Blutträume
der Bastard wird es erneut versuchen, und das, sobald er seine Stärke wiedererlangt.«
»Woher weißt du, dass er sie verloren hat?«, fragte Jordan.
»Aus bitterer Erfahrung. Jeder Paragnost, den ich kenne, ist bis zu einem gewissen Grad erschöpft, nachdem er seine Fähigkeit benutzt hat. Ein Angriff wie dieser erfordert eine enorme Menge Energie, vor allem, da er nicht in physischem Kontakt mit Paris stand oder anscheinend nicht mal in unserer Nähe war. Ich war fast achtzehn Stunden bewusstlos, und das, nachdem er den Hauptteil seiner Energie darauf verwendet hat, uns beide anzugreifen. Ich wette, er ist immer noch bewusstlos.«
Gabriel zupfte kurz an seinem Ohrläppchen. »Sie behaupten also, Paris’ Ex hätte betrunken seine Schimpftiraden in einer Bar losgelassen, in der auch zufällig unser Mörder war? Ich hab ja nichts gegen tolle Zufälle, aber …«
»Nicht so zufällig, wenn Sie genauer darüber nachdenken«, erwiderte Marc. »Dan hat für eine Firma in Atlanta gearbeitet. Für eine echte Schlafstadt sind wir ein bisschen zu weit entfernt, doch wir haben durchaus Pendler, die in Venture wohnen – und Dan musste für seinen Job viel reisen. Die ganze Ostküste hinauf und hinunter. Im letzten Sommer war er mindestens dreimal in Boston.«
»Alles fügt sich allmählich zusammen«, sagte Roxanne. »Unser Serienmörder hielt sich in Boston bedeckt, behielt vielleicht die Ermittlungen zu seinen Morden im Auge, trank vielleicht einen Scotch zwischen zwei Morden und hörte dabei einen betrunkenen Vertreter in der Bar über seine sehr talentierte Exfrau reden. Und er fand die Idee gut, aus dem Rampenlicht zu verschwinden und nach Süden zu gehen.«
»Ich glaube, das geschah alles viel absichtlicher«, sagte Dani. »Ich kann es nicht beweisen, weil es bisher nichts gibt, das als Beweis anerkannt werden würde – aber ich weiß, was dahintersteckt, durch diese Stimme in meinem Kopf. Diese andere Persönlichkeit. Er war bereits auf Bishop fixiert, auf die SCU. Er plante einen Kampf. Vielleicht dort in Boston, oder er war schon auf dem Absprung. Wie auch immer, von Paris zu erfahren, brachte ihn nach Venture. Weil Paris hier war und eine sehr coole Fähigkeit besaß, die er für sich haben wollte.«
»Ein paragnostischer Vampir.« Jordan sprach die Vermutung nur zögernd aus, weil er fürchtete, jemand würde ihn auslachen.
Aber von dieser Gruppe wurde scheinbar Phantastisches nicht so einfach abgetan.
»In der nicht-paragnostischen Welt gibt es viele Energievampire«, teilte ihm Bishop mit. »Sie kennen wahrscheinlich selbst den einen oder anderen. Diese Menschen zermürben ihre Freunde sogar in normalen Unterhaltungen, saugen die ganze Energie im Raum auf.«
Jordan runzelte die Stirn. »Da kenne ich tatsächlich zwei. Aber dieser Kerl – irre ich mich, oder muss er über eine Art spezieller Fähigkeit verfügen? Ich meine, um die paragnostischen Fähigkeiten eines anderen Menschen zu stehlen?«
Dani hörte, wie die Uhr in ihrem Kopf lauter tickte, und antwortete: »Vermutlich. Um ehrlich zu sein, es ist mir egal, wie er es macht. Oder warum. Ich will ihn nur finden, und das, bevor er die Kraft hat, zu vollenden, was er angefangen hat. Er wird wieder auf Paris losgehen und könnte sie trotz Schutzengel töten, ohne überhaupt zu merken, dass sie die von ihm so leidenschaftlich begehrte Fähigkeit gar nicht mehr besitzt.«
Jordan nickte rasch. »Also kehren wir zu den Lagerhäusern zurück.«
»Und nehmen uns die Grundbucheintragungen der letzten paar Monate vor«, fügte Marc hinzu. »Ich wette, er bevorzugt eine bequemere Unterbringung als ein Lagerhaus, wo auch immer er seine schmutzige Arbeit verrichtet. Ich bezweifle, dass er die ganzen Wochen in einem Motel untergekommen ist, da das bemerkt worden wäre. Ein gemietetes oder geleastes Haus kommt mir wahrscheinlicher vor. Aber wir werden die Deputys trotzdem in die Motels schicken.«
»Was man auch bemerken wird«, sagte Bishop.
»Wir haben Wochenende, und es ist bereits Abend, also wird es wohl nicht so auffallen. Auf jeden Fall bleiben uns vermutlich nicht mehr als achtundvierzig Stunden, bevor die Medien hier einfallen.« Er warf Bishop einen Blick zu. »Wo wir gerade von Medien sprechen, sollten Sie nicht in Boston sein, ständig sichtbar für den Direktor?«
»Der Direktor musste für ein paar Tage an die Westküste fliegen und wird erst am Mittwoch wieder in Washington erwartet«, erwiderte Bishop. »Mehrere meiner Leute ziehen in
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