter Kontrolle hatte.
     
    Um Kaja Winterstein zu beruhigen, hatte er angedeutet, dass die identischen Vornamen und Geburtsdaten des jüngsten Opfers und ihrer Tochter Zufall sein könnte. Doch Mangold glaubte nicht daran.
    Vor Kaja Wintersteins Haus saß ein Kollege in einem Wagen. Er persönlich hatte ihm eingeschärft, wie wichtig seine Observation war und dass er sich bei dem kleinsten Verdacht sofort bei ihm melden sollte. Dennoch würde er erleichtert sein, wenn die Tochter Kaja Wintersteins bei ihrem Vater in der Schweiz eingetroffen war.
     
    Der erste Zwischenbericht der Forensiker hatte bestätigt, dass der Mann diesmal die »Hillside Strangler« kopiert hatte. Alles stimmte: Folter mit Strom, Injektion eines Waschmittels, zwei verschiedene Spermaspuren. Auch ohne dieses Modellbauhügelchen wären sie darauf gekommen. Ihn trotzdem neben die Leiche zu stellen, sprach für eine kindliche, verspielte Seite des Täters.
    Nach Einschätzung Kaja Wintersteins passte es absolut zu den Verhaltensweisen eines Savants oder zumindest doch zu einem Menschen, der unter dem Asperger-Syndrom litt.
    Sie hatte einen Bericht in das Computersystem gestellt, demzufolge diese autistischen Störungen keinesfalls ein Phänomen neuerer Zeiten waren. Im zaristischen Russland glaubte man, dass diese Kinder als besonders religiöse Menschen zur Welt gekommen waren. Boten, die

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