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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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seiner Vergangenheit das Gleiche finden würden wie bei allen Serienmördern. Missbrauch, Funktionsstörungen, möglicherweise eine Art von Kopftrauma in der Kindheit oder Ähnliches.«
    »Falls Sie meinen, der Hurensohn sollte mir leidtun?«
    Hollis winkte ab. »Nein, nein. Die meisten von uns gehen auch davon aus, dass Serienmördern von Geburt an etwas fehlt, man könnte es Gewissen oder Seele nennen, was sie wesentlich leichter zu Monstern werden lässt als normale Menschen. Wir wissen nicht, ob es allein an diesem fehlenden Baustein liegt oder ob die Person ein völlig normales Leben führen könnte – zumindest nach außen hin –, ohne je einen Menschen zu verletzen. Wenn sie oder er in fürsorglicher und lebensbejahender Umgebung aufwuchs und es kein Trauma gab, besteht zumindest die Möglichkeit, dass die Person keine Übeltaten begehen wird.«
    »Aber?« Marc betrachtete sie noch immer aufmerksam.
    »Aber. Wir sind uns ziemlich sicher, dass dieser fehlende Baustein in Verbindung mit entweder einem Kindheitstrauma und Missbrauch, einer schweren Kopfverletzung oder einer Art von tiefem emotionalem oder psychischem Schock nahezu immer zu etwas Schrecklichem führt. Einem Serienmörder, Vergewaltiger, Pädophilen, Brandstifter – sogar einem Terroristen. Die Neigungen sind vorhanden, die Instinkte, die Bedürfnisse. Und dann geschieht etwas, nach und nach oder in einem einzigen traumatischen Erlebnis, das sie zutage treten lässt.«
    »Ich warte noch immer auf die nächste Hiobsbotschaft«, sagte Marc.
    »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Hier ist sie. Von da an befinden wir uns in dem ›Außer-Reichweite-Gebiet‹. Wir haben einige Theorien. Wir haben einige Fallstudien der SCU, die uns grenzwertig erschienen oder zu deren genauer Analyse oder Ergründung der beteiligten Persönlichkeiten uns die Zeit fehlte. Doch wir haben nichts Beweiskräftiges. Zum Teufel, wir haben nicht einmal die Spur eines Beweises.«
    »Hollis …«
    Sie hob die Hand. »Marc, Traumata – in der Kindheit oder als Erwachsener – können auch paragnostische Fähigkeiten auslösen. Tatsächlich haben einige Studien deutlich gezeigt, dass die Hirnregionen, die unerklärlicherweise bei den meisten Paragnosten aktiviert werden, die gleichen sind, die unerklärlicherweise auch bei Serienmördern aktiv sind.«
    Marc atmete tief ein und ganz langsam wieder aus. »Sie wollen mir erzählen, dass in meiner Stadt ein Serienmörder sein Unwesen treibt, der obendrein ein Paragnost ist?«
    Als wäre er nicht schon selbst auf den Gedanken gekommen, dachte Dani, innerlich fast schmunzelnd.
    »Es kommt noch schlimmer«, fuhr Hollis fort. »In der SCU gibt es Paragnosten, die ein besonderes Gespür für Schwankungen in elektromagnetischen Feldern haben und ungewöhnliche paragnostische Aktivitäten auch aus einiger Entfernung wahrnehmen können, was wir als ›stark mit dem Universum verbunden‹ bezeichnen.«
    »Okay. Und?«
    »Und Bishop schließt aus Berichten, die er von solchen Paragnosten hier im Umkreis erhalten hat, dass es sich bei unserer unbekannten Zielperson um jemanden handeln muss, der wie eine knappe Handvoll von Paragnosten, auf die wir je gestoßen sind, mehr als eine Hauptbegabung besitzt. Nicht nur sekundäre oder Hilfsfähigkeiten, sondern gleichwertig stark entwickelte. Wir wissen nicht einmal, wie viele Fähigkeiten möglich sind oder welche er hat. Er könnte ein Telepath und Seher sein, mit telekinetischen Kräften und der Fähigkeit zu heilen. Vielleicht weniger. Vielleicht mehr. Er könnte ein lebendes, atmendes Wunder sein, dem gleichen uns unbekannten Horrorszenario entsprungen, das in ihm den Zwang zu töten auslöst. Das Böse in Reinkultur – mal zehn. Und keiner von uns, nicht einmal Bishop, hat je so etwas erlebt.«

11
    Er hatte Stunden gebraucht, bis ihr Haar seinen Vorstellungen entsprach, doch das machte ihm nichts aus. In diesem Raum verlor man fast das Gefühl für Nacht oder Tag, daher kümmerte er sich nicht um Uhrzeiten, sondern machte einfach dann eine Pause, wenn er müde war. Jedenfalls, wenn es um die Haare ging, verhielt er sich etwas obsessiv, das war ihm klar. Es musste einfach perfekt sein. Die Länge, die Frisur, die Farbe.
    Das war wichtig.
    Er wurde richtig böse, wenn eines der Details nicht stimmte.
    Die hässlichen blonden Haare, die er von ihrem Kopf entfernt hatte, waren ordentlich eingetütet und zur Seite gelegt worden. Er würde sie später verbrennen, wie auch die Kleider, die

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